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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Schauspieler, sondern einfach nur Diebe, die eine Truppe von Ruh getötet haben und ihren Platz einnehmen wollten.«
    Krin starrte die Leichen an und dann mich. »Du hast sie also getötet, weil sie sich als Edema Ruh ausgaben?«
    »Weil sie sich als Edema Ruh ausgaben? Nein.« Ich steckte das Eisen wieder in die Glut. »Weil sie eine Truppe von Ruh getötet und ihre Wagen gestohlen haben? Ja. Weil sie euch misshandelt haben? Ja.«
    »Aber wenn sie keine Ruh sind …« Krin betrachtete die in leuchtenden Farben angemalten Wagen. »Woher haben sie die Wagen?«
    »Das wüsste ich selbst gern«, sagte ich. Ich zog das Brandzeichen wieder aus dem Feuer, ging zu Alleg und drückte es ihm auf die Hand.
    Der falsche Schauspieler zuckte zusammen, schrie und wachte dabei auf.
    »Er ist nicht tot!«, kreischte Krin.
    Ich hatte mir seine Wunde bereits angesehen. »Doch, er ist tot«, sagte ich kalt. »Er hat nur noch nicht aufgehört sich zu bewegen.« Ich blickte auf ihn hinab. »Wie habt ihr es angestellt, Alleg? Wie seid ihr an die Wagen der Edema gekommen?«
    »Du elender Ruh«, beschimpfte er mich lallend.
    »Ja«, sagte ich, »das bin ich. Und du bist keiner. Woher kennst du die Zeichen und Bräuche meiner Familie?«
    »Wodurch haben wir uns verraten?«, fragte er. »Wir kannten die Wörter, den Handschlag, Wasser und Wein und die Lieder vor dem Abendessen.«
    »Ihr dachtet, ihr könntet mich täuschen?« Ich spürte die Wut in mir wie eine unter Spannung stehende Feder. »Die Ruh sind meine Familie! Ich habe sofort gemerkt, dass ihr keine seid. Die Ruh tunnicht, was ihr getan habt. Sie stehlen nicht und sie entführen auch keine Mädchen.«
    Alleg schüttelte mit einem spöttischen Lächeln den Kopf. An seinen Zähnen war Blut. »Alle wissen, was ihr tut.«
    Da platzte ich vor Wut. »Alle bilden sich ein, es zu wissen! Sie halten Gerüchte für die Wahrheit! Aber die Ruh tun so etwas nicht!« Ich fuchtelte mit den Armen. »Die Menschen glauben das nur wegen Leuten wie euch!« Zorn übermannte mich und ich begann zu schreien. »Und jetzt sag mir, was ich wissen will, sonst wird Gott weinen, wenn er hört, was ich mit dir getan habe!«
    Alleg erbleichte und musste schlucken, bevor er wieder sprechen konnte. »Die Truppe bestand aus einem alten Mann und seiner Frau und einigen weiteren Spielern. Ich begleitete sie ein halbes Jahr lang als Wache, und zuletzt nahmen sie mich bei sich auf.« Er schnappte keuchend nach Luft.
    Aber er hatte genug gesagt. »Und dann hast du sie getötet.«
    Alleg schüttelte heftig den Kopf. »Nein … wir wurden unterwegs überfallen.« Er zeigte auf die Leichen. »Sie haben uns angegriffen. Die anderen Schauspieler wurden getötet, aber ich … wurde nur bewusstlos geschlagen.«
    Ich sah zu den Leichen hinüber und wieder stieg Zorn in mir auf, obwohl ich im Grund alles gewusst hatte. Nur so konnte jemand in den Besitz von zwei Wagen der Edema mit intakten Markierungen kommen.
    Alleg redete weiter. »Später habe ich ihnen dann gezeigt … wie man als Schauspieltruppe auftritt.« Er schluckte vor Schmerzen. »Ein gutes Leben.«
    Ich wandte mich voller Abscheu ab. Alleg gehörte in gewisser Weise zu uns, war in unsere Familie aufgenommen worden. Das zu wissen machte alles noch zehnmal schlimmer. Ich steckte das Hufeisen erneut in die Glut und sah Krin an. Sie betrachtete Alleg mit steinhartem Blick.
    Ich wusste nicht, ob es richtig war, aber ich hielt ihr das Brandzeichen hin. Ihr Gesicht erstarrte zu einer grimmigen Maske, und sie nahm es.
    Alleg schien erst zu begreifen, was sie vorhatte, als sie ihm dasheiße Eisen mit aller Kraft auf die Brust drückte. Er schrie und wand sich, hatte aber nicht die Kraft, das Eisen abzuschütteln. Auf seine kraftlosen Versuche hin biss Krin nur die Lippen zusammen. In ihren Augen standen Tränen des Zorns.
    Dann endlich, nach einer langen Weile, nahm sie das Eisen weg. Sie weinte leise. Ich schwieg.
    Alleg blickte zu ihr auf und fand mühsam seine Stimme wieder. »Aber wir hatten es doch auch schön miteinander, oder?« Sie hörte auf zu weinen und sah ihn an. »Nicht …«
    Bevor er noch etwas sagen konnte, trat ich ihn heftig in die Seite. Er erstarrte vor Schmerzen, dann spuckte er blutigen Schleim auf mich. Ich trat noch einmal zu, und er erschlaffte.
    Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, also nahm ich das Eisen und steckte es wieder in die Glut.
    Es folgte langes Schweigen. »Schläft Ellie noch?«, fragte ich schließlich.
    Krin

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