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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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kränkend erscheint, werde ich sie vernichtend schlagen und ihr alles abnehmen, was sie auf den Tisch legt.«
    Denna grinste. »Du gefällst mir, Wil.«
    Das erste Spiel verlief einigermaßen gut. Denna vertat sich bei einem Stich, aber da wir miese Karten hatten, hätten wir ohnehin nicht gewonnen. Beim zweiten Spiel aber machte sie schon beim Reizen einen Fehler. Als Sim sie darauf hinwies, wurde sie nervös und reizte übertrieben weiter. Dann spielte sie versehentlich eine Karte aus, als sie noch gar nicht dran war. Das war an sich kein allzu schlimmer Fehler, doch da es sich um den Herzbuben handelte, wussten nun alle ganz genau, was sie sonst noch auf der Hand hatte. Als ihr das klar wurde, hörte ich sie etwas ganz und gar Undamenhaftes vor sich hin murmeln.
    Wie von Wil angekündigt, stürzten sich die beiden förmlich auf sie. Angesichts der mauen Karten, die ich auf der Hand hatte, blieb mir nichts übrig als dazusitzen und mitanzusehen, wie sie die nächsten beiden Stiche für sich entschieden und ihr wie hungrige Wölfe immer näher rückten.
    Bloß dass es ihnen nicht gelang. Denna überraschte uns alle und zog den Herzkönig, was keinen Sinn ergab, da sie zuvor versucht |209| hatte, den Herzbuben auszuspielen. Dann zog sie auch noch das Ass.
    Kurz vor Wil und Sim ging mir auf, dass ihre unbeholfen wirkenden Spielfehler eine Finte gewesen waren. Es gelang mir, keine Miene zu verziehen, bis ich sah, dass es ihnen ebenfalls zu dämmern begann. Da lachte ich laut los.
    »Sei mal nicht so selbstgefällig«, sagte Denna zu mir. »Dich hatte ich auch eingewickelt. Als ich den Buben gezogen habe, sahst du aus, als würde dir gleich schlecht.« Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und blickte großäugig und unschuldig drein. »Ojemine, ich hab noch nie Corners gespielt. Könnt ihr mir das beibringen? Stimmt es, dass da manchmal sogar um Geld gespielt wird?«
    Denna knallte noch eine Karte auf den Tisch und machte damit den Stich. »Also bitte. Ihr solltet froh sein, dass ich euch nur eine kleine Klatsche verpasse und euch nicht ausnehme wie Weihnachtsgänse, wie ihr das eigentlich verdient habt.«
    Denna holte nun einen Stich nach dem anderen, und das verschaffte uns einen solchen Vorsprung, dass wir mit diesem Spiel die ganze Runde für uns entschieden. Sie legte eine solche Gerissenheit und ein solches spielerisches Können an den Tag, dass Manet dagegen schwerfällig wie ein Ackergaul erschien.
    »Das wird mir eine Lehre sein«, sagte Wil, als er Denna seinen Jot hinschob. »Und jetzt muss ich erst mal meine Wunden lecken.«
    Denna hob ihr Glas. »Auf die Leichtgläubigkeit der Hochgebildeten!«
    Wir stießen an und tranken.
    »Ihr habt euch in letzter Zeit rar gemacht«, sagte sie. »Fast zwei Spannen lang hab ich vergebens nach euch Ausschau gehalten.«
    »Wieso das?«, fragte Sim.
    Denna bedachte die beiden mit einem berechnenden Blick. »Ihr seid doch Studenten an der Universität, nicht wahr? Dieser besonderen Universität, an der Magie gelehrt wird?«
    »Ja, das stimmt«, sagte Sim. »Wir kennen alle möglichen verborgenen Geheimnisse.«
    »Und befassen uns mit dunklen Mächten«, fügte Wil unbekümmert hinzu.
    |210| »Man nennt es übrigens ›das Arkanum‹«, sagte ich.
    Denna nickte ernst und beugte sich aufmerksam vor. »Und ihr drei wisst doch bestimmt, wie das meiste davon funktioniert.« Sie sah uns an. »Also, sagt mir: Wie funktioniert das?«
    »Das?«, fragte ich.
    »Die Magie«, erwiderte sie. »Die echte Magie.«
    Wil, Sim und ich tauschten Blicke.
    »Das lässt sich nicht so einfach erklären«, sagte ich.
    Denna zuckte die Achseln und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Ich habe alle Zeit der Welt«, sagte sie. »Und ich muss wissen, wie das funktioniert. Zeigt es mir. Tut etwas Magisches.«
    Wir drei rutschten unbehaglich auf unseren Sitzen hin und her. Denna lachte.
    »Das dürfen wir nicht«, sagte ich.
    »Was?«, erwiderte sie. »Würde das etwa das kosmische Gleichgewicht stören?«
    »Es würde die Polizei stören«, erwiderte ich. »Die sehen so etwas auf dieser Seite des Flusses nicht allzu gern.«
    »Die Meister der Universität haben auch etwas dagegen«, sagte Wil. »Sie achten sehr auf den Ruf ihrer Institution.«
    »Also bitte«, sagte Denna. »Ich habe gerüchteweise gehört, dass unser Kvothe einen Dämonen-Wind herbeigerufen hat.« Sie wies mit dem Daumen auf den Haupteingang. »Und zwar direkt hier vor dem Haus.«
    Hatte Ambrose ihr davon erzählt? »Es war nur ein

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