Die Gartenparty
Hüftgürtel herausarbeitete.
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte sie. »Für dich war es vermutlich völlig normal, daß du dich um Mitternacht mit Nancy Howell auf der Straße herumgetrieben hast – im Schlafanzug. Ich hingegen, ich habe mehr Anstandsgefühl als du, und David Howell wird ganz meiner Meinung sein, falls er normal denkt.«
»Aber du hast doch gehört, was David gesagt hat. Er hat nichts dabei gefunden.«
»Jawohl, ich hab’s gehört. Und ich habe ebenfalls gehört, was Nancy gesagt hat.«
»Ach, Quatsch! Die hat sich doch nur lustig gemacht über dich, weil du so ein Theater gemacht hast.«
»Ach nein! Nun, vielleicht bin ich doch nicht so dumm, wie sie glaubt. Nancy Howell ist durchtrieben, und ich durchschaue sie, wenn sie auch sonst alle an der Nase herumführt. Die bringt es fertig und sagt die Wahrheit so, daß jeder glaubt, sie habe gelogen.«
»Aber Mae! Nancy hat nichts weiter getan, als mich an den Zaun zu rufen, um sich von mir eine Zigarette zu leihen. Das ist alles. Ehrenwort!«
»Wirklich?«
»Das habe ich dir doch schon tausendmal gesagt.«
»Mir kommt es ja nicht so sehr darauf an, was du mit Nancy getrieben hast, sondern auf das, was du getrieben haben könntest, als Nancy weg war.«
»Gar nichts habe ich getrieben. Verdammt noch mal, ich bin nach Hause gekommen und habe mich schlafen gelegt!«
»Das sagst du. Ich weiß nicht recht. Und ich wette, Leutnant Masters wird auch seine Zweifel haben, wenn er mal richtig nachdenkt.«
Mae erschien im Nachthemd in der Badezimmertür; Stanley sah ihrem imposanten Vormarsch mißtrauisch entgegen.
»Was soll das heißen? Was willst du damit sagen?«
»Genau das, was ich gesagt habe.«
»Warum sollte Masters an meinen Worten zweifeln?«
»Stanley Walters, wenn du noch nicht mal deine Frau überzeugen kannst, wie willst du dann einen Kriminalbeamten überzeugen? Alle hier wissen, daß Lila Connor dir bei jeder Gelegenheit Avancen gemacht hat, und daß du so gierig danach geschnappt hast wie ein Hund nach der Wurst. Nancy hat dir erzählt, daß Larry über Nacht in seinem Büro bleiben wollte, das hast du zugegeben. Ich hatte eine Schlaftablette genommen – auch das hast du gewußt. Was also sollte dich hindern, Lila einen kleinen nachbarlichen Besuch abzustatten, solange sich dazu Gelegenheit bot?«
»Aber Lila war tot! Larry hatte sie umgebracht, bevor er das Haus verließ. Das wissen wir doch jetzt.«
»So, wissen wir das? Mir scheint, das bleibt noch zu beweisen. Hast du Larrys Geständnis mit eigenen Ohren gehört?«
»Ja, sag mal, willst du etwa andeuten, daß ich Lila getötet habe, weil sie meine Annäherungsversuche zurückgewiesen hat, oder so ähnlich?« fragte Stanley aufgebracht.
»Das habe ich nicht gesagt, das hast du gesagt. Ich sage nur, daß deine Ambitionen als Don Juan dich zu einem erstklassigen Verdächtigen in einem ziemlich üblen Mordfall gemacht haben.«
»Herrgott, du machst mir Spaß! Zuerst beschuldigst du mich, mit Nancy auf der Straße herumgeknutscht zu haben, und dann, zu Lila ‘rübergeschlichen zu sein und mich mit ihr amüsiert zu haben. Ich fühl’ mich ja fast wie ein liebestoller Kater auf Abwegen!«
»An deiner Stelle, Stanley, hätte ich ein ganz anderes Gefühl. Ich hätte Angst!«
Und die hatte Stanley auch.
9
Am Montagmorgen war Masters schon vor acht Uhr in Larry Connors Büro. Er wußte nicht, wann die Sekretärin des Toten gewöhnlich zur Arbeit kam, doch er nahm an, daß auch sie die in der Stadt übliche Arbeitszeit von acht bis fünf einhielt. Er hatte recht; um eine Minute vor acht hörte er einen Schlüssel in der Vordertür. Masters hockte wartend auf einer Ecke ihres Schreibtischs, die Hand in der Tasche seiner ausgebeulten Hose, wo seine Finger mit einem einsamen Vierteldollar spielten. Die Sekretärin war ein hübscher, gut gewachsener Rotschopf und, wie er schätzte, etwa Ende Zwanzig. Ihr Ausdruck, als sie Masters da sitzen sah, wo er ganz offensichtlich nicht hingehörte, war eher erstaunt als erschreckt. Masters mochte ihr Haar nicht. Das Rot war zwar echt, doch hatte sie es übermäßig toupiert, um eine nicht vorhandene Fülle vorzutäuschen.
»Wer sind Sie?« fragte sie streng.
»Leutnant Masters. Kriminalpolizei.« Er zeigte ihr seinen Ausweis.
»Aber was wollen Sie hier, Leutnant? Ist Mr. Connor schon da?«
»Nein. Und er wird auch nicht kommen. Darüber möchte ich ja mit Ihnen sprechen. Ich glaube, Sie nehmen wohl besser Platz.«
Als sie an ihm
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