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Die furchtbaren Salomoninseln

Die furchtbaren Salomoninseln

Titel: Die furchtbaren Salomoninseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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auf einer Plantage in Queensland verbracht. Er war auf Samoa gewesen, auf den Fidschiinseln und in Sydney und hatte der Besatzung eines Werbeschoners angehört, der nach Neubritannien, Neuirland, Neuguinea und den Admiralitätsinseln gefahren war. Er war ein Spaßvogel und hatte sich das Benehmen seines Schiffers zum Beispiel genommen.
    Ja, er hatte viele Menschen gefressen. Wie viele? Er wußte die Zahl nicht mehr. Ja, weiße Männer auch; sie schmeckten gut, außer wenn sie krank waren. Er hatte einmal einen Kranken gefressen. »Mein Wort!« rief er bei dem Gedanken daran. »Ich sehr viel krank. Mein Magen viel umhergehen.«
    Bertie schauderte und fragte nach den Köpfen. Ja, Sumasai hatte verschiedene an Land versteckt, in guter Verfassung, an der Sonne getrocknet und geräuchert. Einer hatte dem Kapitän eines Schoners gehört. Er hatte einen langen Bart. Für zwei Pfund wollte er ihn verkaufen. Die Köpfe von Schwarzen verkaufte er für ein Pfund. Er hatte einige Kinderköpfe in schlechtem Zustande, die wollte er für zehn Schilling hergeben. Fünf Minuten später fand Bertie sich auf der Kajütentreppe neben einem Schwarzen sitzen, der eine scheußliche Hautkrankheit hatte. Er entfernte sich und erfuhr auf Befragen, daß es Lepra sei. Er eilte hinunter und wusch sich mit antiseptischer Seife. Im Laufe des Tages nahm er noch viele antiseptische Waschungen vor, denn jeder Eingeborene an Bord war mit einem oder dem andern bösartigen Geschwür behaftet.
    Als die »Arla« inmitten von Mangrovesümpfen vor Anker ging, wurde rings um die Reling eine doppelte Reihe Stacheldraht gezogen. Das sah recht ernst aus, und als Bertie die Kanus, mit Speeren, Bogen und Pfeilen bewaffnet, von Land kommen sah, wünschte er sehnlicher als je, daß die Fahrt zu Ende sein möchte.
    An diesem Abend verließen die Eingeborenen das Schiff bei Sonnenuntergang nur zögernd. Als der Steuermann ihnen befahl, an Land zu gehen, wurden mehrere von ihnen frech.
    »Ich will ihnen schon Beine machen«, sagte Kapitän Hansen und verschwand in der Küche.
    Als er wiederkam, zeigte er Bertie ein an einem Angelhaken befestigtes Stück Dynamit. Nun kann jeder angeführt werden durch eine in Papier gewickelte Medizinflasche, aus der ein harmloser Zünder herausguckt. Er führte Bertie an, und er führte die Eingeborenen an. Als Kapitän Hansen den Zünder ansteckte und den Angelhaken hinten an den Lendenschurz eines Eingeborenen hakte, wurde der von einer so glühenden Sehnsucht nach dem Lande ergriffen, daß er vergaß, den Schurz abzuwerfen.
    Er stürzte sich mit dem zischenden und sprudelnden Zünder auf seiner Hinterseite über den Stacheldraht, und die anderen Eingeborenen purzelten hinterher.
    Bertie war entsetzt. Und ebenso Kapitän Hansen. Er hatte nicht an seine fünfundzwanzig Arbeiter gedacht, denen er je dreißig Schilling im voraus bezahlt hatte. Sie sprangen über Bord zusammen mit den Küstenbewohnern im Gefolge des Mannes, der die zischende Medizinflasche hinter sich herschleppte.
    Bertie sah die Flasche zwar nicht losgehen; da der Steuermann aber gerade in diesem Augenblick ein Stück Dynamit achtern, wo es keinen Schaden tat, abbrannte, würde Bertie vor jedem Seegericht beschworen haben, daß ein Nigger in die Luft gesprengt war.
    Die Flucht der fünfundzwanzig Arbeiter hatte die »Arla« wirklich vierzig Pfund gekostet, und da sie in den Busch geflohen waren, bestand keine Hoffnung, ihrer wieder habhaft zu werden.
    Der Schiffer und sein Steuermann ertränkten ihren Kummer in kaltem Tee. Der kalte Tee befand sich in Whiskyflaschen, und so merkte Bertie nicht, daß es wirklich kalter Tee war, was sie tranken. Alles, was er merkte, war, daß die beiden Männer stark betrunken wurden und lange beredt darüber diskutierten, ob der explodierte Neger als Ruhrfall oder zufälliges Ertrinken gemeldet werden solle.
    Als sie sich in Schlaf geschnarcht hatten, blieb er als einziger Weißer übrig und hatte bis Einbruch der Dämmerung eine gefahrvolle Wache in steter Furcht vor einem Angriff vom Land aus oder einem Aufruhr der Besatzung.
    Noch drei Tage verbrachte die »Arla« an der Küste, und noch drei Tage tranken Schiffer und Steuermann kalten Tee im Übermaß und ließen Bertie die Wache halten. Sie wußten, daß sie sich in der Beziehung auf ihn verlassen konnten, und er wußte ebenso sicher, daß er Kapitän Malu von ihrer Betrunkenheit berichten würde, wenn er mit dem Leben davonkam.
    Dann warf die »Arla« bei der Reminge-Plantage

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