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Die Gartenparty

Die Gartenparty

Titel: Die Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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schwer festzustellen, hatte sich gewiß schon verflüchtigt…
    Unvermittelt kam ihm zu Bewußtsein, daß Nancy stehengeblieben war, und er wandte sich zu ihr um. Sie stand unbeweglich, mit geschlossenen Augen, das kesse Gesichtchen weiß wie Schnee. Er erschrak fürchterlich; bestimmt würde sie gleich ohnmächtig werden. Doch noch ehe er bei ihr war, öffnete sie die Augen und tat einen tiefen Atemzug.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl, Mrs. Howell?« fragte er.
    »Doch. Mir war nur ein bißchen flau.«
    »Wollen Sie wirklich die Identifizierung vornehmen?«
    »Wollen nicht, aber ich werde es tun.«
    Und dann war es doch nicht so schlimm. Larry war so still, so entrückt allem Irdischen, und vor allem so gar nicht er selbst, daß sein Anblick kaum ein Gefühl aufkommen ließ, höchstens die Frage, warum er aus freien Stücken dort war, wo er war. Sein trauriges, hageres Gesicht trug einen verächtlichen Ausdruck, der seine völlige Gleichgültigkeit allem Geschehen gegenüber verriet. War es wirklich erst vorgestern abend gewesen, daß sie mit ihm auf der Bank gesessen und seinen leicht beschwipsten Reden gelauscht hatte? Flüsternd hörte sie wieder seine Stimme, aus unendlicher Ferne, aus lang vergangener Zeit. Und wo war Lila? War Lila auch an diesem Ort des Todes, der so voller Süße zu sein schien? Nancy drehte sich um und ging hinaus. Masters folgte ihr auf die Straße, wo sie an den Wagen gelehnt stehengeblieben war, und er verspürte den Wunsch, ihr über den Kopf zu streichen, ihre Hand zu halten – ihr durch eine liebevolle Geste an Trost zu geben, was er vermochte.
    Eigentlich hatte Masters ein schlechtes Gewissen, daß er sie diesem erschütternden Erlebnis ausgesetzt hatte. In Wirklichkeit hatte er es einfach nicht über sich gebracht, sie nach ihrer Unterhaltung auf der Terrasse alleinzulassen, und hatte sich auf diese makabre Weise ihrer Gesellschaft versichern wollen. Von Anfang an hatte er gespürt, daß ihre lebhafte, naive Neugier einem fähigen Kopf entsprang, so wirr es auch in ihm aussehen mochte, und zu seiner nicht unbeträchtlichen Überraschung mußte er feststellen, daß es sein Wunsch war, an ihr die mageren Beweise zu testen, auf denen sein Verdacht beruhte.
    »Würden Sie«, erkundigte er sich, »mit mir eine Tasse Kaffee trinken?«
    »Vielen Dank, aber ich glaube, ich möchte lieber nach Hause.«
    »Aber es liegt mir sehr daran, Mrs. Howell. Ich möchte mit Ihnen etwas besprechen.«
    »Was denn?«
    »Ein, zwei Fakten, die mich beunruhigen. Wie ist es?«
    »Ich lade Sie zu einer Tasse Kaffee bei mir zu Hause ein, Leutnant. Wäre Ihnen das recht?«
    »Wenn’s Ihnen nicht zuviel Umstände macht…«
    Sie fuhren also zurück, saßen an Nancys Küchentisch und tranken den Kaffee, der vom Frühstück übriggeblieben war. Über den Tisch hinweg sah sie ihn an, mühsam ihre Neugier im Zaum haltend.
    »Vielleicht halten Sie mich für verrückt«, begann Masters.
    »Weshalb?«
    »Weil, Mrs. Howell, dieser Fall ganz eindeutig in die eine Richtung weist, und ich nicht von dem Gedanken abkomme, daß er womöglich in eine ganz andere läuft.«
    »In welche denn?«
    »Es sieht aus wie Mord und Selbstmord. Und ich komme nicht los von dem Gedanken, daß es vielleicht Mord ist und Mord, der aussehen soll wie Selbstmord. Mord durch eine dritte Person.«
    Nancy war perplex. »Wieso kommen Sie auf diese Idee?«
    »Aufgrund verschiedener Umstände, wie ich schon sagte. Eines Schlüssels, der verlorengegangen ist, oder auch nicht… Der Tatsache, daß Sie die Klimaanlage im Connorschen Haus abgeschaltet gefunden haben. Warum? Dr. Richmond glaubt, daß sie beabsichtigten, die Fenster zu öffnen. Diese Theorie befriedigt mich nicht.«
    »Aber warum sonst sollte sie abgeschaltet worden sein?«
    »Vielleicht, weil jemand die Todeszeiten durcheinanderbringen wollte?«
    »Da komme ich nicht mit, Leutnant«, sagte Nancy gespannt.
    »Wenn man den Zeitpunkt des Todes mit ziemlicher Sicherheit feststellen will«, erklärte Masters, »muß man eine Anzahl Faktoren in Betracht ziehen: Klima, Wetter, Temperatur, Luftdruck, spezielle örtliche Verhältnisse, und so weiter. Bei höheren Temperaturen zersetzt sich eine Leiche zum Beispiel weit schneller als bei niedrigen. Und selbstverständlich muß der medizinische Sachverständige auch eine Klimaanlage in seine Berechnungen einbeziehen.«
    »Sie meinen«, fragte Nancy atemlos, »es ist möglich, daß in unserem Fall an den Klimaanlagen herummanipuliert worden

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