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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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untergebracht?«
    Lucius deutete mit dem Daumen nach oben. »Auf Deck vier. Soweit ich weiß, in Tahns alter Kabine.«
    Verdammt. Gewiß hatte Jeremiel die Kabine gesichert, so daß Neil sich keine Hoffnung zu machen brauchte, dort hineinzugelangen. Doch er konnte es bis Deck sieben schaffen und dort Kontakt zu einigen der magistratischen Offiziere aufnehmen, bevor einer der Gamanten herausfand, wer er wirklich war.
    »Wie viele Leute haben wir eigentlich im Moment im Maschinenraum?« erkundigte Neil sich wie beiläufig.
    Lucius kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Sechs, glaube ich, obwohl inzwischen vielleicht noch ein paar aus den Schulungsprogrammen hinzugekommen sind.«
    Sechs! Kaum genug, um das Schiff im Orbit zu halten und die primordialen Schwarzen Löcher in den Maschinen zu kontrollieren. Unglaublich.
    Dannon wollte gerade eine weitere Frage stellen, als Lucius sich plötzlich straffte. Er und die übrigen der Gruppe nahmen Haltung an und salutierten unbeholfen. Neil hob rasch die Hand zum Gruß, bekam jedoch im gleichen Augenblick weiche Knie, als er sah, daß Jeremiel und Halloway über den Flur auf sie zukamen.
    Carey warf Dannon einen wissenden Blick zu, als sie vorübergingen, verzog aber keine Miene. Jeremiels Schritt schien für einen Sekundenbruchteil zu stocken. Er sah Neil direkt ins Gesicht, und Dannon hielt den Atem an. Neil sah in den durchdringenden blauen Augen Erkennen … schmerzvolle Erinnerungen an alte Freundschaft … Haß … die stumme Frage nach dem »Warum?«.
    Dann ging Jeremiel schweigend weiter und schloß zu Halloway auf.
    Sobald Baruch um die Ecke bog und außer Sicht war, ließ Neil sich wieder gegen die Wand sinken und atmete tief durch, während er so tat, als würde er auf Lucius’ geistloses Geschwätz lauschen.
    Wenn Jeremiel es wußte, weshalb hatte er dann nicht …
    Ich muß hier raus, und zwar sofort!
    Dannon entschuldigte sich freundlich und marschierte den Flur hinab. Vier Tage lang hatte er die oberen Decks gemieden, doch jetzt schlug er den direkten Weg nach Deck sieben ein und ließ bei jedem Wachtposten sein Sicherheitsabzeichen aufblitzen.

 
KAPITEL
24
     
     
    Mikael saß allein auf dem Boden und spielte mit den Briefmarken, die Captain Tahn ihm gegeben hatte. Avel Harper hatte sie in Kabine 955 entdeckt und mitgenommen. Mikael gefiel die Marke mit dem altmodischen Sternenschiff am besten. Vor allem, weil sie viele Rot- und Grüntöne enthielt. Seufzend blickte er sich in der weißen Kabine um. Er vermißte die Farben. Auf Kayan hatte es so viele davon gegeben – jede Farbe, die man sich nur vorstellen konnte. Doch hier schien es nur Weiß und Grau zu geben.
    Er rollte sich auf den Rücken, starrte zur Decke hinauf und versuchte sich vorzustellen, wie Kayan wohl um diese Jahreszeit aussehen würde, wäre der Planet nicht zerstört worden. Jetzt wäre Herbst, und die kayanischen Eichen würden gelbe Blätter bekommen, auf denen sich schmale grüne Adern abzeichneten. Früher hatte Mikael viele Stunden im Wald verbracht und den Duft des regennassen Holzes genossen, während er herabgefallene Blätter zu hohen Haufen auftürmte. Oft hatte seine Mutter mit ihm gespielt, ihn in diese Laubbetten geworfen und gelacht, wenn er über und über mit Blättern bedeckt wieder daraus hervorgekrabbelt war.
    Sie fehlte ihm.
    Mikael schloß die Augen und versuchte, nicht mehr daran zu denken. Aber das machte alles nur noch schlimmer. Er streckte die Hand aus, nahm die Briefmarke und betrachtete abermals die dreieckige Form des Schiffes. Schließlich legte er die Marke wieder beiseite.
    Die Kehle wurde ihm eng. Er schluckte, aber das half nicht viel. Tränen traten ihm in die Augen. Er schaute wieder zur Decke hoch.
    »Gott? Bist du dort oben?« Mikael streckte die Hand empor, als wollte er nach etwas greifen. »Ich habe Angst … ein bißchen jedenfalls.«
    Als keine Antwort kam, senkte er die Hand, rollte sich auf den Bauch und zupfte Flusen aus dem Teppich, die er zu kleinen grauen Kügelchen zusammenrollte und vor sich aufstapelte.
    Immer wieder tauchte das runde Gesicht seiner Mutter vor ihm auf. Mikael wischte sich die laufende Nase mit dem Ärmel ab und biß sich auf die Unterlippe. Schließlich zog er das Mea aus seinem Gewand hervor und ließ die blaue Kugel vor seinen Augen hin und herschwingen.
    »Gott?« rief er. »Großvater? Darf ich ein bißchen mit dir reden? Ich bin hier so allein. Alle sind beschäftigt, und niemand will mit mir reden. Nur Sybil, und die

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