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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Sie mir eine Frage beantworten?«
    Jeremiel zog die Brauen hoch, weil er sich auf etwas Unerfreuliches gefaßt machte. »Reden wir jetzt dienstlich?«
    »Nein, höchstens indirekt.«
    »Na schön, dann fragen Sie.«
    »Warum kämpfen die Gamanten wie die Raubkatzen, um ihre mittelalterliche Lebensweise beibehalten zu können? Die Regierung könnte den Lebensstandard auf isolierten Welten wie Horeb ganz enorm anheben.«
    »Aber zu welchem Preis, Lieutenant? Es ist der Preis, der mein Volk abschreckt.« Jeremiel nahm noch einen Schluck aus seinem Glas und lauschte der Musik, die seine Ohren umschmeichelte. Fast hatte er das Gefühl, um ein paar Jahrtausende in der Zeit zurückzugehen – zurück in eine zivilisiertere Galaxis, in der Offiziere einfach nur Menschen gewesen waren, die einander verstehen konnten.
    »Der Preis?«
    »Ja, die Regierung fordert einen bestimmten Preis, wenn sie unterentwickelten Welten helfen soll. Als erstes wollen sie eine Rechtsschule einrichten – um sicherzustellen, daß unsere Kinder die korrekte Denkweise erhalten –, und über dieses Problem haben wir uns ja bereits unterhalten. Als nächstes verlangen sie, daß der Planet die Anlage militärischer Einrichtungen gestattet. Und sobald das geschehen ist, verfügen die Magistraten über die nötigen militärischen Machtmittel, um jederzeit ihren Willen durchzusetzen. Was sie dann auch tun.« Jeremiel holte tief Luft. »Wir können uns die Hilfe der Regierung einfach nicht leisten.«
    »Ein paar Planeten haben sie trotzdem akzeptiert.«
    »Ja. Tikkun zum Beispiel. Ich kann mich erinnern, wie die erste Rechtsschule eingerichtet wurde. Zum Glück hat mein Vater mich im Keller versteckt, damit ich nicht dorthin mußte.«
    Halloway machte eine elegante Handbewegung, die das ganze Schiff zu umfassen schien. »Dann verdanken Sie das alles hier Ihrem Vater? Sind Sie ihm dankbar dafür?«
    »Ja, ich bin ihm dankbar. Er hat mir beigebracht, daß ein gesunder, unbeeinflußter Verstand der kostbarste Besitz eines jeden Menschen ist. Er hat mir Selbstvertrauen und Selbstbewußtsein beigebracht, und vor allem hat er mich gelehrt, mich nie jemandem zu beugen, der nicht im Recht ist.« Jeremiel fixierte Halloway mit einem harten Blick, und ihre Miene verdüsterte sich.
    »Tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen. Das alles sind wichtige Dinge, die jeder Soldat lernen muß – je eher, desto besser. Und ohne jeden Zweifel hat Ihr Vater erstklassige Arbeit geleistet. Sie sind ein brillanter Kommandeur.«
    Halloways Worte versöhnten Jeremiel ein wenig. »Tut mir auch leid, Halloway. Ich wollte hier eigentlich keine Verteidigungsrede halten.«
    »Sie haben aber jedes Recht dazu. Die Magistraten stoßen Ihr Volk schließlich schon sehr lange herum.«
    Jeremiel blickte sie erstaunt an. Halloway nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas und wich seinem Blick aus. Baruch wollte sie schon fragen, was genau sie damit meinte, und wieso sie dann noch gegen sein Volk kämpfte. Dann aber entschied er sich für eine andere Taktik. »Das hörte sich ja beinahe schon freundlich an.«
    »Tatsächlich? Dann muß ich müder sein, als ich dachte. Aber ich bin nicht blind, Baruch. Ich sehe die Dinge nur unter einem anderen Blickwinkel als Sie. Und ich weiß, daß die Regierung auch viel Gutes getan hat.«
    »Es ist schwer für mich, diese Sichtweise zu übernehmen, wenn ich mir anschaue, wie die Realität für die Gamanten aussieht.«
    Halloway strich nachdenklich den Stoff über ihren Knien glatt. »Sie wissen doch, weshalb die Gamanten zur Zielscheibe geworden sind, oder?«
    »Ich glaube schon. Aber ich würde auch gern Ihre Gedanken zu diesem Thema erfahren.«
    Halloway blickte kurz auf, als wäre sie nicht ganz sicher, wie er ihre Worte aufnehmen würde. »Ihr Volk ist ungezähmt. Niemand hat es je unter ein Joch gespannt. Und das macht es so verdammt schwer, diese Menschen in irgendein soziales System einzufügen.«
    »Aha. Ist Ihnen der alte Spruch geläufig, wonach das erste Schaf, das eine eigenständige Idee hat, auch das erste ist, das in den Kochtopf wandert?«
    »Was ist ein Schaf?«
    »Ein domestiziertes Tier von der Alten Erde. Von den Klugen ist keins mehr übrig. Nach und nach hat man jegliche Intelligenz aus ihnen herausgezüchtet – auf diese Weise kann man sie leichter halten. Solche, die über den Zaun springen, sind nicht erwünscht.« Halloway zuckte zusammen, und Jeremiel lächelte. »Ich meine damit, daß wir uns gar nicht in Ihre Gesellschaft

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