Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag
Wechsel erschöpft, ängstlich, verwirrt und in Panik gewesen.
Doch jetzt hatte sich das geändert. Vashet war eine gute Lehrerin und sorgte dafür, dass ich genügend Pausen zu meiner Erholung bekam. Mein Vertrauen in meine Fähigkeiten war gewachsen und ich fühlte mich in ihrer Gegenwart zunehmend wohl.
Angesichts all dessen kann es nicht wundernehmen, dass ich so reagierte, wie ich es tat.
Damals jedoch erschrak ich und war verlegen, wie es ein junger Mann in einem solchen Fall eben ist. Ich trat von Vashet zurück, wurde rot und suchte nach einer Entschuldigung. Ich wollte meine deutlich sichtbare Erregung verbergen und machte Vashet damit nur noch mehr darauf aufmerksam.
Sie blickte auf das hinab, was ich mit den Händen vergeblich vor ihr zu verbergen suchte. »Tja, ich betrachte das als Kompliment und nicht als eine merkwürdige neue Angriffstechnik.«
Wenn man vor Scham sterben könnte, ich wäre in diesem Augenblick gestorben.
»Willst du dich selbst darum kümmern?«, fragte Vashet, als sei es die normalste Sache der Welt. »Oder ist dir eine Partnerin lieber?«
»Wie bitte?«, stammelte ich entgeistert.
»Na komm.« Sie zeigte auf meine Hände. »Selbst wenn du noch an etwas anderes denken könntest, wäre doch deine Konzentration gestört.« Sie ließ ein tiefes, kehliges Lachen hören. »Du musst dich darum kümmern, bevor wir mit dem Unterricht fortfahren. Ich kann es dir überlassen, oder wir suchen uns eine weiche Unterlage und sehen, wer den anderen zwei von drei Mal auf den Rücken legen kann.«
Sie klang so beiläufig, dass ich überzeugt war, sie falsch zu verstehen. Doch dann lachte sie wissend und ich begriff, dass ich sie ganz genau verstanden hatte.
»Da wo ich herkomme«, stotterte ich, »würden Lehrer und Schüler nie …« Ich überlegte krampfhaft, wie ich die Situation mit höflichen Worten entschärfen konnte.
Vashet verdrehte verzweifelt die Augen, was auf dem Gesicht einer Adem höchst ungewöhnlich aussah. »Kämpfen sie auch nicht miteinander? Reden sie nicht miteinander? Essen sie nicht miteinander?«
»Schon«, ächzte ich, »aber das jetzt …«
Vashet seufzte. »Du darfst eines nicht vergessen, Kvothe. Du kommst aus einem barbarischen Land und bist mit vielen törichten Sitten und Gebräuchen aufgewachsen. Das gilt vor allem für die sonderbaren Gepflogenheiten, wenn ihr miteinander schlaft.«
»Vashet, ich …«
Sie unterbrach mich mit einer unwilligen Handbewegung. »Was du jetzt sagen willst, habe ich ganz sicher schon von meinem Dichterkönig gehört. Aber ein Tag hat nur soundsoviele Stunden. Ich frage dich also: verlangt es dich nach Sex?«
Ich zuckte hilflos mit den Schultern. Es abzustreiten wäre sinnlos gewesen.
»Willst du Sex mit mir haben?«
Ich hatte ihren Geruch noch in der Nase und wollte in diesem Augenblick nichts lieber. »Ja.«
»Und du bist gesund?«, fragte sie ernst.
Ich nickte, zu durcheinander, um über diese unverblümte Frage auch noch zu staunen.
»Also gut. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es unweit von hier eine mit Moos gepolsterte windgeschützte Stelle.« Vashet stieg zurKuppe eines Hügels hinauf. Im Gehen öffnete sie die Schnalle des Riemens, mit dem ihr Schwert auf dem Rücken befestigt war. »Komm.«
Ihre Erinnerung hatte sie nicht getrogen. Unter den Ästen zweier Bäume versteckt lag am Fuß eines Steilhangs ein mit weichem Moos gepolsterter Platz, der durch einige Büsche vor dem Wind geschützt war.
Es stellte sich rasch heraus, dass Vashet kein müßiges nachmittägliches Schäferstündchen im Sinn hatte. Nicht dass sie keinerlei Gefühl gezeigt hätte, damit täte ich ihr Unrecht. Sie lächelte und lachte beim kleinsten Anlass, aber sie war in keiner Weise verspielt oder kokett.
Sie zog sich ohne jede Zeremonie und ohne sich zu zieren aus und ich sah einige Narben und einen gestählten, mageren, von Muskelsträngen durchzogenen Körper. Was nicht heißt, dass Vashet nicht auch weiche Rundungen gehabt hätte. Dann verspottete sie mich, weil ich sie anstarrte, als hätte ich noch nie eine nackte Frau gesehen, während ich doch in Wahrheit nur noch keine Frau gesehen hatte, die am hellichten Tag splitternackt in der Sonne stand.
Dann zog ich mich für ihren Geschmack zu langsam aus und sie lachte und machte sich über meine Schüchternheit lustig. Sie trat zu mir, riss mir die Kleider vom Leib, wie man ein Hühnchen rupft, und küsste mich auf den Mund, während sie sich zugleich mit ihrem ganzen warmen Körper
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