Die Gang: Roman (German Edition)
packten seine Jacke, zerrten ihn nach vorne und warfen ihn in den erleuchteten Flur hinaus. Tanya fing ihn auf. Als er sich umdrehte, sah er, wie Samson Shiner aus dem dunklen Raum zog.
Cowboy hatte sich gegen eine Wand gelehnt, Liz schluchzte an seiner Brust. Die Tür fiel ins Schloss. Samson versuchte, den Knauf zu drehen, und warf sich dann mit der Schulter gegen die Tür. Sie gab nicht nach. Er warf sich wieder dagegen.
»Um Himmels willen, lass das doch!«, rief Tanya.
»Karen ist noch nicht draußen.« Er ließ den Fuß vorschnellen und traf die Tür direkt unter dem Knauf. Aber sie blieb verschlossen.
Samson drehte sich um, lehnte sich gegen den Türrahmen und schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war vor Schrecken und Angst verzerrt.
Shiner presste eine Hand gegen den Mund. Sie starrte Jeremy an. Ihre Augen waren weit aufgerissen und blickten verwirrt. Sie atmete heftig. Ihre weiße Bluse war bis zum Bauch offen und hing zerrissen von ihrer linken Schulter. Auf der Schulter waren Kratzer zu sehen. Sie hatte einen blutigen Fingerabdruck auf dem Körbchen ihres weißen BH.
Jeremy ging zu ihr hin. Sanft zog er die Bluse wieder über ihre Schulter und knöpfte sie zu. Er legte die Arme um sie. Sie atmete keuchend und zitterte.
»Es ist alles gut«, sagte er. »Alles in Ordnung.«
Verschwommen fragte er sich, wieso er zu Shiner gegangen war und nicht zu Tanya.
Aber es fühlte sich gut an.
»Arme Karen«, flüsterte sie.
»Wir sollten uns lieber unseretwegen Gedanken machen«, sagte Tanya von irgendwo hinter Jeremy.
Shiner drückte sich fest an ihn.
Dann ließen sie einander los. Shiner nahm seine Hand. Cowboy und Liz umarmten sich noch immer. Er hatte seinen Hut verloren. Aber er hatte immer noch sein Messer. Es war ein klappbares Jagdmesser mit einer gefährlich aussehenden Klinge. Die Klinge war voller Blut. Voller Blut war auch die Hand, die das Messer flach gegen Liz’ Rücken hielt, während seine andere Hand ihr Haar streichelte.
Eine Tasche ihrer Jeans hing abgerissen über ihren Po. Sie hatte einen ihrer Turnschuhe verloren.
Samson sah, von seinem zerzausten Haar abgesehen, so aus, als wäre er nicht angefasst worden. Aber er hatte sich die Arme fest um die Brust geschlungen, und Jeremy bemerkte, dass er zitterte. Ob er sein Messer noch hatte, war nicht zu erkennen.
Tanya hatte ihr Messer mit der rechten Hand umklammert. Der Ärmel ihres Sweatshirts war bis zum Ellbogen blutgetränkt. Die Vorderseite des Sweatshirts klebte dunkel und feucht an ihrer Brust und ihrem Bauch. Auch ihre Hosen waren von der Taille bis zu den Knien voller Blut.
Sie zog einen Mundwinkel hoch. »Keine Sorge, Duke. Es ist nicht meines. Nur ein bisschen davon«, fügte sie hinzu und zeigte mit einem Finger auf einen Riss über dem einen Wangenknochen. Die Seite ihres Gesichtes war blutig. Von ihrem Oberkiefer flossen kleine Blutrinnsale über ihren Hals.
Er ging zu ihr hin und zog sein fleckiges Taschentuch aus der Tasche. Er nahm die Rasierklinge heraus, ließ sie in die Tasche zurückgleiten und gab ihr das Taschentuch.
»Danke«, murmelte sie und presste das Tuch auf die Wunde. »Weißt du was, Duke? Jetzt hast du eine gute Entschuldigung für dein Gesicht. Du kannst deiner Mutter erzählen, die Trolle hätten dich erwischt.«
»Wenn ich sie jemals wiedersehe«, sagte er.
»Das wirst du, keine Sorge.« Sie sah die anderen an. »Wir kommen hier wieder raus, klar?«
Nur Samson antwortete. »Ja, klar.«
»Also los.« Tanya wartete, bis sich die anderen um sie versammelt hatten. Shiner nahm wieder Jeremys Hand. Ihr Mund zuckte, als sie zu lächeln versuchte. Er konnte die Angst in ihren Augen sehen.
Tanya ging voraus.
In diesem Bereich des Flurs gab es keine vergitterten Öffnungen in den Wänden. Keine Spur von Trollen. Nicht, bis Jeremys Schuh auf ein Metallgitter im Fußboden traf, er nach unten sah und unter sich ein Gesicht erblickte. Er sprang vom Gitter weg. »Sie sind da unten!«, rief er.
Samson, der auf einem ähnlichen Gitter vor ihm stand, sprang nach vorne.
Jeremy blickte zurück. Cowboy hob Liz hoch. Mit ihr in den Armen trat er auf das Gitter. Er tanzte darauf herum, trampelte mit seinen Stiefeln.
Jeremy und Shiner gingen weiter. Unter dem nächsten Gitter zeigten sich zwei Gesichter. Die Trolle beobachteten sie still, als sie große Schritte machten und das Gitter überquerten, ohne daraufzutreten.
Jeremy hörte Cowboy weiter hinten auf dem ersten Gitter herumtrampeln. »Ich will verdammt
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