Die Gang: Roman (German Edition)
schneller!«
»Ach du Scheiße!«
Jeremy musste Cowboys Jacke loslassen. Seine Schulter stieß an etwas. Einen Türrahmen? Er ging weiter. Seine Füße sanken in weichem Boden ein.
»Was ist das?« Samsons Stimme.
»Schaumgummiboden«, sagte Liz. »Ein Rest vom alten Funhouse.«
»Schöner Spaß!«
»Ich will hier raus!«, jammerte Karen.
»Der Letzte macht die Tür zu!«, befahl Tanya.
Er spürte, wie Shiner ihn losließ. »Ich hab’s«, sagte sie. Er hörte die Tür zufallen, und die verrückten Stimmen der Trolle wurden zu einem dumpfen Murmeln.
»Okay.« Das war Tanya. »Sind alle hier?«
»Heather ist weggerannt«, sagte Jeremy.
»Das war wohl das Klügste«, meinte Cowboy.
»Lass uns hier abhauen«, bat Karen.
»Als hätten sie auf uns gewartet«, sagte Samson. »Ich würde auch sagen, wir verschwinden.«
»Ja«, stimmte Liz zu.
»Wir müssen dem Kerl die Kamera abnehmen.«
»Wozu?«, fragte Samson. »Was hat er schon für ein Bild? Kids auf der Promenade. Tolle Sache. Beweist überhaupt nichts. Das hier ist ziemlich übel.«
»Ist es eigentlich nicht wert«, sagte Cowboy.
Sie waren einen Augenblick still. Jeremy hörte nur seinen Herzschlag und seinen Atem und den der anderen neben ihm.
Der anderen neben ihm.
Shiner war neben ihm, aber er nahm an, dass der Rest der Bande sich vor ihm befand. Die Atemgeräusche schienen jedoch von überall her zu kommen. Die warme, stickige Luft roch faulig.
»Okay«, sagte Tanya. »Wir gehen denselben Weg zurück und verschwinden hier.«
Shiner hielt sich an Jeremys Arm fest und trat hinter ihn. Er hörte ein lautes metallisches Rasseln. Shiners Finger krallten sich fester in seinen Arm. »Die Tür ist verschlossen«, flüsterte sie.
»Oh, Scheiße.«
»Ich glaube, wir sind hier nicht allein«, sagte Liz mit panikerfüllter Stimme.
Etwas Weiches und Feuchtes berührte Jeremys Handrücken. Seine rechte Hand. Die, die das Messer flach gegen sein Bein drückte.
Etwas leckte sie ab wie ein Hund.
»Yaaah!« Er riss die Hand hoch.
Der dunkle Raum explodierte in Angstschreien, Keuchen, Kreischen und Fluchen.
Shiners Hand wurde von seinem Arm weggerissen.
Er wirbelte herum, um sie zu finden. Jemand hielt sein Bein fest. Er stolperte, versuchte, das Gleichgewicht wiederzufinden, aber er fand in dem Schaumgummi keinen Halt und stürzte zu Boden.
Der Angreifer schob sich an seinem Bein entlang. Er konnte den Geruch verfaulenden Mülls wahrnehmen. Sein Hemd wurde aufgerissen. Haare kitzelten über seinen Bauch. Ein Gesicht drückte sich an ihn, und er spürte die Nase und den Schnurrbart, trockene Lippen und eine schnelle feuchte Zunge. Er griff sich ein Büschel fettiger Haare, riss das Gesicht weg und stach nach unten. Das Messer fuhr tief hinein – irgendwo in die Mitte eines Rückens, dachte Jeremy. Der Angreifer schrie auf, krümmte sich und rollte weg von Jeremy, aber damit riss er auch das Messer aus seiner Hand.
Jeremy setzte sich auf und starrte ins Dunkel. Er blinzelte, um sicherzugehen, dass seine Augen offen waren.
Um sich herum hörte er Kampfgeräusche.
Weg vom Boden, dachte er. Hier ist es am schlimmsten. Er schob sich auf die Knie. Jemand taumelte gegen seinen Rücken und schubste ihn nach vorn. Er zappelte und trat gegen einen Körper, um seine Beine freizubekommen. Keuchte, als sein Gesicht auf Haut traf. Er wich zurück. Eine Hand griff nach seinem verletzten Kinn und versuchte, ihn wegzuziehen. Schmerz stieg von der Wunde auf, und eine Stimme vor ihm sagte: »Jeremy?«
Die Hand tastete sich von seinem Kinn zur Schulter und zog ihn näher heran. Shiner schlang die Arme um ihn. Sie hielten sich aneinander fest und kamen stolpernd auf die Füße. Dann machten sie ein paar unsichere Schritte und stießen gegen eine Schaumgummiwand.
An der Seite tauchte ein senkrechter Lichtstreifen auf. Schwaches gelbliches Licht. Plötzlich wurde es größer.
»Eine Tür!«, flüsterte Shiner.
Dahinter lag ein von Kerzen erleuchteter Flur.
Jemand schob sich durch die Tür und floh.
»Lass uns hingehen!«, keuchte Jeremy.
Aneinandergeklammert eilten sie zur Tür. Auf dem Weg dorthin konnten sie die Silhouetten von auf dem Boden kämpfenden Körpern sehen, einige knieten, andere waren aufgestanden und stolperten. Hände griffen nach ihnen, und sie traten und schlugen sich ihren Weg frei. Jemand griff von der Seite aus nach Shiner. Ihr Ellbogen stieß den Troll zurück.
Ein dunkler Schatten versperrte die Tür. Jeremy warf sich dagegen.
Hände
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