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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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meine Nähe und flüsterte mir böse Worte zu. An diesem Tag war sie schon überfällig.
    Doch als ich aufblickte, sah ich zu meiner Überraschung Vashet. Sie nickte und betrachtete ausdruckslos meine verblüffte Miene. Ich fasste mich und erwiderte das Nicken. Wir aßen in geselligemSchweigen. Anschließend plauderten wir noch eine Weile leise über dies und das.
    Danach traten wir aus dem Speisesaal in den Abend hinaus. Ich wechselte wieder zu Aturisch, denn ich wollte ein schwierigeres Thema ansprechen, das mich schon seit einigen Stunden beschäftigte.
    »Es wäre eigentlich schön, wenn ich einen Übungspartner hätte, der etwa so gut ist wie ich.«
    Vashet lachte und schüttelte den Kopf. »Das wäre ja, als würde man zwei Jungfrauen in ein Bett stecken. Eifer, Leidenschaft und Unkenntnis sind keine gute Verbindung. Es könnte zu Verletzungen kommen.«
    »Aber du kannst doch nicht behaupten, dass ich überhaupt keine Ahnung vom Kämpfen habe«, entgegnete ich. »Natürlich bin ich lange nicht so gut wie du, aber du hast selbst gesagt, mein Ketan sei bemerkenswert gut.«
    »Ich meinte das im Verhältnis zu der Zeit, die du darauf verwendest hast«, erwiderte Vashet. »Und das waren nicht einmal zwei Monate, was so gut wie nichts ist.«
    »Aber es ist so bitter. Wenn ich dich mit dem Schwert oder der Faust treffe, dann nur, weil du es zulässt. Es zählt nichts, ich habe es mir nicht verdient.«
    »Jeder Treffer gegen mich ist verdient«, sagte Vashet. »Auch wenn ich ihn dir ermögliche. Aber ich verstehe dich. Ein ehrlicher Wettkampf hat seine Vorteile.«
    Ich wollte etwas sagen, doch sie legte mir die Hand auf den Mund. »Ich habe gesagt, ich verstehe dich. Hör auf zu kämpfen, wenn du schon gewonnen hast.« Sie klopfte mit einem Finger der Hand, mit der sie mir den Mund zuhielt, nachdenklich an meine Wange. »Also gut. Übe fleißig weiter, und ich suche dir einen passenden Übungspartner.«

Kapitel 116

Größe
     
    N ach und nach fühlte ich mich fast schon ein wenig heimisch in Haert. Mein Ademisch verbesserte sich und ich konnte mit anderen Adem Nettigkeiten austauschen und fühlte mich weniger einsam. Vashet aß gelegentlich mit mir, so dass ich mir nicht mehr wie ein Ausgestoßener vorkam.
    Wir hatten an diesem Morgen mit dem Schwert gearbeitet, eine sehr angenehme Art, den Tag zu beginnen. Vashet war immer noch damit beschäftigt, mir zu zeigen, wie das Schwert im Ketan verwendet wird, und wir kämpften nur selten damit. Im Anschluss daran arbeiteten wir an meinem Ademisch und dann wieder mit dem Schwert.
    Nach dem Mittagessen übten wir den Kampf ohne Waffen. Ich bildete mir ein, dass ich zumindest darin gute Fortschritte machte. Nach einer halben Stunde atmete Vashet schneller und war ein wenig ins Schwitzen geraten. Natürlich bedeutete ich für sie deshalb noch lange keine Herausforderung, aber wenigstens musste sie jetzt eine gewisse Anstrengung einsetzen, um ihren Vorsprung zu halten, während sie meine Angriffe bisher mit einer geradezu demütigenden Leichtigkeit abgewehrt hatte.
    Wir kämpften also miteinander, und ich stellte fest, dass Vashet … wie soll ich das diskret sagen? Sie roch einfach wunderbar. Nicht nach einem Parfüm oder Blumen oder so etwas, nein, sie roch nach sauberem Schweiß, geöltem Metall und zerdrücktem Gras, auf das ich sie kurz zuvor geworfen hatte. Ich mochte diesen Geruch. Vashet …
    Ich kann das nicht diskret ausdrücken. Was ich sagen will: sie roch nach körperlicher Liebe. Nicht als hätte sie gerade geliebt, sondernals bestehe sie daraus. Als sie vor mich trat und mich packte und ich sie roch und den Druck ihres Körpers an meinem spürte, war mir kurz, als lege jemand in meinem Kopf einen Schalter um. Von da an beherrschte mich nur noch der Wunsch, sie zu küssen, in die weiche Haut ihres Halses zu beißen, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und den Schweiß von ihr abzulecken …
    Natürlich tat ich nichts dergleichen. Doch in diesem Augenblick hätte ich nichts lieber getan. Im Nachhinein ist mir das peinlich, aber ich will mich nicht verteidigen. Es genüge der Hinweis, dass ich in der Blüte meiner Jugend stand und gesund und kräftig war. Und Vashet mochte wohl zehn Jahre älter sein, sie war aber eine sehr anziehende Frau.
    Dazu kam, dass ich von den liebenden Armen Felurians direkt in die freudig ausgebreiteten Arme Losines gefallen war. Daran hatte sich der anstrengende Marsch mit Tempi nach Haert angeschlossen. Drei Spannen lang war ich im

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