Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
menschliche Wesen sind oder waren.«
»Willst du damit sagen, dass sie lebendig waren?«
»Klare Sache, Robin, oder zumindest insoweit, als Enrico Carusos Stimme auf einem Tonband einmal die Stimme eines lebenden neapolitanischen Tenors gewesen ist. Ob sie jetzt ›lebendig‹ sind, ist eine Frage der Definition. Sie könnten die gleiche Frage …«, paff, paff, »bei mir stellen.«
»Hm.« Ich dachte eine Weile nach. »Warum sind sie so verrückt?«
»Unvollkommene Übertragung, würde ich sagen. Aber das ist nicht das Wichtige.« Ich wartete, bis er an seiner Pfeife gesogen hatte, um mir das Wichtige mitzuteilen. »Es scheint ziemlich sicher zu sein, Robin, dass die Übertragung durch eine Art chemischer Entleerung der eigentlichen Gehirne erfolgte, die den Prospektoren gehörten.«
»Du meinst, die Hitschi brachten sie um und schütteten ihre Gehirne in eine Flasche?«
»Keineswegs, Robin! Erstens möchte ich die Vermutung wagen, dass die Prospektoren eines natürlichen Todes gestorben und nicht umgebracht worden sind. Das würde die Chemie der Speicherung im Gehirn schädigen und zum Verfall der Information beitragen. Und ganz bestimmt nicht in eine Flasche! In eine Art chemischer Analogie vielleicht. Aber die eigentliche Frage ist doch: Wie kam es dazu?«
Ich stöhnte.
»Möchtest du, dass ich dein Programm lösche, Al? Ich könnte das alles durch eine optische Zusammenfassung viel schneller erfahren.«
»Klare Sache, Robin, dass Sie das könnten, aber es wäre vielleicht nicht so unterhaltsam.« Er zwinkerte mir zu. »Jedenfalls ist die Frage die: Wie kamen die Hitschi zu Geräten, mit denen sie den Inhalt eines menschlichen Gehirns lesen und speichern konnten? Denken Sie darüber nach, Robin. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Chemie der Hitschi dieselbe sein sollte wie die eines Menschen. Ähnlich, ja. Wir wissen aus allgemeinen Überlegungen heraus etwa, was sie geatmet und gegessen haben. Im Grunde war ihre Chemie von der unsrigen nicht so sehr verschieden. Aber Peptide sind sehr komplizierte Moleküle. Es dürfte nicht viel dafür sprechen, dass eine Verbindung, die beispielsweise für die Fähigkeit steht, eine Stradivari gut zu spielen, oder auch nur für Stubenreinheit, in ihrer Chemie dieselbe wäre wie bei uns.« Er begann erneut seine Pfeife anzuzünden, sah meinen Blick und fügte hastig hinzu: »Ich komme also zu dem Schluss, Robin, dass diese Maschinen nicht für Hitschi-Gehirne geschaffen wurden.«
Damit überraschte er mich.
»Also für Menschen? Aber warum? Woher wussten sie …«
»Bitte, Robin. Auf Ihre Anweisungen hin hat Ihre Frau mich so programmiert, dass ich aus kleinen Daten große Schlüsse ziehe. Ich kann deshalb nicht alles rechtfertigen, was ich sage. Aber«, fügte er weise nickend hinzu, »ich vertrete diese Meinung, ja.«
»Menschenskind«, sagte ich. Er schien dem nichts hinzufügen zu wollen, also schob ich das beiseite und befasste mich mit der nächsten Sorge. »Was ist mit den Alten? Glauben Sie, dass sie Menschen sind?«
Er klopfte seine Pfeife aus und griff nach dem Tabakbeutel.
»Ich würde meinen, das sind sie nicht«, sagte er schließlich.
Ich fragte ihn nicht nach der Alternative. Ich wollte sie nicht hören.
Als Albert sich für den Augenblick verausgabt hatte, bat ich Harriet, mein juristisches Programm zuzuschalten. Ich konnte aber nicht gleich mit Morton sprechen, weil gerade mein Essen kam und der Kellner ein menschliches Wesen war. Er fragte mich, wie ich das Fieber überstanden hatte, damit er mir erzählen konnte, wie es ihm ergangen war, und das nahm Zeit in Anspruch. Aber endlich setzte ich mich vor den Holotank, schnitt in mein Hühnersteak und sagte: »Also, Morton, was gibt es Unerfreuliches?«
»Sie erinnern sich an die Klage von Bover?«, sagte er vorsichtig.
»Was für ein Bover?«
»Trish Bovers Ehemann. Oder Witwer, je nach Standpunkt. Wir haben das Erscheinen beantragt, aber leider hatte der Richter einen schlimmen Fieberanfall, und – tja, er ist vom Recht her auf dem falschen Weg, Robin, aber er hat unseren Antrag auf eine Hauptverhandlung abgelehnt und summarisch dagegen entschieden.«
Ich hörte auf zu kauen.
»Kann er denn das?«, brüllte ich, den Mund voll Hühnerfleisch.
»Hm, ja, oder zumindest hat er es getan. Aber wir kriegen ihn in der Berufung, nur wird es da ein bisschen komplizierter. Der gegnerische Anwalt durfte Ausführungen machen und betonte, dass Trish einen Flugbericht erstattet hat. Es steht also
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