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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Kehle. Otto richtete sich taumelnd auf ein Knie auf und kippte zur Seite. Die Hände, mit denen er sich an den Hals fasste, verfärbten sich schwarz. Ich ließ ihn blutend im Mondschein liegen. Er konnte nicht mehr schreien, war aber noch nicht tot, sondern lag im Sterben.
    Ich warf ein Stück sprödes Eisen ins Feuer und näherte mich den Zelten der anderen.
    Als ich um den Wagen bog, erschreckte mich Laren. Er sah mich mit gezogenem Schwert um die Ecke biegen und machte einen überraschten Laut. Allerdings war er so vom Gift benebelt, dass er kaum die Hände heben konnte, als ich ihm das Schwert in die Brust bohrte. Mit einem erstickten Schrei fiel er nach hinten um und blieb zuckend auf dem Boden liegen.
    Die anderen hatten aufgrund des Giftes nur unruhig gedöst. Auf Larens Schrei hin stolperten sie aus Wagen und Zelten und sahen sich mit wirren Blicken um. Aus dem offenen hinteren Teil des Wagens neben mir sprangen zwei schemenhafte Gestalten, bei denen es sich um Josh und Fren handeln musste. Ich traf den einen ins Auge, worauf er zu Boden ging, und schlitzte dem anderen den Bauch auf.
    Als die anderen sahen, was geschah, begannen sie laut zu schreien und torkelnd in Richtung Wald zu fliehen. Einige fielen unterwegs hin. Tim dagegen, ein mächtiger Schatten, stürzte sich auf mich. Das gewaltige Schwert, das er den ganzen Abend über geschärft hatte, blitzte silbern im Mondlicht auf.
    Doch ich war bereit. Ich nahm rasch ein zweites Stück Schwerteisen in die Hand und murmelte eine Bindung. Im selben Augenblick, in dem Tim zuschlagen wollte, zerbrach ich das Eisen mit denFingern. Tims Schwert zersprang mit dem Scheppern einer kaputten Glocke in tausend Splitter. Die Splitter fielen ins nächtlich-schwarze Gras.
    Doch Tim war erfahrener und stärker als ich und seine Arme hatten eine längere Reichweite. Trotz des Giftes schlug er sich mit seinem Schwertstumpf wacker. Es dauerte eine Weile, bis ich seine Abwehr mit einem Flüchtigen Liebhaber durchbrechen konnte und ihm die Hand abhackte.
    Er fiel auf die Knie, heulte rasselnd auf und umklammerte den Stumpf. Ich rammte ihm mein Schwert von oben in die Brust und eilte in Richtung der Bäume. Der Kampf hatte bisher nicht lange gedauert, aber jede Sekunde zählte, denn die übrigen zerstreuten sich bereits im Wald.
    Ich rannte in die Richtung, in die ich sie hatte taumeln sehen. In meiner Achtlosigkeit übersah ich Alleg, der im Schatten eines Baumes lauerte und sich auf mich stürzte. Er hatte zwar kein Schwert, sondern nur ein Messer, das im Mondlicht aufblitzte, doch ein Messer reicht vollkommen aus, einen Menschen zu töten. Wir rollten über den Boden und er stach mich in den Bauch. Ich prallte mit dem Kopf seitlich gegen eine Wurzel und schmeckte Blut.
    Doch rappelte ich mich noch vor ihm auf und durchtrennte ihm eine Kniesehne. Dann bohrte ich ihm das Schwert in den Bauch, ließ ihn auf dem Boden liegen und fluchen und setzte den anderen nach. Mit der freien Hand hielt ich mir den Bauch. Ich wusste, dass die Schmerzen bald einsetzen würden und ich dann womöglich nicht mehr lange zu leben hatte.
     
    Es wurde eine lange Nacht, und ich will euch nicht mit weiteren Einzelheiten belästigen. Ich spürte die anderen im Wald auf. Anne hatte sich auf der Flucht das Bein gebrochen, Tim legte trotz der abgeschlagenen Hand und der Brustwunde noch fast eine halbe Meile zurück. Sie schrien, stießen Verwünschungen aus und flehten um Gnade, während ich sie durch den Wald verfolgte, doch nichts, was sie sagten, konnte mich besänftigen.
    Es war eine schreckliche Nacht, aber ich fand sie alle. Ehre oder Ruhm konnte ich mir dabei nicht verdienen, aber ich sorgte für eineArt blutiger Gerechtigkeit. Anschließend schaffte ich die Leichen ins Lager.
     
    Ich kehrte zu meinem Zelt zurück, als am Himmel weit im Osten ein vertrautes Blau heraufdämmerte. Eine Handbreit unter meinem Bauchnabel spürte ich heftig stechende Schmerzen, und aus dem unangenehmen Ziehen bei jeder Bewegung schloss ich, dass mein Hemd sich mit dem getrockneten Blut der Wunde verklebt hatte. Ich verdrängte die Schmerzen, so gut es ging, denn ich wusste, dass ich im Moment sowieso nichts dagegen tun konnte. Dazu zitterten meine Hände viel zu sehr und es war noch zu dunkel, um etwas zu sehen. Ich musste warten, bis es hell wurde, erst dann konnte ich beurteilen, wie schwer ich verletzt war.
    Ich versuchte nicht an das zu denken, was ich durch meine Arbeit in der Mediho wusste. Tiefe Bauchwunden

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