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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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anzunehmen und auf den hinterwäldlerischen gamantischen Planeten Zuflucht zu suchen. Dort hatte er dann wie die Made im Speck gelebt. Und schließlich war ihm mit der Gefangennahme Baruchs sein größter Coup gelungen.
    Gelangweilt ging Ornias zu dem großen Fenster hinüber, durch das man einen guten Ausblick auf Naas hatte. Spitze Gebäude erhoben sich wie ein Meer aus Bajonetten; ihre verspiegelten Außenwände leuchteten unter dem zitronengelben Himmel.
    »Topew«, erscholl eine mürrische Baritonstimme aus dem Interkom. »Schicken Sie den Ratsherrn Ornias herein.«
    »Jawohl, Magistrat. Er ist schon unterwegs.« Das Wesen betrachtete Ornias aus katzengleichen Amethystaugen und deutete den Flur hinunter. »Es ist die letzte Tür auf der linken Seite, Ratsherr.«
    Ornias verzog abschätzig den Mund, dann ging er an Topew vorbei und den kurzen Korridor entlang. Zwei menschliche Wachen in purpurnen und grauen Uniformen, die ihre Gewehre schußbereit hielten, standen vor der Tür und beäugten ihn mißtrauisch.
    »Ich bin hier, um Magistrat Slothen zu sprechen«, verkündete Ornias.
    »Er erwartet Sie, Sir«, sagte der große, schwarzhaarige Wächter und drückte auf einen Knopf in der Wand. Die Tür glitt zur Seite und enthüllte einen großzügigen Raum mit einer hohen, gewölbten Decke und Wänden, die in der gleichen scheußlichen Lavendelfarbe gehalten waren wie jene im Vorzimmer. An den Wänden hingen Hologramme von astronomischen Objekten. Ornias betrat das Zimmer und atmete tief den schweren Duft ein, der in der Luft hing. Er wirkte exotisch und löste eine fast schon sexuelle Spannung aus. Ornias’ Blick wanderte zu einem besonderen Hologramm – Palaia Zohar, das Schwarze Loch, das den Stern begleitete, den die gewaltige Masse von Palaia Station umkreiste. Alle sechsundfünfzig Jahre kam der Stationskomplex der Singularität gefährlich nahe, und dann waren diffizile Steuerungsmanöver nötig, um Palaia Station dem gewaltigen Gravitationssog zu entreißen. Wie alt war er beim letzten Mal gewesen? Nun, das spielte keine Rolle. Die nächste Konjunktion lag noch mindestens zehn oder zwölf Jahre in der Zukunft.
    »Ratsherr«, begrüßte ihn das Wesen hinter dem gewaltigen weißen Schreibtisch. »Ich bin Magistrat Slothen.« Er wies mit seinem ballonähnlichen Kopf in eine Ecke des Zimmers. »Und das sind Captain Brent Bogomil vom magistratischen Kreuzer Jataka und Captain Joel Erinyes von der Klewe.«
    Ornias fragte sich, weshalb Slothen Offiziere zu diesem Treffen eingeladen hatte. Eine verschleierte Drohung? Er warf den beiden einen forschenden Blick zu. Bogomil hatte kurzgeschnittenes, rotes Haar, smaragdgrüne Augen und ein ausgesprochen kräftiges Kinn. Schweißperlen standen auf seiner Stirn und liefen über die Schläfen hinab. Er wirkte eindeutig besorgt, wenn nicht gar furchtsam. Erinyes hingegen machte einen ungewöhnlich entspannten, fast sogar heimlich amüsierten Eindruck. Er war großgewachsen, hatte ein schmales Gesicht mit einer großen Nase und kupferfarbenes Haar.
    Ornias spannte sich instinktiv an und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Slothen zu. »Weshalb die Zuschauer, Magistrat?«
    »Nehmen Sie Platz, Ratsherr.« Slothens wurmähnliches Haar kräuselte sich, und Ornias zuckte zusammen. »Lassen Sie mich Ihnen im Namen der Union der Solaren Systeme zu dem großartigen Dienst gratulieren, den Sie uns erwiesen haben. Baruch hat bei seinen Raubzügen quer durch die Galaxis Millionen magistratischer Bürger getötet. Wir alle stehen tief in Ihrer Schuld, weil Sie seine Schreckensherrschaft beendet haben.«
    »So, so«, murmelte Ornias. Seine Augen verengten sich. Er konnte spüren, daß sich etwas zusammenbraute. Selbst die Luft schien von Spannung erfüllt. »Wenn Sie nichts dagegen haben, Magistrat, würde ich gern nur rasch meine fünf Milliarden in Empfang nehmen und mich dann wieder auf den Weg machen. Ich möchte nicht mehr von Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch nehmen, als unvermeidlich …«
    »Nur keine Eile, Ratsherr. Ich würde Sie gern besser kennenlernen.«
    Bogomil atmete laut aus. Sein Sessel knarrte, als er unvermittelt seine Haltung änderte. Ornias schaute unwillkürlich zu ihm hinüber. Bogomil schnaufte so schwer wie eine antike Lokomotive, die Fahrt aufnimmt, um einen steilen Hügel zu bewältigen.
    Ornias schluckte schwer. Der Giclasianer versuchte zu lächeln, was aber eher wie ein bösartiges Zähnefletschen wirkte, als wäre er ein Hund, der sich gerade auf eine

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