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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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entkommen, doch sie schien ihnen zu folgen, wohin sie sich auch wandten. Plötzlich schien es ihm, als hätte er eine Bewegung wahrgenommen – eine Art Schatten, der an der Wand entlanghuschte. Er drehte sich um und starrte verwirrt darauf.
    »Und vielleicht«, erklärte Merle, »vielleicht hat Jeremiel ja die Hoyer in seinen Besitz gebracht.«
    Rudy schüttelte den Kopf. »Operation Abba war kein guter Plan. Ich habe nie geglaubt, daß so etwas funktionieren könnte.«
    »Das hast du aber immer gesagt.«
    »Dann habe ich eben gelogen.«
    Merle betrachtete ihn abschätzend. »Aber es hätte klappen können.«
    »Ja, wenn er dich und mich zur Unterstützung gehabt hätte.«
    »Vielleicht hat er jemanden gefunden, der ebensogut ist.«
    Der Schatten schien an seinem Platz festgefroren zu sein. Rudy betrachtete ihn stirnrunzelnd und fragte sich, welcher Gegenstand in diesem Raum einen so sonderbaren, an ein Tier erinnernden Umriß werfen mochte. »Das wäre möglich. Aber wenn es so ist, weshalb hat er uns dann nicht angefunkt? Und selbst wenn er die Kontrolle über die Hoyer besitzen sollte und nur die Funkanlage streikt, wird es ihm verdammt schwerfallen, das Schiff zu halten. Tahn ist schließlich kein Narr. Er weiß ganz genau, welche Hebel er ziehen muß, damit Jeremiel alles um die Ohren fliegt.«
    »Aber uns bleibt keine Wahl, Rudy. Jeremiels Leben ist im Moment zweitrangig.« Merles Stimme zitterte. »Die Überlebenden aufzusammeln und Tikkun zu schützen, sind unsere vorrangigsten Aufgaben.«
    Ihre Blicke trafen sich, und sie teilten einen Moment stiller Verzweiflung. Es kam Rudy so vor, als höre er irgendwo tief in seinem Geist eine leise Stimme, die ihn in eine bestimmte Richtung drängen wollte. »Nein. Wir können die Flotte nicht aufteilen.«
    »Um Gottes willen, Kopal!« Merle warf die Arme hoch. »Was muß ich denn noch alles tun, bis es endlich in deinen Dickschädel gedrungen ist …«
    Sie sprach weiter, doch Rudys Verstand hatte sich abgeschottet. Die Stimme in seinem Kopf wurde lauter und drängender. Schließlich wurde sie so stark, daß er den Kopf schüttelte, um sie loszuwerden. »Halt Merle, halt. Ich habe meine Meinung geändert. Du hast recht. Lieber Gott, ich kann den Gedanken kaum ertragen, aber wir müssen Kontakt zu Martin Qaf aufnehmen.«
    »Soll das heißen, ich kann Kurs auf Tikkun nehmen?«
    Rudy trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er war immer noch nicht bereit, die Worte auszusprechen, die Jeremiel möglicherweise zu einem Schicksal verurteilten, das schlimmer war als der Tod. Schließlich zwang er sich zu einem Nicken.
    Merle stieß erleichtert den Atem aus, legte einen Arm um Rudy und zog ihn in eine freundschaftliche Umarmung. »Ich weiß, daß es schwer ist. Aber wenn Jeremiel jetzt hier wäre, würde er genau den gleichen Befehl geben.«
    Rudy zog Merle fester an sich und beobachtete dabei den Schatten, der unbeweglich in der Ecke hing. Er empfand ein unheimliches Gefühl – so als würde der Schatten ihn beobachten. »Wenn du Martin erreichst, dann sag ihm, daß er für Operation Abulafia verantwortlich ist. Erklär ihm, daß wir unterwegs nach Tikkun sind, so daß ihm nur sieben Kreuzer bleiben, um ihm den Rücken zu decken.«
    »Wird gemacht.«
    »Er muß die Evakuierung der Flüchtlinge so schnell wie möglich durchführen, wenn er hier noch lebend herauskommen will.«
    Merle nickte düster. »Ich werde ihn daran erinnern – obwohl das sicher nicht nötig ist.«
     
    Abruzzi fuhr sich durch das wollige graue Haar und stützte sich dann auf die Rückenlehne von Tenon Lamonts Sitz. Die Frau blickte zu ihm hoch. Ihr hübsches, orientalisches Gesicht hatte sich mißbilligend verzogen. Rings um sie schüttelten die Brückenoffiziere ungläubig den Kopf.
    »Das ist lächerlich, Captain«, flüsterte Tenon wütend. »Tahn braucht ganz offensichtlich Hilfe.«
    »Dessen bin ich mir durchaus bewußt.« Abruzzi warf einen Blick auf die Botschaft der Geheimstufe eins, die den Frontschirm ausfüllte.
     
    Grüße, Captain Abruzzi.
    Unternehmen Sie keinen Versuch, in die Vorgänge auf der Hoyer einzugreifen. Beobachten Sie weiter, und halten Sie uns auf dem laufenden. Wir haben vor kurzem einen Schlag gegen die Untergrundflotte eingeleitet und können uns zu diesem Zeitpunkt keine Komplikationen leisten.
    Bitte warten Sie weitere Instruktionen ab.
    Magistrat Slothen
     
    Tenon drehte sich um und warf Abruzzi einen wütenden Blick zu. »Wir können nicht einfach hier

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