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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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ausstrecken, um eine Handvoll Sterne einzusammeln.
    Und irgendwo dort draußen steckte Jeremiel in einem tiefen, dunklen Abgrund voller Probleme.
    Nachdem sie mehrere Minuten lang einfach nur dagestanden und die Sterne betrachtet hatten, seufzte Merle und ließ sich auf einer der Bänke nieder.
    Sie fuhr sich mit der Hand durch das schwarze Haar und meinte: »Du hast dich ziemlich festgefahren, Rudy.«
    Kopal verschränkte die Arme und richtete den Blick auf Crowheart Z-1, einen Neutronenstern von majestätischer Pracht. Er kam ihm vor wie der einzige helle Punkt in einer ansonsten von Verzweiflung verdunkelten Galaxis. »Was, zum Teufel, sollen wir denn tun, Merle? Ihn einfach dort zurücklassen? Du weißt doch, was sie ihm antun werden.«
    »Natürlich weiß ich das.«
    »Ich werde das nicht zulassen. Ginge es um einen von uns, wäre er schon längst mit der ganzen Flotte herbeigeeilt, um uns rauszuhauen.«
    »Ich weiß, aber …«
    »Du hast doch selbst schon genug von dieser Neuro-Labors zerstört. Willst du, daß Jeremiel diesen Geräten ausgeliefert wird? Ich könnte meinen eigenen Anblick im Spiegel nicht mehr ertragen, wenn ich nicht alles versucht hätte, um ihn aus Tahns Händen zu befreien.«
    Als er an Tahn dachte, fuhr er unwillkürlich herum und schlug mit der Faust gegen die Scheibe. Ein dumpfer Laut ertönte. Rudy ballte die Fäuste und kämpfte um seine Selbstkontrolle.
    Merles leise Stimme drang durch seinen Gefühlsaufruhr. »Ich liebe ihn auch, Rudy, aber wir müssen die Dinge objektiv betrachten. Erstens: Wahrscheinlich befindet sich Jeremiel wirklich in Tahns Händen. Und wenn das so ist, bleiben ihm zwei Möglichkeiten: Er kann kämpfen oder Selbstmord begehen. Du weißt so gut wie ich, daß er alles tun wird, um einer Behandlung durch die Gehirnsonden zu entgehen, weil er sonst zu viele wichtige Informationen über die Untergrundbewegung preisgeben würde. Zweitens: Wir stehen dicht davor, etwas zu tun, was die gesamte Bewegung gefährden könnte. Wenn wir die Hälfte unserer Flotte hier zurücklassen, um die Rettungsoperationen auf Abulafia und Ahiqar zu beenden, verringern wir dadurch unsere Feuerkraft in gefährlichem Ausmaß. Und die könnten wir in den kommenden Monaten noch sehr dringend benötigen. Weil es nämlich nach den Informationsfetzen, die wir aufgeschnappt haben, ganz so aussieht, als hätten die Magistraten bereits ein Genozidprogramm auf Tikkun gestartet. Was …«
    »Das wissen wir nicht genau«, rief Rudy wütend. »Alles, was wir haben, sind ein paar Nachrichtenfetzen, in denen von ›Sterilisation‹ und ›Umsiedlung‹ die Rede ist. Wir können nicht sicher sein …«
    »Sei kein Narr«, brüllte Merle zurück und erhob sich mit blitzenden Augen. »Willst du das Risiko wirklich eingehen? Willst du das? Tikkun ist der bevölkerungsreichste gamantische Planet, den es in der Galaxis noch gibt. Eine Viertelmillion Menschen unseres Volkes lebt dort!«
    »Merle, wir können die Flotte nicht teilen! Das ist viel zu riskant, verdammt nochmal! Und wir können auch nicht …«
    »Was passiert, wenn die Magistraten ein Sterilisationsprogramm auf Tikkun einleiten? Was wird aus der gamantischen Zivilisation, wenn sich fünfundzwanzig Prozent des Volkes nicht mehr fortpflanzen können?« Erregt ballte sie die Fäuste. »Wenn sie damit Erfolg haben, dann war Tikkun lediglich der Anfang.«
    »Betreib hier keine Schwarzmalerei.«
    »Schwarzmalerei würde ich das nicht nennen, sondern eher eine begründete Voraussage. Ich vertraue eben auf die Magistraten. Wenn sie erklären, sie wollten alle gamantischen Probleme lösen, dann meinen sie das auch so.«
    »Du vertraust Slothen? Als nächstes wirst du ihn dann wohl noch als Zaddik anerkennen, so wie der Rest der Galaxis.«
    Merle packte Rudys Ärmel und zerrte ihn zu sich herum. »Wann hat er denn je ein Versprechen gebrochen? Als er erklärte, er würde die gamantischen Raubzüge beenden, haben wir den Planeten Jumes verloren. Und als er sagte, die gamantischen Agitatoren würden zum Schweigen gebracht, wurden Pitbon und Kayan vernichtet. Er hält seine Versprechen.«
    Rudy ließ die Arme kraftlos herabsinken, trat zur Kuppelwand und blickte in die kalte Schwärze des Alls hinaus. Das sanfte Glühen Hunderter von Galaxien kaschierte die Dunkelheit. In der Ferne konnte er den wie Zinn schimmernden Fleck erkennen, der den Orion-Arm der Milchstraße kennzeichnete. Sein Volk hatte einen sehr langen Weg zurückgelegt, um der Verfolgung zu

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