Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
angenehm, mir von einem Computerprogramm sagen lassen zu müssen, welche »Absichten« ich hegte. Zumal da ich mir selbst nicht ganz sicher war.
»Heraus damit!«, befahl ich.
»Tja … eigentlich wissen wir nicht sehr viel. Das geht zurück auf Stephen Hawkings erste Theorien. Er wies darauf hin, dass man einem Schwarzen Loch in einem bestimmten Sinn eine ›Temperatur‹ zuschreiben kann – was irgendeine Art von Strahlung unterstellt. Es entkommen also doch Teilchen. Aber nicht aus der Art von Schwarzen Löchern, die Sie interessieren, Robby.«
»Aus welcher Art können sie dringen?«
»Meistens aus den winzigen. Denen mit der Masse vom, sagen wir, Mount Everest. Submikroskopische. Nicht größer als ein Atomteilchen. Sie werden sehr heiß, hundert Milliarden Kelvin und mehr. Je kleiner sie sind, desto rascher verläuft die Quantentunnelung, desto heißer werden sie – sie fahren also fort, immer kleiner und heißer zu werden, bis sie einfach auseinander fliegen. Die großen tun das nicht. Da geht es anders herum. Je größer sie sind, desto mehr stürzt hinein, womit sie ihre Masse auffüllen können, und desto schwerer wird es für ein Teilchen zu entkommen. Ein Schwarzes Loch wie das von Klara hat eine Temperatur irgendwo im Bereich von einem hundertmillionstel Kelvin, was wirklich kalt ist, Robin. Und immer kälter wird.«
»Aus solchen kommt man also nicht heraus.«
»Auf keine Weise, die ich kenne, nein, Robin. Beantwortet das Ihre Fragen?«
»Vorerst«, sagte ich und entließ ihn. Die Fragen waren auch wirklich beantwortet, bis auf eine: Woher kam es, dass er mich, wenn er von Klara sprach, »Robby« nannte?
Essie schrieb gute Programme, aber ich gewann langsam den Eindruck, dass sie anfingen, sich zu überschneiden. Ich hatte einmal ein Programm gehabt, das mich von Zeit zu Zeit mit Namen aus meiner Kindheit ansprach. Aber es war ein psychiatrisches Programm gewesen. Ich nahm mir vor, Essie zu bitten, dass sie ihre Programmierung auf Vordermann brachte, weil ich ganz gewiss nicht das Gefühl hatte, ich bedürfte jetzt der Dienste von Sigfrid Seelenklempner.
Senator Pragglers Büro auf Zeit befand sich nicht im Gateway-Turm, sondern im 26. Stockwerk des Bürogebäudes der Gesetzgeber. Eine Freundlichkeit des brasilianischen Kongresses einem Kollegen gegenüber, und eine schmeichelhafte dazu, weil es nur zwei Etagen unter der höchsten lag. Trotz der Tatsache, dass ich beim Hellwerden aufgestanden war, kam ich ein paar Minuten zu spät. Ich hatte die Zeit damit verbracht, am frühen Morgen in der Stadt herumzulaufen. Ich befand mich immer noch in einer Art Zeitstillstand.
Aber Praggler riss mich heraus, strahlend und energiegeladen.
»Wunderbare Nachrichten, Robin!«, rief er, zog mich in sein Büro und bestellte Kaffee. »Mein Gott! Wie dumm wir alle gewesen sind!«
Einen Augenblick lang glaubte ich, er wolle damit sagen, Bover hätte seine Klage zurückgezogen. Das bewies nur, wie dumm ich immer noch war; was er meinte, war eine späte Blitzmeldung von der Relaisstation zur Nahrungsfabrik. Die vielgesuchten Hitschi-Bücher hatten sich als die Gebetsfächer herausgestellt, die wir alle schon seit Jahrzehnten kannten.
»Ich dachte, Sie wissen schon Bescheid«, entschuldigte er sich, als er mich eingeweiht hatte.
»Ich bin spazieren gegangen«, sagte ich. Es war für ihn ziemlich verwirrend, mir etwas derart Bedeutendes über mein eigenes Projekt mitzuteilen. Aber ich erholte mich rasch. »Das scheint mir ein großer Vorteil für unser Bestreben zu sein, diese Verfügung annullieren zu lassen, Senator«, meinte ich.
Er grinste. »Wissen Sie, ich hätte mir denken können, dass Sie es so sehen. Möchten Sie mir verraten, wie Sie darauf kommen?«
»Na ja, was ist der wichtigste Zweck der Expedition? Wissen über die Hitschi zu beschaffen. Und jetzt erfahren wir, dass eine Riesenmenge einfach herumliegt und nur darauf wartet, dass wir danach greifen.«
Er zog die Brauen zusammen. »Wir wissen aber nicht, wie die verdammten Dinger zu entschlüsseln sind.«
»Das wird sich ergeben. Jetzt, wo wir wissen, was sie sind, finden wir auch einen Weg, sie zu nutzen. Wir besitzen die Erkenntnis. Alles, was wir noch brauchen, ist die Technik. Wir sollten …« Ich verstummte mitten im Satz. Ich wollte sagen, es wäre eine gute Idee, alle Gebetsfächer aufzukaufen, die auf dem Markt waren, aber das war ein zu guter Einfall, um ihn selbst einem Freund anzuvertrauen. Ich schaltete um auf: »Wir
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