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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Nate.
    Sie ließ die Karte, wo sie war, und stand auf. »Der Kerl ist jetzt sowieso Fischfutter«, sagte sie. »Außerdem wird niemand die Karte lesen können, sobald er auch nur ein paar Minuten im Wasser war.«
    Nate zuckte die Schultern und murmelte: »Was soll’s.« Dann hoben er und Samson das Surfboard vom Sand. Sie trugen es wie eine Bahre den Strand hinunter. Die anderen folgten. Jeremy sah den schaumigen Saum der Wellen, aber er ging weiter. Kalte Nässe drang durch seine Schuhe und Socken.
    Er sah das Meer. Schwarze Wellen mit weißen Kämmen rollten aus dem Nebel auf ihn zu.
    Er stellte sich vor, wie der Troll dort draußen sank, ganz allein im kalten dunklen Wasser, und ihm wurde innerlich kalt.
    Der Kerl lebt ja nicht mehr, sagte er sich. Er ist tot. Er wird nichts spüren. Er wird nichts davon wissen. Aber die schreckliche Kälte verschwand nicht.
    Alle außer Samson und Nate blieben stehen. Randy ging näher zu Tanya hin. Shiner drückte Jeremys Hand. Die beiden Jungen wateten mit ihrer Last weiter ins Meer hinaus. Sie setzten das Surfboard im knietiefen Wasser ab; Samson watete eilig zurück, und Nate schob das Board weiter hinaus.
    Eine Welle brach sich am Rücken des toten Mannes. Dann sah Jeremy Nate hinter dem Surfboard, wie er es vor sich herschob.
    Shiner zog Jeremy zu sich herum und hielt ihn fest, ihr Gesicht an seinen Hals gepresst.
    Als er wieder aufs Meer hinausblickte, konnte er nur noch die Brandung und den Nebel sehen.

21
    Nach dem Morgenappell setzte sich Dave an den Schreibtisch und begann seinen Bericht über den gestrigen Vorfall in Funland. Er ließ alles noch einmal in Gedanken an sich vorüberziehen, während er auf die Schreibmaschine einhackte. Als er Joans entschlossenes Eingreifen gegenüber dem Messer schwingenden Täter beschrieb, wanderten seine Gedanken zu der anderen, verwundbaren Joan, die sich quälte, weil sie den Jungen vielleicht getötet hatte. Er dachte daran, wie sie sich in seinen Armen angefühlt hatte und wie es gewesen war, sie zu küssen.
    Joans Schreibtisch stand im rechten Winkel zu seinem. Er sah sie an. Sie lehnte sich im Drehstuhl zurück, das Telefon am Ohr, die Beine ausgestreckt. Wie Dave trug sie die leuchtend blaue BBPD-Jacke über ihrer Stranduniform. Die Jacke war nicht zugeknöpft, und Dave konnte sehen, wie Joans rechte Brust sich gegen das T-Shirt drückte.
    Während er sie noch anstarrte, setzte sie sich wieder aufrecht hin und legte den Hörer zurück. Sie drehte sich zu ihm um und zog die Augenbrauen hoch. »Woodrow Abernathy ist seit zwei Stunden wieder bei Bewusstsein«, sagte sie.
    »Freut mich«, entgegnete er. Er freute sich für Joan, nicht für Woodrow. Andere Leute würden vielleicht in den nächsten Jahren viel zu leiden haben, weil der Kerl durchgekommen war, aber wenigstens müsste Joan nicht mit der Schuld leben, seinen Tod verursacht zu haben. Sie lächelte ein wenig und schüttelte den Kopf. Sie atmete tief ein, atmete wieder aus und beugte sich vor, als sei die Luft in den Lungen das Einzige, was sie aufrecht gehalten hatte. Ihre Unterarme stützte sie auf den Schenkeln ab. Dann blieb sie einfach so sitzen, vornübergebeugt, und blickte zu Boden.
    Dave tippte seinen Bericht weiter, aber sein Blick wanderte immer wieder zu Joan. Er wünschte sich, zu ihr gehen zu können. Aber sie waren nicht allein.
    Schließlich setzte sie sich wieder aufrecht hin und schaute ihn an. Sie legte den Kopf ein wenig schräg, lächelte und klatschte mit den Handflächen auf ihre Knie. »Fertig, Partner?«
    »Ich habe es fast geschafft.«
    »Ich geh noch schnell aufs Klo, und wir treffen uns im Auto.«
    Er sah ihr nach, als sie hinausging. Ohne durch ihre Anwesenheit weiter abgelenkt zu werden, konnte er den Bericht schnell fertig schreiben, unterschrieb ihn und legte ihn auf den Schreibtisch des Chefs.
    Als er beim Wagen ankam, saß Joan schon hinter dem Steuer. Er stieg ein. Sie verließen den Parkplatz und fuhren in Richtung Funland.
    »Du musst ja ziemlich erleichtert sein«, sagte er.
    Sie nickte. »Wie geht es dir? Was macht die Brust?«
    »Ein bisschen steif und empfindlich. Nicht schlecht. Danke für die Medizin.«
    Joan zog eine Grimasse. »Das tut mir alles sehr leid.«
    »Was, alles?«
    »Äh … was könnte mir denn schon leidtun? Ich habe mich doch nur besoffen, den verdammten Champagner verschüttet, mich dir an den Hals geworfen und dir Ärger mit Gloria gemacht. Mist! Kaum der Rede wert.«
    »Es war eine widerwärtige

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