Die Gamnma Option
mußten.«
»Sie haben sie umgebracht?« fauchte Blaine wütend.
»Wir haben es versucht, ja, aber es ist uns nicht gelungen. Was danach mit ihr geschah, wissen wir nicht, nur, daß sie jetzt in den Kellerräumen des Königlichen Palasts gefangengehalten wird. Wichtig ist nur, was sie überhaupt nach Teheran geführt hat.«
»Dasselbe, was Sie hierher geführt hat. Der Wunsch, einen Verrückten daran zu hindern, eine Bande von Verrückten gegen Israel zuammenzuschließen.«
»Aber wir wußten nichts von der kurz bevorstehenden Invasion oder von Hassanis Behauptung, er verfüge über irgendeine geheime Waffe, gegen die Israel völlig schutzlos sei.«
»Davon wußte sie auch nichts. Und ich auch nicht, verdammt!«
Nun schaute Isaac verwirrt drein. »Das ergibt keinen Sinn.«
»Vielleicht doch. Sagen Sie nichts, lassen Sie mich raten. Irgendwie hat die israelitische Regierung die Einzelheiten von Hassanis Plan erfahren.«
»Zumindest, daß es ihn überhaupt gibt, und auch den Zeitpunkt. Aber woher wissen Sie das?«
»Nur ein Glückstreffer.«
»Glück?« Isaac seufzte. »Wie dem auch sei, Hassani hat vor, sich an unserem Unabhängigkeitstag mit seinen Leuten zu treffen, um ihnen Einzelheiten über seine Geheimwaffe und die Einsatzmöglichkeiten mitzuteilen. Unseren Informationen zufolge wird die eigentliche Invasion ein paar Tage später erfolgen, nachdem seine Waffe uns irgendwie gelähmt hat. Unser Problem ist, daß auch die Operation Feuersturm am Unabhängigkeitstag beginnen soll, was zu spät wäre, um Hassani davon abzuhalten, seine Waffe einzusetzen. Unsere Zellen stehen nicht miteinander in Verbindung, so daß wir den Zeitpunkt nicht vorziehen können. Na schön, hat die Regierung daraufhin gesagt. Sie braucht uns sowieso nicht mehr, denn sie hat etwas Besseres gefunden.«
McCracken begriff erst, was der alte Mann meinte, als er seine Augen sah. »Mein Gott, sie will Rasins Waffe einsetzen! Und ich habe sie ihr gegeben! Habe ihr verraten, worum es sich handelt, wie sie funktioniert. Kein Wunder, daß man den Indianer und mich mattgesetzt hat. Wir waren die einzigen, die Bescheid wußten.«
»Nicht ganz.«
»Diese verdammten Narren! Sie haben mir nicht zugehört! Die Amerikaner hatten diese Waffe und haben sie nicht eingesetzt! 1945 ist in letzter Minute irgend etwas geschehen. Damals hat man irgend etwas herausgefunden, und heute soll die Waffe benutzt werden, ohne daß wir wissen, worum es sich handelt!«
»Aber es gibt jemanden, der das wissen muß, nicht wahr?«
»Ja, einen Wissenschaftler namens …«
»Martin Eisenstadt«, vollendete Isaac den Satz. »Wir haben ihn gefunden.«
»Wir haben Glück gehabt«, fuhr der alte Mann fort. »Wir trafen gerade ein, als Rasins Leute ihn verschleppen wollten, einem gar nicht ungewissen Schicksal entgegen, nachdem Ihre Aktivitäten in den USA ihn zu einem Risikofaktor werden ließen. Wir hatten ein paar jüngere Leute dabei. Es endete ganz angenehm. Eisenstadt lebt nicht nur, er will auch auspacken. Wir haben ihn in einem Schutzversteck untergebracht.«
Sie fuhren durch die arabischen Städte Azaria und Abudise und dann nach Seadaya, wo die jüdische Wüste die Landschaft zu beherrschen begann. Nach ein paar weiteren Kilometern hielten sie an und stiegen vom Mercedes in einen Jeep um, der am Straßenrand auf sie wartete. Es folgten fünf Kilometer Wüste, dann erreichten sie ein Tal, in dem ein großes Beduinenlager aufgeschlagen war. Die Regierung hatte den Beduinen zwar untersagt, weiterhin als Nomaden zu leben, und ihnen vorgeschrieben, Siedlungen zu errichten, doch sie hatten viele Merkmale ihres alten Lebens bewahren können. McCracken sah neben den Wellblechhütten Zelte, in denen sie auf einfachen Decken schliefen. Ziegen und Schafe waren auf der einen Seite des Geländes zusammengetrieben, und auf der anderen liefen Hühner frei herum. Maultiere und Pferde wurden an einem Brunnen getränkt, und irgendwo krähte unaufhörlich ein Hahn.
Als Blaine aus dem Jeep stieg, hatte er den Eindruck, einen Schritt in die Vergangenheit zu tun. Das Leben hier schien sich seit Jahrhunderten nicht verändert zu haben. Die Beduinen waren ein Volk, das Stärke respektierte. Sie hatten sich entschlossen, sich in Israel niederzulassen. Das Land akzeptierte sie und ermutigte die jungen Männer, in die Armee einzutreten, in der sich eine Reihe von ihnen als Scouts hervorgetan hatten.
Der Anführer der Siedlung, ein alter Mann in einem weißen Burnus und Keffiya,
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