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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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interessierte. Hätten Sie das für möglich gehalten?«
    »Nicht nur für möglich, sondern für sicher.«
    »Nun, ich muß sagen, ich nicht, als ich es das erste Mal hörte. Für so – so derart schamlos hätte nicht einmal ich ihn gehalten.«
    »Mein hassenswerter Neffe ist, muß ich zu meinem Bedauern sagen, völlig schamlos.«
    »Das muß er wirklich sein. Mir tut die Witwe wider Willen leid, denn ich glaube, sie hat ihn durchschaut. Sie hat Bath ganz plötzlich verlassen, und obwohl ich ungemein froh war, daß Stacy sich wirklich an sie hängte, so muß es doch sehr schmerzlich für sie gewesen sein.«
    »Beruhige dich, mein Geliebtes! Für sie war es gar nicht schmerzlich.«
    »Das können Sie nicht wissen«, wandte Abby ein.
    »Und ob ich das kann!« erwiderte er. »Ich habe sie hergeschickt.«
    »Was – du?!« fragte sie atemlos. »Aber wie gräßlich, so etwas zu tun! Sie diesem – diesem – aussetzen… Miles, das war ungeheuerlich! Wie kannst du nur lachen?«
    »Du sollst mich eben nicht zum Lachen bringen. Mein teures Gänschen, ich habe sie engagiert, um Stacy anzuschwindeln. Soweit ich feststellen kann, hat sie eine höchst talentierte Vorstellung gegeben, obwohl sie ein bißchen nachgelassen hat, bevor der eiserne Vorhang fiel. Bei ihrem letzten Auftritt fiel sie etwas aus der Rolle. Wer sie eigentlich ist, weiß ich wirklich nicht, nur, daß sie einmal Schauspielerin war.«
    Nachdem Miss Abigail Wendover diese Auskunft verarbeitet hatte, sagte sie im Ton strenger Mißbilligung: »Ich nehme also an, Sir, daß sie kein – kein achtbares Frauenzimmer ist.«
    »Sagen wir lieber, Ma’am, daß Sie sie wahrscheinlich kaum in den ersten Kreisen antreffen werden.«
    »Du hast das aber anscheinend doch!«
    »Nein, nein, nicht in den ersten Kreisen.«
    Ihr Grübchen zitterte, aber sie unterdrückte das. »Und sind Sie sehr gut mit ihr bekannt?« erkundigte sie sich höflich.
    »O nein. Ich habe sie nur einmal getroffen – um nämlich ihre Rolle mit ihr durchzunehmen. Dolly hat sie für mich gefunden. Dolly war die Gesellschafterin der Mrs. Clapham. Mit ihr war ich allerdings sehr gut bekannt – vor etlichen zwanzig Jahren«, erklärte er empörenderweise. »Sie war damals als ›die Tolle‹ bekannt. War auch wirklich ein tolles Frauenzimmerchen. Jetzt ist sie in einer – hm – anderen Branche des Berufs tätig und erschreckend vornehm geworden. Sie stimmte jedoch zu einem erpresserischen Preis zu, an meiner Maskerade teilzunehmen. Ja, sie bestand sogar darauf. Einem tollen Spaß konnte sie ja nie widerstehen.«
    »Sie sind«, sagte Abby mit schwankender Stimme, »der anstößigste Mensch, dem ich je begegnet bin!«
    »Nun, das sagt noch nicht viel. Mit Ausnahme meines hassenswerten Neffen bist du, glaube ich, überhaupt noch keinem anstößigen Menschen begegnet.« Er wandte den Kopf und fügte hinzu: »Du hast mich nicht in meinen anstößigen Zeiten gekannt, Abigail. Sie gehören endgültig der Vergangenheit an.«
    Sie senkte die Augen. Nach einer Weile sagte sie: »Es muß Sie sehr viel gekostet haben, fürchte ich. Die Maskerade, meine ich. Als ich Sie bat, Fanny zu retten, hatte ich nicht die Absicht – «
    »Oh, ich hatte selbst eine Rechnung zu begleichen!« versicherte er.
    »Oh – «, meinte sie zweifelnd. »Nun – « Sie schwieg plötzlich, weil sie ein Wegzeichen erkannt hatte. »Heiliger Himmel, wir sind ja auf der Straße nach London! Wohin fahren wir?«
    »Nach Reading«, antwortete er.
    »Reading?!« wiederholte sie verständnislos. »Seien Sie doch nicht so albern! Das muß ja sechzig Meilen entfernt sein!«
    »Achtundsechzig.«
    Sie lachte. »Nur eine sanfte kleine Ausfahrt, um die Pferde zu bewegen! Im Ernst, wohin fahren wir?«
    »Es ist mir völlig ernst.«
    »Aber nein, wirklich?« erwiderte sie. »Und zweifellos werden wir rechtzeitig zum Abendessen zurück sein.«
    »Nein, mein Liebling, das werden wir nicht«, sagte er. »Wir fahren überhaupt nicht mehr zurück.«
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Nicht – Miles, hör auf, mich zu verspotten! Das ist zu lächerlich! Du kannst doch nicht annehmen, daß ich ein solches Kamel bin, um zu glauben, daß wir den ganzen Weg nach Reading in einem zweispännigen Karriol zurücklegen können!«
    »Nein, natürlich nicht. Wir fahren nur bis Chippenham im Karriol. Dort wartet mein Reisewagen für den restlichen Weg.«
    Sie hatte noch immer das Gefühl, daß er sie verspottete, allmählich aber wurde ihr unbehaglich zumute. »Und was

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