Die Gamnma Option
nächsten. Sie erheben sich ins Chaos, doch um sie spüren zu können, muß man sich auch ins Chaos begeben. Niemals sind ihre Worte deutlicher. Niemals fühle ich mich meinen Vorfahren näher.«
»Hoffentlich hast du dir nicht die heutige Nacht ausgesucht, dich zu ihnen zu gesellen, Indianer.«
Major Ben Shamsi, Befehlshaber der Sicherheitstruppen um Masada, hob das Walkie-talkie an sein Ohr.
»Ich höre Sie, Korporal.«
»Sir, aus dem Süden nähern sich zwei Truppentransporter.«
In diesem Augenblick vernahmen Shamsis Ohren das vertraute Wop-wop-wop von zwei Sikorskys, und er sah die Positionslichter der Maschinen in der Dunkelheit aufblitzen.
»Leutnant«, rief er dem Mann hinter ihm zu, »erwarten wir Verstärkung?«
»Nicht daß ich wüßte, Sir.«
»Funken Sie sie an«, befahl Shamsi. »Wir müssen herausfinden, was …«
»Sir!« erklang die hektische Stimme des Korporals, der am südlichen Rand des Geländes Stellung bezogen hatte. »Einer der Truppentransporter hat über Masada etwas abgeworfen!«
»Abgeworfen?«
»Fledermäuse, Sir! Es sieht aus wie große Fledermäuse!«
Der Wachtposten, der auf Laces Anweisung Stellung auf der Südmauer von Masada bezogen hatte, hob tatsächlich die Hand, um den vorüberfliegenden Sikorskys zuzuwinken, als er sah, wie schwarze Gestalten aus den Hubschraubern sprangen und im nächsten Augenblick auch schon über ihn hinwegsausten. Er duckte sich instinktiv, wie man sich vor einem Vogel duckt, und griff noch nach seinem Walkie-talkie, als an der Nordflanke von Masada der erste Schuß erklang. Als er sich wieder umdrehte, schien der ganze Himmel von schwarzen Gestalten zu wimmeln, die sich aus den Leibern der Sikorskys ergossen.
Die motorisierten Hanggleiter waren von Anfang an das Kernstück von Wareagles Plan gewesen. Sie stellten die einzigen Fluggeräte dar, die sowohl schnell wie auch manövrierfähig genug waren, um sich Masada von oben zu nähern. Hiroshi hatte sie schon vor einiger Zeit aufgetrieben, indem er eine Ladung abgefangen hatte, die ursprünglich für die Delta Force in Fort Bragg bestimmt war. Doch da er sich weigerte, mit dem einzigen Markt, den es für sie gab – Terroristen – Geschäfte zu machen, war er bislang auf ihnen sitzengeblieben.
Die Gleiter entsprachen der modernsten Technik und waren wesentlich leistungsfähiger als die, welche die palästinensischen Terroristen bei ihren Überfällen über die Grenze zwischen dem Libanon und Israel benutzten. Die Spannweite der schwarzen Schwingen betrug nicht einmal zwei Meter, und die kleinen Motoren, die die Gleiter antrieben, waren in der Mitte der Geräte angebracht. Die Gleiter waren in alle Richtungen manövrierfähig und konnten sehr schnell steigen und sinken.
In den letzten Sekunden vor dem Absprung dachte McCracken noch einmal über die Strategie nach, die sie anwenden wollten. Er und Wareagle waren von Anfang an davon ausgegangen, daß Rasin in ganz Masada Wachen postiert hatte und nicht nur im nördlichen Teil der Festung, wo sich seine Truppen konzentrierten. Damit war es leider nicht möglich, von einem benachbarten Gipfel zu starten; sie mußten aus den Sikorskys abspringen.
»Die größten Sorgen machen mir die Scheinwerfer«, hatte Hiroshi sie gewarnt. »Das Problem ist zweischneidig. Wenn wir auf sie schießen, und sie erlöschen, können meine Krieger nicht sehen, wo sie landen. Wenn wir sie unversehrt lassen, geben wir die besten Ziele ab.«
»Wie wäre es, wenn wir vor dem eigentlichen Angriff Tränengas abwerfen?«
»Das bereitet noch mehr Probleme.« Hiroshi zuckte die Achseln. »Zum einen müssen wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß Rasins Leute mit Gasmasken ausgerüstet sind. Doch selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, könnte das Gas gegen uns arbeiten, indem es unseren Feinden Deckung verschafft und uns wiederum die Sicht auf mögliche Landeplätze nimmt.«
»Die Luft stellt unseren größten strategischen Vorteil und gleichzeitig unseren größten Schwachpunkt dar«, fügte Wareagle hinzu.
»Granaten«, sagte Blaine plötzlich.
Wareagle begriff augenblicklich, worauf er hinauswollte. »Zwei Angriffswellen, Blainey?«
»Im Abstand von höchstens zwanzig Sekunden. Sagen wir, sechs bei der ersten Welle. Sie sollen Rasins Truppen zerstreuen und die Wachtposten auf den höchstgelegenen Stellungen ausschalten. Stellt es euch einmal vor … Sobald die erste Welle ihre Granaten abgeworfen hat, werden Rasins Männer in heilloser Flucht
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