Die Gartenparty
Fall.«
»Bevor wir ihn abschließen, Chef, möchte ich aber doch noch gern zwei Fragen klären.«
»Warum? Was für Fragen?«
Masters wühlte in der Tasche und zog das lederne Schlüsseletui hervor, das er aus Larry Connors Büro mitgenommen hatte. Er öffnete es und legte es vor den Chef auf den Schreibtisch.
»Zum Beispiel dieses Schlüsseletui. Diese beiden Schlüssel hier sind für seinen Wagen – der eine Tür- und Zündschlüssel, der andere für den Kofferraum. Diese beiden hier gehören zur Vorder- und Hintertür seines Büros. Ich habe alle vier probiert. Hier, der fünfte ist, wie ich glaube, entweder für die Vorderoder die Hintertür seines Privathauses. Die Frage ist nun: Warum hatte er nicht zwei Hausschlüssel – für jede Tür einen?«
»Das scheint mir ziemlich nebensächlich, Gus. Vielleicht nahm er immer nur einen Schlüssel mit.«
»Na, schön. Trotzdem aber möchte ich noch einmal zum Haus hinausfahren. Wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Seien Sie vorsichtig, Gus. Wir können uns keine nachteilig gen Auswirkungen aus dem Fall leisten.«
»Ich werde die Diskretion in Person sein.«
»Sie sagten eben, zwei Fragen. Welches ist die andere?«
»Die Klimaanlagen. Sie waren sowohl im Haus als auch im Büro abgestellt. Ich frage mich nur, warum.«
»Verdammt noch mal, ein Mann, der Selbstmord begehen will, macht sich wohl kaum Mühe, die Klimaanlage einzuschalten!«
»Aber was ist mit dem Privathaus? Es war glühheiß, gestern; die Klimaanlage hätte laufen müssen.«
»Vielleicht ist eine Sicherung durchgebrannt.«
»Nein. Ich habe nachgesehen. Dr. Richmond glaubt, daß sie vielleicht vorhatten, die Fenster aufzumachen. Nachts war es ja kühler, daher wäre das eine Möglichkeit.«
»Na also!«
»Aber sie haben’s nicht getan. Alle Fenster waren geschlossen.«
»Na, schön, Gus. Machen Sie sich ruhig Gedanken über Schlüssel und Klimaanlagen, aber vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe: Seien Sie vorsichtig!«
Masters versprach noch einmal, vorsichtig zu sein und ging hinüber in sein eigenes Büro, wo er den Bericht des Spezialisten für Fingerabdrücke vorfand. Er enthielt keinerlei Neuigkeiten. Abdrücke beider Connors waren überall im Mordzimmer gefunden worden, Abdrücke des Ehemannes außerdem überall im Büro und auf der Schachtel und der Flasche, die Masters im Waschraum gefunden hatte. Auf dem Griff der Mordwaffe hatten sich als einzige die Abdrücke von Connors rechter Hand befunden. Die Tatsache an sich war nicht bemerkenswert, seltsam war nur, daß man nur einen Satz Abdrücke gefunden hatte. Gewiß war doch Connor der einzige gewesen, der den Brieföffner benutzt hatte, und zwar recht häufig. Warum also nur ein Satz Fingerabdrücke?
Masters stellte dieses Problem zunächst einmal zurück und fuhr nach Shady Acres Addition hinaus. Das Haus der Connors wirkte an diesem gewöhnlichen Montagmorgen ganz harmlos. Er parkte in der Einfahrt und kürzte den Weg zur Haustür ab, indem er über eine Anpflanzung von Riedgras sprang. Der Schlüssel im Lederetui paßte und ließ sich mühelos im Schloß drehen.
Hinter sich machte er die Haustür zu und ging nach oben. Das Schlafzimmer war sauber aufgeräumt. Das einzige, das diese Ordnung gestört hatte – die Leiche – , war inzwischen fortgeschafft worden. Der Raum wirkte auf Masters wie ein einladendes Liebesnest – ehelich, wohlgemerkt! – und schien nur darauf zu warten, daß die Liebesspiele wieder aufgenommen wurden. Doch Mr. und Mrs. Larry Connor liebten sich nicht mehr; sie waren nicht zu Hause und würden auch nicht mehr nach Hause kommen. Der Gedanke daran betrübte Masters; er seufzte, ging wieder nach unten und verließ das Haus, diesmal durch die Hintertür. Von außen versuchte er mit dem Schlüssel zur Vordertür die Hintertür aufzusperren. Es ging nicht; der Schlüssel ließ sich noch nicht einmal ins Schloß stecken. Hatte das Etui noch einen weiteren Schlüssel enthalten? Und wenn ja, wo war er?
Masters hatte plötzlich das Gefühl, er werde beobachtet. Er warf einen kurzen Blick zur Seite und entdeckte eine appetitlich gewachsene junge Frau in weißen Shorts, die ihn von der Terrasse des Nachbarhauses aus aufmerksam beobachtete. Nancy Howell, die Frau des Lehrers. Ihre Neugier, die sie durchaus nicht zu verbergen suchte, hatte etwas Anziehendes. Ja, mehr noch, ihre ganze Erscheinung, jede Linie, jede Biegung ihres Körpers hatte etwas Anziehendes, fand Masters. Wie schön für einen
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