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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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herumsitzen und zuschauen, wenn wir genau wissen, daß die Hoyer in Schwierigkeiten steckt.«
    Abruzzi stemmte die Fäuste in die Hüften. »So lauten aber unsere Befehle. Ich fürchte, uns bleibt keine Wahl.«
    »Ach, zum Teufel damit! Wir haben Slothen von dem abgebrochenen Angriff und den mit Flüchtlingen überfüllten Shuttles berichtet. Welche Komplikationen könnten wir denn schon verursachen, wenn wir Tahn retten!«
    »Slothen weiß mehr über die galaktische Lage als wir, Lieutenant. Vielleicht fürchtet er, Baruch könnte noch rechtzeitig eine Nachricht hinausschicken, die seine Flotte herbeiruft und …« Abruzzi hob unsicher eine Hand, »… und dann könnte er der Falle entkommen, die Slothen ihm gestellt hat.«
    Abruzzi ging zur oberen Ebene des Kommandoraums und ließ sich in seinen Sessel sinken. Nervös überprüfte er die dreiundsechzig Monitore, die die Wände der Brücke bedeckten. Alles an Bord der Scipio wirkte wie immer – nur die Offiziere nicht. Ihre Gesichter sahen besorgt aus, als sie ihn abwartend anschauten. Er verstand ihre Gefühle – auch ihm kam es so vor, als würde er mit jedem Moment, den er zögerte, die Hoyer zu retten, Tahn ein Messer in den Rücken stoßen.
    Abruzzi stieß den Atem aus. »Bitte überwachen Sie weiterhin die Aktivitäten der Hoyer. Wir müssen bereit sein, jederzeit zuzuschlagen.«

 
KAPITEL
19
     
     
    Ornias betrachtete seine Erscheinung in den Spiegeln, die die Wände von Slothens Vorzimmer bedeckten. Er war ein großgewachsener Mann mit hellbraunem Haar und einem sorgfältig gestutzten Bart, der einen Kontrast zu seinen kalten, limonengrünen Augen und der gebräunten Gesichtshaut bildete. Ornias glättete die Falten seines scharlachroten Gewandes und erfreute sich an dem Blitzen, mit dem das Licht von der golddurchwirkten Stickerei auf seiner Brust reflektiert wurde. Ja, er sah genauso aus wie jemand, auf den großer Reichtum wartete.
    »Wie lange dauert das denn noch?« fragte er ungehalten das Wesen, das hinter dem Schreibtisch hockte. Die blaue, giclasianische Haut und der blutrote Mund machten ihn nervös; sie weckten zu viele unangenehme Erinnerungen. Slothen hatte ihn jetzt bereits zwei Tage lang ohne jede Erklärung warten lassen.
    »Das kann ich nicht sagen, Sir. Magistrat Slothen wird sich melden, wenn er bereit ist, Sie zu empfangen. Bitte nehmen Sie Platz.« Das Wesen deutete mit dreien seiner Arme auf einen Stuhl. Seine fast tonlose Stimme verstärkte Ornias’ Nervosität.
    »Nein, danke.«
    Wußte dieses subalterne Tier nicht, daß er derjenige war, der den großen Baruch gefangen hatte? Und weshalb war er am Raumhafen nicht von einer Kapelle und einem Dutzend schöner Frauen empfangen worden? Nicht, daß es wirklich darauf angekommen wäre. Sobald er seine fünf Milliarden hatte, würde er sich genügend Sendezeit kaufen, um sich einen Platz in der Geschichte zu sichern.
    Er blickte sich in dem Vorzimmer um und schnitt eine abfällige Grimasse. Der Raum besaß lavendelfarbene Wände und war mit weißen Möbeln ausgestattet – keine Spur von edlen Hölzern und kunstvollen Steinmetzarbeiten, wie sie auf Horeb und anderen gamantischen Planeten üblich waren. Allerdings beunruhigte es ihn ein wenig, daß er sich über derartige Dinge Gedanken machte. Immerhin war er auf Palaia Station geboren und sollte wenigstens einige der Dinge schätzen, die ihm aus seiner freudlosen Jugend vertraut waren. Ob überhaupt noch einer seiner verlausten Freunde lebte? Er selbst hatte immerhin seinen Weg gemacht, nachdem ihn seine Eltern im Alter von zwölf Jahren verlassen hatten.
    Ihn schauderte unwillkürlich, wenn er daran dachte. Mit vierzehn hatte er angefangen, Aktien von nichtexistierenden Kraftwerken zu verkaufen. Etwas später waren dann Anteile an vorgeblich ertragreichen Platinbergwerken auf unbewohnten Planeten recht gut gelaufen. Lediglich ein Mann hatte versucht, ihn umzubringen, nachdem er ein schnelles Schiff gechartert und herausgefunden hatte, daß seine Mine lediglich aus einem großen Meteorkrater bestand. Es war Ornias jedoch rasch gelungen, sich den Mann vom Hals zu schaffen. Echte Schwierigkeiten hatte er allerdings bekommen, als er versuchte, Kriegerwitwen Bauparzellen auf Gefangenenkolonien anzudrehen. Offenbar vermochten die Tränen von Witwen selbst längst versteinerte Herzen noch anzurühren, und so hatten die Magistraten befohlen, ihn einzusperren. Ornias war gezwungen gewesen, ein Schiff zu stehlen, eine neue Identität

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