Die Gamnma Option
Maschinenraums vorbei und roch den beißenden Gestank eines Ölfeuers, das versuchte, sich unter dem durch die Luke schießenden Meerwasser auszubreiten.
Als das Flugzeug wieder ein gutes Stück über ihm kreiste, griff Blaine nach den beiden verbliebenen Harpunen und bereitete sich auf den nächsten Angriff vor. Er riß das Stahlseil von einer der Harpunen und befestigte damit das zwanzig Zentimeter lange Titaniumbruchstück der Hydraulik an der Spitze des zweiten Speers.
Halte schon, verdammt! Halte schon!
Als sich die Cessna erneut senkte, schätzte der Schütze Blaines Position falsch ein, und die Kugeln peitschten das Meer. Erneut dröhnte das Flugzeug auf, und der Motor stotterte, als der Pilot sie zu scharf herumriß. Die Cessna kam wieder auf ihn zu, und Blaine vergewisserte sich, daß der Stahlsplitter fest auf dem Speer saß. Dann erhob er sich. Er versuchte gar nicht erst, für seinen Schuß den Kurs der Maschine zu berechnen, sondern verließ sich völlig auf sein Gefühl, wann und in welchem Winkel er den Speer abfeuern mußte.
Die Maschine flog nun genau auf die Sonne zu. Der Pilot mußte die Augen zusammenkneifen; der blendende Glanz des Pazifiks nahm ihm zumindest einen Teil seiner Sicht. Das war ein weiterer Vorteil, den Blaine ausnutzen konnte.
McCracken spreizte die Beine. Das Wasser stand ihm nun bis an die Oberschenkel und stieg von Sekunde zu Sekunde höher. Er wollte, daß die Angreifer den Eindruck bekamen, dies sei sein letzter verzweifelter Widerstand. Er wollte, daß sie dachten, er hätte sich mit dem Tod abgefunden, damit sie ganz hinabkamen, um ihn endgültig zu erledigen.
Er stellte sich vor, die Hitze der Kugeln spüren zu können, die die Luft um ihn herum zerpflügten, konnte aber nicht sagen, wie nah ihm die letzten gekommen waren, als er die Harpune an die Schulter hob. Das Flugzeug raste auf ihn zu, und er stellte sich vor, die Augen des Piloten sehen zu können, nicht mehr zusammengekniffen, sondern vor Schreck und Überraschung plötzlich weit aufgerissen. Die Maschine war keine fünfzehn Meter mehr entfernt, als Blaine auf den Abzug drückte.
Der Speer schoß vor und schien sich kurz unter dem zusätzlichen Gewicht des an seiner Spitze befestigten Stahls zu senken, bevor er dann, als das Flugzeug kaum sechs Meter über ihm war, gegen die Windschutzscheibe prallte. McCracken sah nicht, wie die Wucht des Aufschlags die Scheibe zertrümmerte und dem Piloten, der die Hände vom Steuerknüppel nahm und schützend hochriß, Glassplitter ins Gesicht trieb. Er sah nur, wie die Cessna plötzlich kippte und steil nach unten fiel, als hätte man sie von einer Tischkante gestoßen. Sie prallte auf das Wasser und brach auseinander. Blaine wartete vergeblich auf Flammen oder Rauch; der Rumpf glitt wie auf Wasserskiern über die Oberfläche und verlor dabei immer mehr Teile.
Blaine blieb nur dieser Augenblick, um seinen Triumph auszukosten, denn auch die Runaway lag in den letzten Zügen. Als er wieder in der Kabine war, stand ihm das Wasser bis zum Bauch und schlug gegen Pattys Brust. Ihr Puls schlug noch kräftig, und er legte wie ein Rettungsschwimmer einen Arm um ihren Hals und zog sie an sich. Dann verließ er mit ihr die Überreste der Kabine und schwamm von dem sinkenden Schiff davon.
Nach einem Augenblick ließ er sich nur noch treiben. Er wollte sich nicht zu weit von dem Boot entfernen; es stellte ihre einzige Hoffnung auf Überleben dar. Die Schwimmwesten befanden sich jedoch unter drei Metern Wasser in der Kabine, und hätte er sie holen wollen, hätte er Patty loslassen müssen. Er wußte, selbst wenn Pattys Notruf durchgekommen sein sollte, würde es bestenfalls einige Stunden dauern, bevor die Rettungsmannschaft von Guam sie finden würde, jedenfalls viel zu lang, um Patty bis dahin über Wasser zu halten. Und es würde noch viel, viel länger dauern, falls ihre Koordinaten nicht deutlich durchgekommen waren. Dann mußte man eine weiträumige Suchaktion beginnen, und es könnte Tage dauern, bis man sie fand. In diesem Augenblick sah Blaine, wie etwas Weißes vor ihm an der Oberfläche trieb. Sein erster Gedanke war: Ein Hai!, doch dann wußte er, worum es sich handelte. Patty festhaltend, paddelte er darauf zu.
Schließlich war er dem Gegenstand nahe genug, um nach RUSS' transistorisiertem Kontrollpult greifen zu können. Er klemmte es zwischen Patty und sich fest, tastete nach dem Joystick und zog ihn zu sich heran. Das Tauchboot war ihre letzte Hoffnung; eine andere
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