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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Nachmittagshimmel stand.
    »Nein«, antwortete der Premierminister dem jüngeren Mann. »Ich habe sie verstanden.«
    Rasin beugte sich vor und tupfte mit einer Serviette den Schweiß von seinem sonnengebräunten Gesicht. Er lächelte leicht und schenkte aus einer Glaskaraffe vor ihm Orangensaft nach. Er hatte zugestimmt, sich allein mit dem Premierminister in seinem Kibbuz im Negev zu treffen. Rasin gefiel diese symbolische Geste. Ohne zu fragen, füllte er das Glas des alten Mannes auf und leerte das seine dann mit einem einzigen Schluck; lediglich ein Rest von Fruchtfleisch blieb am Boden zurück. Um ihn herum raschelten die Bäume des Orangenhains im Wind. Für Rasin klang es wie der Applaus einer großen Menschenmenge. Seines Volkes.
    »Sie sind also einverstanden?«
    »Sie als meinen Verteidigungsminister und Thronerben zu akzeptieren? Ich bin mir nicht sicher, was für Israel schlimmer wäre.«
    Der Premierminister hatte einen Zornesausbruch erwartet, doch er bekam nur ein seltsam gepreßtes Lächeln.
    »Sie haben nichts mehr in der Hand, Herr Premierminister. Sie haben Ihr Blatt ausgespielt. Ich halte alle Trümpfe.«
    »Es geht hier nicht um Karten, Rasin, sondern um Menschenleben. Haben Sie verstanden? Um Menschenleben!«
    »Sie sind zu mir gekommen. Sie sind gekommen, um mich zu bitten, meine Waffe unter Ihrer Anweisung und auf Ihren Befehl einzusetzen.«
    »Und ich hasse mich dafür.«
    »Es geschieht auf meine Art oder gar nicht!«
    »Das ist doch nackter Wahnsinn! Hören Sie nur, was Sie sagen!«
    »Ich höre lieber Ihnen zu. Ich höre Worte der Verzweiflung, des Scheiterns, der Vergeblichkeit. Dieselben Worte, die ich seit Jahren, Jahrzehnten höre. Wir sind eine Insel, die von einem riesigen Meer umgeben ist, in dem es vor Haien nur so wimmelt. Anstatt zu lernen, diese Haie zu beherrschen, haben Sie zugesehen, wie sie sich vermehrten und stärker wurden, bis sie nun imstande sind, unsere Insel wie auch ihr Meer zu beherrschen. Es kann keinen Kompromiß geben.«
    »Keinen Kompromiß, nur eine Neusetzung der Ziele«, drängte der Premierminister. »Unser größtes Problem ist Hassani, und daher bitte ich Sie, Gamma zuerst im Iran einzusetzen. Sobald die anderen Nationen das Ergebnis sehen, werden sie aufgeben. Wir können verhindern, daß Hassani seine Superwaffe einsetzt, und damit wird die Invasion scheitern.«
    »Diese Invasion, ja. Aber was ist mit der nächsten und der danach? Sie – Sie alle – sind so kurzsichtig. Sie akzeptieren alle zehn Jahre einen Krieg, solange es dazwischen nur das gibt, was Sie Frieden nennen. Wenn wir Gamma in einem einzigen Land freisetzen, werden die anderen nur noch militanter und nur noch stärker auf die Terrortaktiken zurückgreifen, die unserem Land so zusetzen. Unser Feind fürchtet den Tod nicht, er sehnt ihn herbei. Er braucht nur einen Grund zum Sterben. Die Gemäßigten und die Radikalen werden sich zusammentun. Wir selbst werden bewerkstelligen, was Hassani nur schwer gelingen kann.« Er beruhigte sich etwas. »Also muß es alle Nationen treffen, in denen Mörder sich als Politiker und Diplomaten tarnen. Wir müssen klarmachen, daß jede Drohung, uns zu vernichten, nur ihre eigene Vernichtung bedeutet und nur wir ihr Überleben gewährleisten können.«
    »Sie vergessen die Indianapolis«, wendete Isser ein. »Die Amerikaner haben das Schiff versenkt, um Gamma für immer zu vergraben. Sie müssen dafür einen Grund gehabt haben, und nun wollen Sie Gamma trotzdem freisetzen.«
    »Ein Risiko, das einzugehen ich bereit bin, genau wie Sie, wie Ihre Anwesenheit hier beweist, Herr Premierminister. Seit der Gründung unseres Staates war seine Existenz bedroht. Doch diesmal sind wir in der Lage, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und die radikalen Araber zu vernichten, die sonst uns vernichten würden.«
    »Und was, wenn sie ihren Kampf fortsetzen, obwohl Sie Ihre Kanister geöffnet haben, Rasin? Wollen Sie ein halbes Land sterben lassen, wenn sie hundert von uns töten? Ein ganzes Land, wenn sie tausend töten?«
    »Wenn nötig, ja. Unbedingt.«
    »Sie spielen Gott, Rasin.«
    »Jemand muß Gott spielen, aber Sie haben es in Ihrer Weisheit nie gewagt. Ich verhandle nicht über meine Bedingungen. Am Morgen des Unabhängigkeitstages werden Sie im Kabinett meine Bedingungen bekanntgeben – und meine Ernennung zum Minister.«
    »Zweifellos als Rückversicherung.«
    »Genau. Als Rückversicherung dagegen, daß Sie es sich anders überlegen, sobald ich Ihre

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