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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Bemühungen in jener anderen Angelegenheit stören, über die wir bereits gesprochen haben.«
    Ich nickte. Wenn überall bekannt würde, dass er fast einem Anschlag seines eigenen Arkanisten erlegen wäre, würde ihm das nicht helfen, die Hand der Frau zu gewinnen, die er zu heiraten hoffte.
    »Leider kann ich dir aus demselben Grund nicht die Belohnung |625| geben, die du dir so reichlich verdient hast. Unter anderen Umständen würde ich es als das Mindeste betrachten, dir Ländereien zu schenken und obendrein einen Titel zu verleihen. Denn dazu ist meine Familie unabhängig vom König nach wie vor berechtigt.«
    Mir schwirrte der Kopf angesichts der Möglichkeiten, die sich vor mir auftaten. »Aber wenn ich das tun würde«, fuhr er fort, »müsste ich es erklären. Und eben das will ich nicht.«
    Er hielt mir die Hand hin, und ich begriff erst mit einiger Verspätung, dass ich sie schütteln sollte. Man schüttelt nicht einfach so die Hand von Maer Alveron. Wie schade, dass nur der Wächter Zeuge dieses denkwürdigen Moments wurde. Hoffentlich war er eine Klatschbase. Ich ergriff die Hand feierlich.
    »Ich stehe tief in deiner Schuld«, sprach Alveron weiter. »Wenn du je Hilfe brauchst, stehe ich dir mit allem zur Verfügung, das ein dankbarer Herr geben kann.«
    Ich nickte gerührt und versuchte trotz meiner Erregung die Ruhe zu bewahren. Genau darauf hatte ich gehofft. Mit der Hilfe des Maer konnte ich gezielt nach den Amyr suchen. Er konnte mir Zugang zu klösterlichen Archiven und privaten Bibliotheken verschaffen, zu Orten, wo wichtige Dokumente lagen, die nicht wie an der Universität zensiert und bearbeitet worden waren.
    Ich wusste allerdings auch, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, darum zu bitten. Alveron hatte mir seine Hilfe versprochen. Ich konnte in aller Ruhe abwarten und überlegen, welche Art von Hilfe ich am dringendsten brauchte.
    Beim Hinausgehen überraschte Stapes mich mit einer stummen Umarmung. Seinem Gesicht nach zu schließen hätte er nicht dankbarer sein können, wenn ich seine gesamte Familie aus einem brennenden Haus gerettet hätte. »Ihr könnt Euch gewiss nicht vorstellen, wie tief ich in Eurer Schuld stehe. Wenn Ihr je etwas braucht, lasst es mich wissen.«
    Er ergriff meine Hand und schüttelte sie überschwenglich. Zugleich spürte ich, wie er mir etwas Hartes hineindrückte.
    Draußen auf dem Gang blieb ich stehen und öffnete sie. In ihr lag ein silberner Ring mit Stapes’ Namen. Daneben lag ein zweiter Ring, der nicht aus Metall bestand. Er war glatt und weiß, und in seine |626| Außenseite war in ungelenken Buchstaben ebenfalls der Name des Kammerdieners eingraviert. Ich hatte keine Ahnung, was ein solcher Ring bedeutete.
    Wie betäubt von dieser plötzlichen Wendung zum Guten kehrte ich in meine Unterkunft zurück.

|627| Kapitel 65
Ein schönes Spiel
    A m nächsten Tag zog ich mit meiner spärlichen Habe in Räume, die dem Maer angemessener für jemanden erschienen, der hoch und fest in seiner Gunst stand. Ich verfügte über insgesamt fünf Zimmer, drei davon mit Blick auf den Garten.
    Er wollte mir damit eine Freude machen, doch ich dachte unwillkürlich daran, dass die neuen Räume noch weiter von der Küche entfernt lagen. Das Essen würde in Zukunft eiskalt sein, wenn es bei mir eintraf.
    Ich war kaum eine Stunde umgezogen, da brachte mir ein Laufbote Bredons Ring und eine Karte mit den Worten: »In deinen neuen Prunkgemächern. Wann?«
    Ich drehte die Karte um, schrieb darauf »Sobald Ihr es wünscht« und schickte den Boten wieder los.
    Den silbernen Ring legte ich auf ein Tablett im Wohnzimmer. In der Schale daneben leuchteten jetzt zwei Silberringe aus dem Eisen hervor.
    Ich öffnete die Tür, und Bredons dunkle Augen blickten mir eulenhaft aus dem weißen Haarkranz entgegen. Er begrüßte mich lächelnd und mit einer Verbeugung. Seinen Stock hatte er unter den Arm geklemmt. Ich bot ihm einen Sessel an, entschuldigte mich und ließ ihn einen Augenblick im Wohnzimmer allein, wie es die Höflichkeit gebot.
    Ich war kaum durch die Tür, da hörte ich sein volltönendes Lachen hinter mir. »Na so was!«, rief er. »Das ist ja eine Überraschung!«
    Bei meiner Rückkehr saß er am Spieltischchen und hielt die beiden Ringe in der Hand, die Stapes mir geschenkt hatte. »Höchst |628| bemerkenswert«, sagte er. »Offenbar habe ich die Lage falsch eingeschätzt, als mein Bote gestern vor deiner Tür von einer mürrischen Wache abgewiesen wurde.«
    Ich

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