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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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aufgeschlagene Bücher herum. Manche waren auch auf dem Fußboden verstreut. Und der eigenartige Schreibtisch, den sie auf einer Auktion erworben hatte, quoll von merkwürdigen, gelblichen Pergamentrollen über, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Offenbar eine Neuerwerbung. Der Schreibtisch hatte es ebenfalls in sich. An allen vier Ecken befanden sich seltsame Tierköpfe. Grimmige, zahnbewehrte Mäuler geisterhafter Fantasiewesen, die einen giftig anblickten. Angeblich sollte es in dem Tisch ein Geheimfach geben, daß aber - sofern es überhaupt existierte derart raffiniert angelegt war, daß Tante Lizzy es bislang vergeblich gesucht hatte.
    Ich hörte Schritte und drehte mich herum.
    Tante Lizzy kam die düstere Kellertreppe herauf. In ihrem Arm trug sie zwei dicke Lederbände.
    Sie schaute zu mir herauf.
    "Oh, du bist schon da, Kind...", ächzte sie. Ich trat auf sie zu und nahm ihr die schweren Bücher ab. Kurz blickte ich auf den Titel des oberen Buches. Magische Reisen - die okkulten Schriften des Mahmud al-Kebir in der Übersetzung George Francis McMahon. Tante Lizzy seufzte hörbar.
    "Meine Güte, ich werde auch nicht jünger!" meinte sie, aber auf ihrem Gesicht stand ein Lächeln. "Ich bin richtig ein bißchen k.o.!"
    "Kein Wunder, Tante Lizzy!"
    "Ach, nein?"
    "Bei dem Pensum, daß du dir aufhalst! Das würde manche Jüngere in den Herzinfarkt treiben!"
    Tante Lizzys Lächeln wirkte etwas matt.
    "Es ist nett, daß du das sagst... Aber die Wahrheit ist es trotzdem nicht, Patti!"
    Wir gingen zusammen in die Bibliothek.
    Ich legte die Bücher an einem freien Platz ab. Und plötzlich meinte Tante Lizzy: "Was hältst du von einer Tasse Tee?"
    "Da habe ich noch nie nein gesagt, Tante Lizzy!"
    *
    Wir tranken den Tee nicht in der Bibliothek, wie wir es sonst taten. Es war einfach kein Platz dort. Statt dessen blieben wir in der Küche.
    Tante Lizzy berichtete mir voller Enthusiasmus über die Studien, die sie momentan anstellte. Sie versuchte nicht mehr und nicht weniger, als den geheimen Schlüssel zu entziffern, der in den Schriften des arabischen Okkultisten Mahmud al-Kebir enthalten sein sollte... Eine Idee, die sie seit einiger Zeit völlig gefangennahm. Plötzlich versiegte ihr Redefluß. Sie sah mich an und fragte dann: "Ich glaube, du bist mit den Gedanken ganz woanders, mein Kind. Und ich kann es dir nicht einmal verübeln..."
    "Ach, Tante Lizzy..."
    "Nein, nein! Ich habe einfach drauflos geredet, ohne darauf zu achten, ob du das nach deinem anstrengenden Tag in der Redaktion überhaupt hören willst!"
    "Du weißt, daß deine Studien mich immer fasziniert haben...", sagte ich sanft. Tante Lizzy war es gewesen, die mich auf meine übersinnliche Begabung hingewiesen hatte. Lange bevor ich diese Fähigkeit akzeptieren wollte. Sie schaute mich an.
    "Dir liegt irgend etwas auf der Seele", sagte sie. "Streite es nicht ab! Ich weiß, daß es so ist! Und das hat nun wirklich nichts mit übersinnlicher Begabung zu tun, sondern einfach nur damit, daß ich dich sehr gut kenne, mein Kind..." Ich zuckte die Achseln.
    "Vielleicht hast du recht", gab ich schließlich zu.
    "Nun?"
    Ich erzählte ihr von dem mysteriösen Todesfall, bei dem dieser geheimnisvolle Leichenwagen eine Rolle gespielt hatte.
    "Von wie vielen Leuten wurde der Wagen gesehen?"
    "Genau weiß ich es nicht. Aber es müssen einige gewesen sein, deren Aussagen die Polizei aufgenommen hat. Von den schwarzen Strahlen sprach allerdings nur diese Frau."
    "Hast du ihre Adresse?"
    "Natürlich. Ich hätte sie für komplett verrückt gehalten, wenn..."
    "Wenn was?" hakte Tante Lizzy nach.
    "Wenn ich es nicht vor meinem inneren Auge gesehen hätte, Tante Lizzy. Verstehst du, was ich meine?"
    "Du sprichst von deiner Gabe, nicht wahr?" Ich nickte heftig.
    "Ja. Ich konnte mir die Szene so genau und in allen Einzelheiten vorstellen, als wäre ich selbst dabeigewesen. Es war furchtbar..." Ich atmete tief durch und fügte dann hinzu:
    "Es gab in letzter Zeit mehrere mysteriöse Todesfälle, bei denen ein Leichenwagen eine Rolle spielte... Ich frage mich, was da vor sich geht... Die Frau sagte, daß niemand am Steuer saß, Tante Lizzy. Sie glaubte, daß Satan persönlich erschienen sei."
    "Sie war verwirrt", sagte Tante Lizzy. "Sie sah etwas, was völlig unglaublich war... Und sie suchte nach einer Erklärung."
    Ich nickte.
    "Ja", murmelte ich.
    "Ich werde mal in meinem Pressearchiv nachsehen, ob ich etwas über Morde finde, die ein Leichenwagen ohne Fahrer begangen

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