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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Laseens Mandata aus Unta aufgetaucht. Sie war mittels eines dieser unheimlichen magischen Gewirre hierher gelangt. Obwohl er sie nie zuvor gesehen hatte, überlief es ihn schon kalt, wenn der heiße trockene Wind ihren Namen wisperte. Die Magiertöterin - der Skorpion in der Tasche des Imperiums.
    Aragan starrte mit finsterer Miene auf seine Schreibtafel und wartete, bis der Korporal sich räusperte. Dann erst sah er auf.
    Der Rekrut, der da vor seinem Schreibtisch stand, ließ den Sergeant verblüfft zusammenzucken. Er öffnete den Mund, um sämtliche Milchgesichter mit der beißenden Tirade zu verjagen, die ihm auf der Zunge lag. Eine Sekunde später schloss er ihn wieder, ohne ein einziges Wort gesagt zu haben. Kans Faust hatte klare, eindeutige Anweisungen gegeben: solange sie zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf haben - nehmt sie! Der Genabackis-Feldzug war ein riesiger Schlamassel; die Armee brauchte Frischfleisch.
    Er grinste das Mädchen an. Sie entsprach hundertprozentig der Beschreibung, die die Faust gegeben hatte. Trotzdem ... »Also gut, Schätzchen, dir ist klar, dass du dich angestellt hast, um der Armee des Imperiums beizutreten, ja?«
    Das Mädchen nickte. Sie hielt ihren festen, kühlen Blick unverwandt auf Aragan gerichtet. Das Gesicht des Rekrutierungsoffiziers verhärtete sich. Verdammt, die kann doch nicht älter sein als zwölf oder dreizehn! Wenn das meine Tochter wäre ...
    Wieso sehen ihre Augen so verdammt alt aus? Etwas Ähnliches hatte er das letzte Mal in Genabackis gesehen, außerhalb des MottWaldes; er war über Felder marschiert, über die eine seit fünf Jahren anhaltende Dürre und ein doppelt so langer Krieg hinweggezogen waren. Nur der Hunger brachte solch alte Augen hervor - oder der Tod. Er blickte sie finster an. »Wie heißt du, Mädchen?«
    »Dann bin ich also dabei?«, fragte sie ruhig.
    Aragan nickte; sein Kopf hämmerte plötzlich wie wild. »Du wirst deine Zuweisung binnen einer Woche erhalten, es sei denn, du hast eine besondere Vorliebe.«
    »Der Genabackis-Feldzug«, antwortete das Mädchen, ohne zu zögern. »Unter dem Kommando von Hohefaust Dujek Einarm. In Dujeks Kriegsheer.«
    Aragan blinzelte. »Ich werde eine entsprechende Anmerkung machen«, sagte er sanft. »Wie ist dein Name, Soldatin?«
    »Leida, mein Name ist Leida ...«
    Aragan notierte sich den Namen auf seiner Schreibtafel. »Wegtreten, Soldatin. Der Korporal wird dir erklären, wo du hingehen sollst.« Als sie schon fast die Tür erreicht hatte, schaute er auf. »Und wasch dir den Schlamm von den Füßen.«
    Aragan schrieb noch einen Augenblick weiter, dann hörte er schlagartig auf. Es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet. Und der Schlamm hier hatte eine Farbe, die irgendwo zwischen Grün und Grau lag, jedenfalls war er nicht dunkelrot. Er warf den Stift auf den Schreibtisch und massierte sich die Schläfen. Nun ja, zumindest lassen diese verdammten Kopfschmerzen nach.
     
    Gerrom lag eineinhalb Längen landeinwärts an der Alten Straße, einer Durchgangsstraße aus vorimperialer Zeit, die kaum noch benutzt wurde, seit es die Imperiale Küstenstraße gab. Die meisten Reisenden - größtenteils Bauern und Fischer aus der Gegend - waren in diesen Tagen zu Fuß unterwegs. Lediglich ausgefranste, zerrissene Kleiderbündel, zerbrochene Körbe und breit getrampeltes Gemüse, das überall auf der Straße verstreut herumlag, kündete von ihnen. Wie der letzte Wächter, der den Abfall eines Massenaufbruchs beaufsichtigte, stand ein lahmes Maultier stumm knöcheltief in einem Reisfeld in der Nähe. Es warf Paran einen verlorenen Blick zu, als er vorbeiritt.
    Der Abfall sah aus, als wäre er höchstens einen Tag alt, denn die Früchte und grünblättrigen Gemüsepflanzen begannen gerade erst in der Nachmittagshitze zu verfaulen.
    Während sein Pferd langsam dahintrottete, sah Paran sich wachsam um, als die ersten Gebäude der kleinen Handelsstadt im staubigen Dunst in Sicht kamen. Zwischen den schäbigen Lehmziegelhäusern bewegte sich nichts; es kamen nicht einmal Hunde herbeigerannt, um ihn herausfordernd anzubellen. Der einzige Wagen in Sichtweite besaß nur noch ein Rad. Die Stadt wirkte unheimlich -umso mehr, als nicht nur niemand zu sehen, sondern auch nichts zu hören war. Nicht das leiseste Vogelgezwitscher durchbrach die Stille. Paran lockerte das Schwert in der Scheide.
    Als er die Außengebäude erreichte, brachte er sein Pferd zum Stehen. Der Aufbruch war schnell vor sich gegangen, eine panische

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