Die Gamnma Option
Masada auf den Kisten in der Beduinenhütte konzentriert, daß er McCrackens Frage kaum hörte. Wortlos trat er zu einem Riß im Wellblech, der als Fenster diente. In der Wüste vor dem Lager, die nun im grellen Licht von Scheinwerfern lag, die von tragbaren Generatoren gespeist wurden, waren zwei Dutzend seiner besten Leute damit beschäftigt, die gewaltigen Ausrüstungsmengen, die er aus Japan mitgebracht hatte, auszupacken, zusammenzusetzen und vorzubereiten. Mit einer Transportmaschine hatten sie den Flug in acht Stunden bewältigt; sie waren auf einem privaten Flughafen in Ägypten gelandet, auf dem schon zwei von Israelis gesteuerte Sikorsky-Truppentransport-Hubschrauber gewartet hatten. Die Geräte wurden umgeladen, und der Flug zum Beduinendorf war ohne Zwischenfall verlaufen. Um kurz nach Mitternacht waren sie hier eingetroffen.
»Wir können es schaffen, Fudo-san«, erwiderte Hiroshi schließlich, ohne sich umzudrehen. »Die Idee ist brillant, aber …«
»Ja?«
»Sie kommt mir etwas zu kompliziert vor. Wenn es darum geht, eine solche Festung zu knacken, würde ich allemal einen gezielten Beschuß aus der Luft vorziehen.«
»Zu riskant«, erklärte McCracken. »Wenn Rasin umkommt, oder in der ganzen Verwirrung aus Masada fliehen kann, hätten wir keine Chance mehr, die Gamma-Kanister zurückzubekommen. Und genau darum geht es.«
»Ich verstehe, Fudo-san. Aber es bleibt die Tatsache bestehen, daß wir mit einer nur geringen oder überhaupt keiner Rückendeckung in eine schwer bewachte Festung abspringen.«
Blaine sah Wareagle an. »Überlaß das dem Indianer. Ich mache mir größere Sorgen darüber, wie wir die Soldaten am Fuß des Berges davon abhalten, die Kavallerie zu rufen, sobald sie erst mal begreifen, was da oben vor sich geht.«
»Überlaß es mir«, sagte Hiroshi.
Die flache Wüste hinter dem Beduinenlager lag in tiefer Dunkelheit, die nur hier und da von Scheinwerfern durchbrochen wurde. Das einzige Geräusch in der Kälte der Nacht stammte von den gepanzerten Sikorsky-Truppentransportern, die nun, da der Start kurz bevorstand, die Motoren warmlaufen ließen. Hiroshi kniete, die Hände auf den Oberschenkeln, vor seinen Samuraikriegern, die in einer Linie vor ihm hockten. Sie alle trugen Hakamas, schwarze Oberteile und ebensolche bauschige, hosenähnliche Unterteile. Obwohl die meisten mit modernen Maschinengewehren ausgestattet waren, blickten sie nun alle auf die Schwerter, die in ihren Scheiden vor ihnen lagen. Auf ein Zeichen Hiroshis ergriffen sie die altmodischen Waffen und schoben sie in ihre Gürtel, eine gleichförmige Bewegung, die in ihrer stillen Gelassenheit unheimlich wirkte. McCracken stand ein Stück abseits und rief sich noch einmal die Einzelheiten von Johnny Wareagles Plan in Erinnerung.
»Halten Sie mich ruhig für einen Schlemihl«, sagte Isaac, der plötzlich neben ihm stand, »doch haben Sie nicht gesagt, es sei Selbstmord, aus dem Himmel zu fallen?«
»Ich habe gesagt, ein Fallschirmabsprung sei Selbstmord. Das hier ist es etwas anderes.«
»Hm«, machte Isaac. »Himmel ist Himmel.«
»Und Sie?«
»Ich breche jetzt auf, um Isser einen Besuch abzustatten. Nach dem, was Eisenstadt uns gesagt hat, kann er mich nicht einfach so abweisen. Wir wollen nicht, daß Sie in Masada Erfolg haben, nur um dann von der richtigen Armee getötet zu werden.«
»Dieser Gedanke ist mir auch schon in den Sinn gekommen, doch Sie haben ihn zuerst ausgesprochen.«
Isaac blinzelte. »Ist doch logisch. Ich stelle mir die Sache wie eine Partie Dame vor, und jetzt sind wir am Zug. Der Feind mag zwar mehr Steine haben, aber wir springen über sie hinweg. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug.«
»Schalom, Sie alter Teufel.«
Die Sikorsky-Hubschrauber glitten auf normaler Flughöhe durch den Nachthimmel und unternahmen keinen Versuch, sich vor Radar- oder Sichtkontakt zu verbergen.
»Zwei Minuten, dann geht's los, Indianer«, sagte McCracken im Cockpit zu Wareagle. Die vom Flutlicht erhellte Festung vor ihnen wurde schnell größer. »Wir müssen langsam zu den anderen hinten.«
Wareagle atmete tief ein, und Blaine bemerkte den Hauch eines Lächelns auf seinem Gesicht. »Das Höllenfeuer, Blainey. Wir werden es wieder betreten.«
»Du klingst fast froh darüber.«
»Nein. Aber ich bin auch nicht traurig. Ich habe gelernt, daß sich alles auf der Welt im Gleichgewicht befindet. Das Höllenfeuer trägt zu dem bei, was wir sind und waren. In Zeiten wie diesen sind uns die Geister am
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