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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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blieb ihnen nicht mehr.
    Rechts neben ihm brodelte plötzlich das Wasser auf. RUSS' Miniaturturm hob sich über die Oberfläche, und die automatischen Bilgenpumpen nahmen ihre Arbeit auf. RUSS sah aus wie ein kleiner, aber majestätischer Wal, der sich stolz aus dem Meer erhob. McCracken holte RUSS mit dem Joystick nahe genug heran, um ihn leidenschaftlich zu tätscheln und dann die bewußtlose Patty auf seine zylindrische Hülle zu legen, bevor er sich selbst hinaufzog. Schließlich saß er auf dem Tauchboot wie auf einem Pferd. Er fühlte, wie RUSS leicht unter ihm schwankte, vergewisserte sich, daß Patty nicht herunterrutschen konnte, und rammte dem Tauchboot nur in seiner Phantasie vorhandene Sporen in die Seite.
    »Komm, Fury!« sagte er. »Wie wär's mit einem kleinen Ausritt?«

14
    Amir Hassani stand mitten in der üppig eingerichteten Bibliothek tief in den befestigten Gewölben des ehemaligen Königlichen Palasts des Schahs im Stadtteil Niavarin im Nordosten von Teheran. Ein großer Teil des Raumes wurde von Bücherregalen beherrscht, die die Königliche Bibliothek von Erstausgaben in allen möglichen Sprachen beherbergten. Vier lange Regale enthielten in allen erdenklichen Farben gebundene Bücher, und an den drei Wänden, die die Regale umschlossen, erhoben sich bis zur Decke ordentlich aufeinandergeschichtete Bücherstapel.
    Doch während Hassani über den hohen, dunkelroten Teppich mit seinem Blumenmuster schritt, nahm er die Bücher nur anhand des Ledergeruchs wahr, der in seine Nase drang. Er konzentrierte sich voll auf seine Gäste. Die Repräsentanten der verschiedenen Gruppen, die sich unter ihm geeinigt hatten, saßen in sieben Sesseln mit hohen Lehnen und rotem Samtbezug, der farblich genau auf den Teppich abgestimmt war. Im Augenblick lauschten sie alle gleichermaßen sprachlos, ja sogar benommen, seinen Ausführungen über den ersten Teil des Plans, der letztendlich dazu führen sollte, daß sie die alleinige Macht im Mittleren Osten ergriffen.
    »Der Schlüssel zu dem Erfolg, den wir alle gemeinsam anstreben«, sagte er, sich dem Ende seines Vortrags nähernd, »lag und liegt auch weiterhin in der Geheimhaltung, die wir während der ersten Phase unserer Operation gewährleisten konnten. Es hat keine Sicherheitslecks gegeben. Wir stehen auf der Schwelle einer atemberaubenden Entwicklung. Wir müssen nur zugreifen, und wenn wir auch weiterhin dazu entschlossen sind, wird es den Staat Israel bald nicht mehr geben.«
    Die Bibliothek war riesig, und daher hallten seine Worte im Hintergrund wider. Dieses Echo hätte seine Zuhörer vielleicht gestört, hätten sie nur darauf geachtet. Von den sieben Männern waren drei in Militäruniformen gekommen, drei im traditionellen arabischen Burnus und einer in einem teuren westlichen Anzug. Sie kamen aus Syrien, Libyen, Jordanien, dem Irak und Saudi-Arabien. Hassani selbst trug – wie immer – die Generalsuniform des Revolutionsrats, dem er noch immer voller Stolz angehörte. Er trug sie kühn und herausfordernd, als weigere er sich einzugestehen, daß er einen Krieg verloren hatte, oder, was noch wichtiger war, als wolle er darauf hinweisen, daß ein wesentlich wichtigerer Krieg bald gewonnen werden würde.
    »Sie sprechen von der Vernichtung Israels«, sagte der irakische Delegierte, »und doch teilen Sie uns keine genaueren Einzelheiten mit. Ich befürchte, daß wir hier der gleichen hirnlosen Rhetorik zuhören, die Ihrem erfolglosen Feldzug gegen mein Land vorausgegangen ist.«
    Hassani bemühte sich nach Kräften, dem Mann, mit dem er sich noch vor ein paar Jahren im Krieg befunden hatte, ein Lächeln zu schenken. Seine Mütze war tief in die Stirn gezogen, so daß sein Gesicht bis zum Bart in Schatten lag. Er hatte die Augen zusammengekniffen, und sein Blick begegnete selten dem seines jeweiligen Gesprächspartners. Er gestattete es niemandem, ihn genau zu mustern, als könne ein einziger kurzer Blick ihn seiner Aura entkleiden. Er war ein Phantom, das der abendländischen Presse, die ihn als rätselhafte und zurückgezogen agierende Gestalt verdammte, noch nie ein Interview gegeben hatte, da sie ihn zum Spottbild der Wirtschaftslage des Irans nach dem Krieg gemacht hatte.
    Doch sein Lächeln war das eines Mannes, der sah, was andere nicht einmal bemerkten. Während des Kriegs mit dem Irak war er einer der militärischen Führer und ein Volksliebling gewesen. Seine militante Einstellung hatte ihn jedoch gezwungen, nach der Hinnahme der

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