Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Titel: Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
Lider zuckten ein paarmal, während er auf seinen Zettel blickte. »Hm. Sie wird, mal sehen, ein neues Hüftgelenk brauchen. Ersatz für zwei Rippen. Zwanzig, vierzig, achtzig – vielleicht hundert Quadratzentimeter neue Haut, und die linke Niere ist massiv geschädigt. Ich glaube, da wird eine Verpflanzung nötig sein.«
    »Wenn es irgendetwas gibt …«
    »Überhaupt nicht, Mr. Blackett«, sagte er und faltete das Blatt Papier zusammen. »Im Augenblick nichts. Gehen Sie, bitte. Kommen Sie um sechs Uhr wieder, wenn Sie wollen, dann können Sie vielleicht kurz mit ihr sprechen. Aber im Augenblick brauchen wir den Platz, den Sie besetzen.«
     
    Harriet hatte bereits veranlasst, dass das Hotel Essies Sachen aus ihrem Zimmer hatte holen und in eine Penthouse-Suite bringen lassen; sie hatte sogar Waschzeug und Sachen zum Umziehen bestellt und liefern lassen. Dort vergrub ich mich. Ich wollte nicht aus dem Zimmer gehen. Es machte mir keinen Spaß, die fröhlichen Zecher in der Hotelbar zu sehen oder die Straßen voll von Menschen, die das Fieber unbeschadet überstanden hatten und einander mitteilen wollten, wie knapp es für sie abgegangen war.
    Ich zwang mich zum Essen. Dann zwang ich mich zum Schlafen. So viel gelang mir, aber natürlich nicht, länger zu schlafen. Ich nahm ein heißes Sprudelbad und ließ Musik dazu spielen; es war ein sehr schönes Hotel. Aber als man von Strawinsky auf Carl Orff kam, zwang mich der lustige, sinnliche lateinische Text, an die letzte Gelegenheit zu denken, bei der ich mit meiner lebensfrohen, sinnlichen und jetzt ernsthaft gefährdeten Frau gespielt hatte.
    »Abschalten«, zischte ich, und die stets wachsame Harriet ließ die Stimmen mitten im Gesang verstummen.
    »Nehmen Sie Mitteilungen an, Robin?«, fragte sie aus demselben Lautsprecher.
    Ich trocknete mich sorgfältig ab und sagte dann: »Gleich nachher. Warum nicht?« Abgetrocknet, gebürstet, in frischen Sachen setzte ich mich vor das Kommunikationssystem des Hotels. Man war nicht so gut ausgestattet, dass man den Gästen eine vollständige Holodarstellung hätte bieten können, aber Harriet wirkte vertraut genug, als sie aus einem Flachschirm blickte. Sie beruhigte mich, was Essie anging. Sie überwachte ständig alles, und alles verlief ganz gut – natürlich im Rahmen. Aber es stand nicht schlecht. Essies eigene Ärztin aus Fleisch und Blut war unterrichtet, und Harriet übermittelte eine aufgezeichnete Mitteilung von ihr: Ich solle mir keine Sorgen machen. Oder genauer: Machen Sie sich nicht solche Sorgen, wie Sie glauben, sich machen zu müssen.
    Harriet hatte eine Reihe von Mitteilungen für mich, die eine Entscheidung verlangten. Ich genehmigte eine weitere halbe Million Dollar für die Brandbekämpfung in den Nahrungsgruben, wies Morton an, für unseren Mann in Brasilia einen Termin bei der Gateway-Gesellschaft zu vereinbaren, teilte meinem Makler mit, was er verkaufen sollte, damit ich ein wenig flüssiger war, um gegen bisher unbekannte Fieberschäden gesichert zu sein. Dann ließ ich die interessantesten Programme berichten und schloss mit Alberts neuester Zusammenfassung über die Nahrungsfabrik. Ich tat das alles mit großer Klarheit und Übersicht, wohlgemerkt. Ich ging davon aus, dass Essies Überlebensaussichten die ganze Zeit über merklich zunahmen, sodass ich keine Energie für seelischen Kummer aufzubringen brauchte. Und ich hatte mir bewusst nicht genau vor Augen geführt, wie viele Klumpen Fleisch und Knochen aus dem wunderschönen Körper meiner geliebten Frau gerissen worden waren. Das ersparte mir alle möglichen Anstrengungen für Gefühle, die ich nicht näher kennen lernen wollte.
     
    Es hat eine Zeit gegeben, in der ich mehrere lange Jahre eine Psychoanalyse durchgestanden hatte, wobei ich dahinter kam, dass es in meinem Kopf sehr viele Dinge gab, die ich dort lieber nicht gehabt hätte. Das ist in Ordnung. Sobald man sie herausholt und betrachtet – nun, sie sind ziemlich übel, aber wenigstens am Tageslicht, nicht mehr versteckt in dir, wo sie dich vergiften. Mein altes Psychiaterprogramm, Sigfrid Seelenklempner, wie ich es nannte, behauptete, das sei genauso, als entleere man seine Eingeweide.
    Er hatte in gewissem Sinne Recht – etwas, das ich an Sigfrid als unsympathisch empfand, war, dass er auf ärgerliche Weise viel zu oft zuverlässig Recht hatte. Was er nicht sagte, war, dass man nie damit fertig wurde, sich zu entleeren. Ich hatte immer Neues auszuscheiden, und es ist einfach

Weitere Kostenlose Bücher