Die Gang: Roman (German Edition)
brach nicht zusammen.
Sie kicherte und klatschte. »Pech gehabt, Kleiner.«
Mist!
»Du musst schon etwas fester werfen«, sagte Cowboy, lächelte und schüttelte den Kopf. »Versuch’s noch mal!« Er holte sein Geld raus.
»Nein, nein. Das ist schon okay. Ein anderes Mal. Mit mir ist heute nichts los, nach all dem Möbelrücken und Kistenschleppen.«
»Cowboy!« Lizzie rief durch die Gitterstäbe.
»Ja!«
»Kannst du Tanya was von mir ausrichten?«
»Aber sicher.«
»Erzähl ihr von Janet. Ich will sie heute Abend mitbringen. Frag, ob das klargeht, ja? Und ruf mich später an und sag’s mir.«
»Klar. Adios. Pass auf, dass deine Titten im Wasser nicht schrumpelig werden.«
Sie sah plötzlich aus, als würde sie ihm am liebsten den Hals umdrehen.
Ein halbes Dutzend Leute in der Nähe begannen zu lachen. Jeremy war viel zu verblüfft dazu.
»Komm, wir gehen raus, Duke.«
Sie zogen los. Jeremy gab Cowboy seine Waffeltüte zurück und folgte ihm über die Promenade. Sie schlüpften durch eine Öffnung im Zaun und gingen die Betontreppe zum Strand hinunter.
4
»Da weiß aber jemand, wie man mit einem Banjo umgeht«, sagte Dave. Die rhythmische, fröhliche Musik war in dem Karnevalsgetöse der Karusselle, den Stimmen und dem Gelächter überall, dem Kreischen der Leute auf der Schiffschaukel und dem Dröhnen der Bazookas nur leise zu hören.
Sie schien von irgendwo vorne zu kommen. Dave sah einen Kreis von Zuhörern in einiger Entfernung, am Nordende der Promenade.
»Sehen wir’s uns mal an«, sagte er.
»Besser, als Trolle zu verhören«, meinte Joan.
Seit dem Mittagessen hatten sie sieben Obdachlose befragt. Aus keinem konnte irgendwas über einen Mann namens Enoch herausgeholt werden. Sie fragten, ob in der vergangenen Nacht etwas Auffälliges passiert wäre. Einer berichtete, er sei in ein Raumschiff vom Planeten Mogo gebeamt worden, wo so etwas wie eine menschengroße Eidechse eine Röhre in seinen Hals stopfte und seinen Mageninhalt aussaugte, um ihn dann zu trinken. Einer sagte, er wäre von zwei Albinos gefangen worden, die ihn unter die Promenade ziehen wollten, um ihn an ihre Spinne zu verfüttern. Eine Frau hatte eine Erscheinung der Heiligen Jungfrau gehabt, die ihr einen grauen Stein gegeben hatte mit dem Hinweis, darin befände sich ein Diamant. Während die Frau davon erzählte, kaute sie auf dem Stein herum, als hielte sie ihn für eine Art Nuss, die sie mit ihren Zähnen aufknacken könnte. Ein weiterer Mann brabbelte völlig unzusammenhängend vor sich hin. Ein Wanderer starrte sie an und murmelte etwas von Mördern. Nur einer schien einigermaßen klar im Kopf zu sein, und der berichtete, friedlich in den Dünen geschlafen zu haben.
Joan hatte ziemlich oft geseufzt und die Augen verdreht. Sie hatte Dave schließlich schon vorher gesagt, dass es Zeitverschwendung sein würde, mit den Schnorrern auf der Promenade zu sprechen.
Aber es war nicht völlig umsonst gewesen.
Nachdem er mit ein paar von ihnen gesprochen hatte, war er einigermaßen überzeugt, dass die Geschichte von Enoch, der »den Löffel abgegeben hatte«, nicht wirklicher war als die von dem Diamanten im Stein, dem Albino-Angriff oder den merkwürdigen Ernährungsgewohnheiten der außerirdischen Eidechse.
Er hörte, wie die Zuschauer des Banjospielers applaudierten. Nur wenige Leute gingen weiter, die meisten blieben im Kreis stehen. Mehrere Passanten stellten sich noch dazu. Einige Leute schoben sich nach vorn, wahrscheinlich, um Geld hinzulegen.
Als Dave und Joan näher kamen, begann das nächste Lied. When the Saints Go Marching In. Die Melodie erklang laut und lebhaft, mit derart komplizierten Harmonien und Läufen, dass Dave glaubte, es müssten wenigstens zwei Banjos spielen, ein Duo, vielleicht sogar ein Trio von Straßenmusikern. Sie spielten eine so schöne Version der »Saints«, dass das Publikum, das zunächst mitgeklatscht hatte, nun ruhig wurde, um besser zuhören zu können. Joan hielt sich neben Dave, als er am Kreis der Zuhörer entlangging, um eine Lücke zu finden, durch die er einen Blick auf die Musiker werfen konnte.
Ein paar schäbig aussehende Rocker bemerkten die Polizisten, wandten sich ab und gingen. Dave und Joan traten in die Lücke.
Kein Trio. Kein Duo.
Die gesamte Musik kam vom Banjo eines Mädchens, das offenbar nicht älter als achtzehn war.
Sie stand aufrecht und konzentriert da, das Gewicht auf ein Bein verlagert, und schlug mit dem Absatz auf der Promenade den Takt, während
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