Die Gang: Roman (German Edition)

Kerzen in Wandhaltern erleuchtet wurde. Die Tür hinter ihnen schloss direkt an eine Betonwand an. Links war eine weitere Tür. Vor ihnen eine Treppe.
    Cowboy probierte die zweite Tür. »Verschlossen«, sagte er.
    »Wo, zum Teufel, sind wir?«, fragte Heather; ihre Stimme war nun hoch und jammernd.
    »Sieht aus wie ein Keller«, sagte Samson.
    »Brillanter Schluss«, murmelte Liz.
    »Da haste recht«, kam eine trockene, alte Stimme von oben. »Willkommen in Jaspers Funhouse.«
    Tanya zog ein Klappmesser aus der Tasche ihres Sweatshirts. Sie ließ die Klinge aufschnappen.
    Jeremy suchte in seiner Tasche nach dem Schweizer Armeemesser.
    Er sah, wie Samson und Cowboy ebenfalls ihre Messer zogen.
    »Alles bereit?«, flüsterte Tanya. Sie blickte jeden Einzelnen an, und ihre Augen leuchteten kampflustig im Kerzenlicht. Dann drehte sie sich um und ging die Treppe hinauf.

41
    Robin hatte die Augen fest zugekniffen vor Angst und Schmerzen, aber sie öffnete sie ein klein wenig, als sie plötzlich Rufe hörte. Sie sah die Trolljäger weit unten die Promenade entlanglaufen.
    Ihr Magen schien plötzlich tiefer zu sacken.
    O Gott, wie hoch das hier ist!
    Ein Lichtblitz zuckte über die winzigen Gestalten. Er kam von einem großen Mann vor ihnen, der plötzlich zum Geländer rannte, darübersprang und unter der Promenade verschwand.
    Die Kids verfolgten ihn und sprangen ebenfalls über das Geländer.
    Lassen sie mich einfach hier hängen?, fragte sie sich.
    Werden sie mir nichts weiter tun?
    Nein, sie haben noch nicht genug. Sie werden wiederkommen. Sie müssen mich umbringen. Ich bin eine Zeugin.
    Mein Gott, Nate. Der ist hinüber.
    Sie haben ihn umgebracht. Tanya hat ihn umgebracht. Aber warum hatte sie ihn ans Bett gefesselt? Vielleicht hat sie den Jungen belogen. Duke, sie hatte ihn Duke genannt. Sie hätte Nate nicht fesseln müssen, wenn er tot gewesen wäre, oder?
    Vielleicht.
    Vielleicht lebt er noch.
    Ich kann Hilfe für ihn holen, wenn ich hier runterkomme. Wenn ich nicht runterkomme, werden sie wiederkommen und mich umbringen. Tanya oder Duke. Aber vielleicht werden sie es nicht in Gegenwart der anderen tun.
    Sie mussten nur das Rad wieder in Gang bringen, es nochmals ruckartig anhalten, und sie würde wahrscheinlich heruntergerissen werden.
    Der letzte Stopp hatte sie beinahe losgerissen.
    Es war, wie von einem Riesen nach unten gezogen zu werden. Der Stahl der Handschellen schnitt in ihre Haut, und sie hatte gedacht, ihre Hände würden abreißen. Sie hatte sich fest angeklammert, an den Ketten. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte sie der Ruck einfach aus den Handschellen gerissen.
    Das wäre ihr Ende gewesen.
    Selbst jetzt hielt sie sich nur mit den Fäusten fest. Öffne die Hände, und du fällst sofort runter.
    Dann ist es zu Ende mit der Quälerei.
    Nur noch ein letzter Schmerz, und das war’s. Keine Schmerzen mehr.
    Ich will nicht runterfallen!
    Taubheit trat an die Stelle der Schmerzen in ihren Händen. Sie spürte, wie Blut an ihren Armen und den Seiten herunterlief. Die Seeluft ließ das Blut sofort abkühlen. Sie kühlte auch die langen, offenen Wunden auf ihrem Rücken, aber die schienen nicht mehr zu bluten. Entweder werden die Hände völlig taub, oder du verlierst genug Blut, um ohnmächtig zu werden, und dann ist es vorbei.
    Sie wusste, dass auch Nase und Lippen geblutet hatten, aber das war vorüber. Also waren es nur die Gelenke und Hände und ein dünner Faden von Blut, der vom Einstichloch der verdammten Nadel über ihrer linken Brust herunterlief.
    Wenn ich doch nur die Nadel rausreißen und sie Tanya in ihr verfluchtes Auge stechen könnte!
    Robin beugte den Kopf nach unten und wollte versuchen, die Nadel mit den Zähnen herauszuziehen. Aber sie konnte sie nicht erreichen.
    Wahrscheinlich werde ich in ein paar Sekunden in den Tod stürzen, und ich mache mir Sorgen wegen einer gottverdammten Nadel!
    Ihr Kinn streifte die Karte. Sie zuckte zusammen, als die geringfügige Bewegung die Nadel unter der Haut verschob.
    Dann sah sie unter sich drei kleine Schatten über die Promenade gehen. Sie kamen aus unterschiedlichen Richtungen, als hätte jede unabhängig voneinander erspäht, was da vom Riesenrad hing.
    Einer blieb direkt unter ihr stehen. Seine Glatze glänzte im Mondlicht. Als er aufblickte, sah Robin, dass er eine Augenklappe trug. Sein Mund öffnete sich. Sie bekam Gänsehaut und presste die Beine zusammen. Während der einäugige Troll zu ihr hinaufstarrte, schlurfte ein anderer durch das