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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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stürzte, sie packte und hoch über seinen Kopf hob. Lachend ruderte sie mit den Armen. Dann bekam sie ein Büschel seiner grauen Haare zu fassen und zog daran.
    »He!« knurrte Ari. »Das geht aber zu weit.«
    Sybil ließ sich nicht davon beeindrucken, sondern zog mit aller Kraft.
    »Au!« Ari ließ sie wie einen Sack Kartoffeln über seinen Rücken hinab zu Boden rutschen und betrachtete sie finster.
    »Du kleine Wildkatze!«
    Sybil grinste ihn an. »Erinnerst du dich an Regel vier? Ehrenhafte Menschen halten sich an die Regeln. Tun sie das nicht, kannst du machen, was du willst.«
    Ari kratzte sich am Kopf. »Ich glaube, ich habe dir schon viel zu viel über Strategie beigebracht. Es kommt noch so weit, daß du genauso durchtrieben wirst wie die Magistraten.«
    Sybils Lächeln verschwand. Sie wandte den Kopf ab und blickte zu Boden.
    Ari betrachtete sie stirnrunzelnd. »Was ist los, Liebes?«
    »Ari, hast du je von einem Mann namens Captain Erinyes gehört?«
    Ari stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. »Nicht daß ich wüßte. Wer ist das denn?«
    Sybil stieß einen Seufzer aus. Ari verstand es nicht so recht, doch Sybil kam ihm jetzt sehr viel älter vor als damals bei ihrer ersten Begegnung – so, als wäre eine unheimliche Kraft in ihren Körper eingedrungen und hätte ihr geistiges Wachstum stimuliert. Gleiches ließ sich auch von Mikael sagen. In den sechs Tagen, die er jetzt an Bord war, hatte er Mikael viermal gesehen, und jedesmal war ihm der Junge erwachsener vorgekommen. Vermutlich lag das am Streß. Selbst die so gut beschützt lebenden Kinder mußten einiges davon mitkriegen. Trotzdem war es merkwürdig. Sowohl Sybil wie auch Mikael verhielten sich jetzt eher wie Zehn- oder Elfjährige.
    Ari warf abermals einen Blick auf Sybil. Sie wirkte ein wenig ängstlich, als fürchte sie, er könnte sie auslachen. Dann aber sagte sie: »Ich weiß nicht, wer Captain Erinyes ist. Aber er ist ein böser Mann, Ari.«
    »Wie sieht er denn aus?«
    »Er ist groß und hat ein gemeines Gesicht mit einer Hakennase.«
    »Tja.« Ari ließ sich ächzend neben ihr auf dem Boden nieder. »Wo hast du denn von ihm gehört?«
    »Nun, ich weiß nicht recht, ob ich dir das sagen kann.«
    »Was? Wem kannst du es denn sonst erzählen, wenn nicht mir? Ich dachte, wir wären Freunde.«
    »Ja, das sind wir.« Sybil lächelte und zupfte fröhlich an seinem Ärmel. »Aber manchmal haben die Leute sich über mich lustig gemacht, Ari. Und das mag ich überhaupt nicht.«
    »Das werde ich bestimmt nicht tun.«
    Sybil holte tief Luft und warf ihm einen Blick zu, als würde sie abschätzen, ob er vertrauenswürdig war. »Na ja … ich habe seltsame Träume.«
    Ari runzelte die Stirn. »Du meinst Träume, die dich ängstigen und …«
    »Nein«, sagte Sybil leise. »Versprichst du mir, es niemandem zu erzählen, Ari?«
    »Natürlich. Was ist eigentlich los?«
    »Ich habe Träume, die … die wahr werden.«
    »Ah, ich verstehe.« Ari nickte bedächtig. »Und in einem dieser Träume ging es um Captain Erinyes?«
    Sybil nickte.
    Ari zupfte nachdenklich eine Staubflocke von seinem Gewand. »Und was ist in deinem Traum passiert?«
    Sybil öffnete den Mund – und schloß ihn wieder.
    »Paß mal auf«, sagte Ari und blickte ihr fest in die Augen. »Ich erzähle dir jetzt auch etwas, aber das darfst du auch niemandem verraten, okay?«
    »Klar. Was denn?«
    »Ich kenne jemanden, der ’Gefühle’ hat, die wahr werden. Wenn irgend etwas nicht stimmt, weiß er das einfach.« Ari tippte auf seine Brust. »Er spürt es mit dem Herzen. Wenn deine Träume so ähnlich sind wie diese ’Gefühle’, solltest du jemandem davon erzählen. Dann könnten wir uns auf das, was geschehen wird, vorbereiten.«
    Sybil nagte an der Unterlippe. »Ja, das verstehe ich. Wer hat denn diese ›Gefühle‹?«
    »Yosef.«
    Sybil riß die Augen auf, als würde dieser Umstand ihren eigenen Träumen mehr Glaubwürdigkeit verleihen. »Wirklich?«
    »Wirklich. Die Legenden unseres Volkes erzählen, daß jeder, der aus dem Hause Ephraim stammt, die Gabe der Prophetie besitzt. So, erzählst du mir jetzt von diesem Erinyes? Wer ist das?«
    »Das Haus Ephraim?«
    »Das ist das Haus, aus dem der Mashiah hervorgehen wird.«
    »Ja, stimmt, das habe ich in der Schule gelernt. Also gut, Ari. Erinyes ist der Captain eines großen Schiffs. Ein rotes Zeichen ist darauf aufgemalt.«
    »Das Wappen der Magistraten. Erzähl weiter. Sieht sein Schiff so aus wie dieses hier? Ein

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