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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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jetzt erzählen, da sie nicht mehr vorhatte, den Kerl fertigzumachen. Aber dann blieb immer noch das Problem, ihm zu berichten, dass das Geld aus ihrem Höschen gestohlen wurde.
    Ich könnte es seiner Partnerin erzählen, dachte sie. Es wäre nicht so schlimm, mit einer Frau darüber zu reden. Robin mochte sie, obwohl sie nie mit ihr gesprochen hatte. Sie hatte ein hinreißendes Lächeln und eine freundliche Art, die Leute anzuschauen.
    Robin dachte darüber nach und spielte weiter. Sie fragte sich, ob es überhaupt einen Sinn hätte. Mittlerweile würde Poppinsack das meiste Geld ausgegeben haben. Außerdem war er nirgendwo zu finden.
    Als sie mit dem Lied fertig war, kam Dave zu ihr und warf einen zusammengefalteten Geldschein in den Banjokasten. Sie dankte ihm. Er lächelte, winkte kurz und setzte mit der Frau seinen Rundgang fort.
    »Spiel uns den Würstchengrill «, rief ein stämmiger Typ, der seit drei Tagen zu ihrem Publikum gehörte.
    »Also los«, sagte sie und begann mit dem Lied. Wie immer schüttelten die Leute den Kopf, lachten oder stöhnten.
    Sie war fast fertig damit, als sie Nate hinten am Rand der kleinen Zuhörergruppe sah. In der Aufregung vergaß sie für einen Augenblick den Text. Dann konzentrierte sie sich wieder und spielte und sang das Lied zu Ende.
    Sie wartete, bis der Applaus und das Johlen verklungen waren, und kündigte dann eine kleine Pause an. Die Leute kamen nach vorn, um Geld in den Kasten zu werfen, und spazierten dann weiter.
    Nate blieb stehen.
    Er kam näher. Über seinem T-Shirt trug er eine Geld schürze mit ausgebeulten Taschen, in denen es klirrte, wenn er sich bewegte. Seine Arme waren muskulös. Er war stärker gebräunt, als sie am Abend zuvor bemerkt hatte.
    Ein richtiger Mann, dachte sie und musste über sich selbst lächeln. Ein blöder Begriff, aber angebracht. »Das ist ein böses kleines Lied«, sagte er.
    »Ich bin eine böse kleine Frau.«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte. Das Lächeln wirkte ein wenig gezwungen.
    »He«, sagte sie. »Wegen gestern Abend. Du hast mir ja doch zwanzig Dollar gegeben. Das hättest du nicht tun dürfen.«
    »Ich wusste nichts Besseres damit anzufangen.«
    »Dann lass mich dich wenigstens zum Essen einladen.«
    »Ich muss wieder zurück in die Arkade«, sagte er. »Im Moment ist Hector verantwortlich, aber er ist ein Schwachkopf.«
    Für Robin hörte sich das nach einer Ausrede an. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie, zuckte die Schultern und hoffte, dass er ihr die Enttäuschung nicht anmerken würde.
    »Ich wollte nur schnell vorbeikommen und Guten Tag sagen und sehen, wie’s dir geht.«
    Sie versuchte zu lächeln. »Ich dachte, du wolltest vielleicht mehr vom Schnurrland hören.«
    »Vielleicht ein anderes Mal«, sagte er.
    »Jederzeit.«
    »Ich muss zurück.«
    Er stand einfach da und sah sie an. Er wirkte so anders als der dynamische, fröhliche Typ, den Robin am Abend zuvor getroffen hatte. Müde und erledigt.
    Die Sorge um ihn verdrängte die Enttäuschung. »Geht es dir wirklich gut?«, fragte sie.
    »Klar.«
    »Vielleicht brütest du etwas aus.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu und legte die Handfläche auf seine Stirn. Die Haut fühlte sich glatt, feucht und heiß an. »Ich glaube, du hast ein bisschen Fieber«, sagte sie und ließ die Hand wieder sinken.
    Er lächelte müde. »Bist du eine Krankenschwester?«
    »Nur ein Mädchen.« Ein Weibchen, wie man sehen kann. Verdammter Poppinsack. »Wir haben alle Thermometer in den Händen eingebaut. Du gehst jetzt besser nach Hause, nimmst ein paar Aspirin und ruhst dich ordentlich aus.«
    Sein Lächeln wurde ein wenig breiter. »Die Ruhe könnte ich jedenfalls brauchen. Ich habe in der letzten Nacht nicht viel Schlaf gekriegt.«
    »Ich auch nicht«, sagte Robin und dachte an ihre ruhelose Nacht unter dem Haus am Strand.
    »Wo hast du geschlafen?«, fragte Nate.
    »Am Strand.«
    Er runzelte die Stirn. »Das solltest du nicht tun.«
    »Ich weiß. Die Trolle und die Trolljäger.«
    Er sah noch besorgter aus. »Es ist nicht sicher genug.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Hat dich jemand belästigt?«
    »Ich bin vor zwei Nächten bestohlen worden, während ich schlief. Und dann war da natürlich der Kerl von gestern Abend. Nochmals vielen Dank.«
    »Du solltest wirklich vom Strand wegbleiben, Robin.«
    »Ich mag die frische Luft.«
    »Mit den zwanzig Dollar, die ich dir gegeben habe, hättest du dir ein Motel leisten können.«
    Sie zuckte die Schultern. »Ich spare für

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