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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Wind«, sagte ich. »Mit irgendwelchen Dämonen hatte das nichts zu tun.«
    »Und er wurde dafür ja auch ausgepeitscht«, sagte Wil.
    Denna sah ihn an, als könnte sie sich nicht recht entscheiden, ob er das ernst meinte oder nicht. Dann zuckte sie die Achseln. »Also, ich will natürlich niemanden in Schwierigkeiten bringen«, sagte sie. »Aber ich bin schrecklich neugierig. Und ich kenne ebenfalls Geheimnisse, die ich euch im Gegenzug verraten würde.«
    Da spitzte Sim die Ohren. »Was denn für Geheimnisse?«
    »Die mannigfaltigen Geheimnisse des weiblichen Geschlechts«, sagte sie mit einem Lächeln. »Wie es sich trifft, weiß ich einige Dinge, die euren Beziehungen zur Damenwelt erheblich auf die Sprünge |211| helfen könnten.« Denna hob eine Augenbraue, legte den Kopf auf die Seite und sah uns drei erwartungsvoll an.
    Ich räusperte mich beklommen. »Es wird nicht gern gesehen, wenn wir irgendwelche Geheimnisse des Arkanums ausplaudern. Es verstößt zwar nicht direkt gegen die Regeln der Universität, aber –«
    »Doch, das tut es«, unterbach mich Simmon mit entschuldigendem Blick. »Und zwar gleich gegen mehrere.«
    Denna seufzte dramatisch und blickte zur Saaldecke empor. »Hab ich’s mir doch gedacht«, sagte sie. »Das ist alles nur Geschwafel. Gebt’s zu, ihr könntet nicht mal Rahm in Butter verwandeln.«
    »Ich weiß zufällig, dass Sim das durchaus kann«, sagte ich. »Er macht es nur nicht gern, weil er so faul ist.«
    »Ich verlange ja nicht, dass ihr mir die Magie
beibringt
«, sagte Denna. »Ich will bloß wissen, wie das funktioniert.«
    Sim sah zu Wil hinüber. »Das fiele nicht unter ›ungebilligte Enthüllung‹, oder?«
    »Unzulässige Offenbarung«, erwiderte Wil.
    Denna beugte sich mit Verschwörermiene vor und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Ich wäre gegebenenfalls auch bereit, ein die ganze Nacht währendes Trinkgelage zu finanzieren, weit über diese schlichte Flasche hinaus, die ihr hier vor euch seht.« Sie wandte sich an Wilem. »Einer der Barmänner hat kürzlich im hiesigen Weinkeller eine verstaubte Steinflasche entdeckt. Es handelt sich dabei nicht nur um erlesenen alten Scutten, das Getränk der Könige der Kealden, sondern sogar um einen Merovani.«
    Wilems Gesichtsausdruck blieb unverändert, seine Augen aber erstrahlten.
    Ich sah mich in dem weitgehend leeren Saal um. »Am Orden-Abend ist hier doch immer wenig los. Da dürften wir eigentlich keine Schwierigkeiten bekommen, wenn wir uns einigermaßen still verhalten.« Ich sah zu meinen beiden Kommilitonen hinüber.
    Sim hatte sein jungenhaftes Grinsen aufgesetzt. »Klingt doch gut. Ein Austausch von Geheimnissen.«
    »Wenn es tatsächlich ein Merovani ist«, sagte Wilem, »wäre ich bereit, das Risiko einzugehen.«
    »Also gut«, sagte Denna mit breitem Grinsen. »Ihr fangt an.«
    |212| Sim beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Die Sympathie ist wahrscheinlich noch am einfachsten zu begreifen«, sagte er und hielt inne, als wisse er nicht recht, wie er fortfahren sollte.
    Ich sprang ein. »Du weißt ja, wie ein Flaschenzug einem dabei helfen kann, etwas anzuheben, das einem sonst zu schwer wäre, nicht wahr?«
    Denna nickte.
    »Die Sympathie erfüllt eine ähnliche Funktion«, sagte ich. »Bloß ohne die ganzen umständlichen Seile und Rollen.«
    Wilem legte zwei Eisendeute auf den Tisch und murmelte eine Bindung. Dann stupste er den rechten Deut mit dem Finger an, und der linke glitt gleichzeitig, in synchroner Bewegung, über die Tischplatte.
    Denna guckte erstaunt. Ihr blieb zwar nicht die Luft weg, aber sie atmete tief durch die Nase ein. Erst da wurde mir klar, dass sie so etwas wahrscheinlich noch nie gesehen hatte. Angesichts meiner Studien vergaß ich leicht, dass man ganz in der Nähe der Universität leben und dennoch nie mit der Sympathie in Berührung gekommen sein konnte.
    Doch alle Achtung: Denna überwand ihre Verblüffung sofort. Ohne das mindeste Zögern streckte sie einen Finger aus, um eine der beiden Münzen zu berühren. »So also funktionierte diese Glocke auf meinem Zimmer«, sagte sie nachdenklich.
    Ich nickte.
    Wil schob ihr den Deut hin, und sie hob ihn auf. Der andere Deut erhob sich ebenfalls vom Tisch und schwebte in der Luft. »Er ist schwer«, sagte Denna und nickte. »Ja, klar, es ist ja wie bei einem Flaschenzug. Ich hebe sie beide hoch.«
    »Wärme, Licht und Bewegung – das ist alles nur Energie«, sagte ich. »Und Energie können wir weder erschaffen noch vernichten. Die

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