Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Ich lächelte und schob mich in den Gerichtssaal. Er war sehr voll. Er war immer voll, weil man bei diesen Verhandlungen Berühmtheiten sehen konnte. In meiner Eitelkeit hatte ich mich auch für eine gehalten und erwartet, dass sich bei meinem Eintritt die Köpfe wenden würden. Kein Mensch drehte sich nach mir um. Alle schauten nur auf ein halbes Dutzend dürrer, bärtiger Typen in Burnussen und Sandalen, die in einem Pferch auf der Seite des Anklägers saßen, Coca-Cola tranken und miteinander kicherten. Die Alten. Man sah sie nicht jeden Tag. Ich starrte sie an, wie alle anderen auch. Dann zog mich jemand am Ärmel. Ich blickte mich um. Es war mein Anwalt aus Fleisch und Blut, Maitre Ijsinger, der missbilligend bemerkte: »Sie haben sich verspätet, Mijnheer Broadhead«, flüsterte er mir zu. »Dem Gericht ist sicher Ihre Abwesenheit aufgefallen.«
Da die Richter gerade damit beschäftigt waren, sich zuzuwispern und miteinander zu streiten, nahm ich an, dass es um das Tagebuch des ersten Prospektors ging, der einen Tunnel auf der Venus gefunden hatte. Man war sich offensichtlich nicht einig, ob dieses Tagebuch als Beweisstück zugelassen war oder nicht. Ich bezweifelte es. Aber man zahlte einem Anwalt nicht so viel, wie ich Maitre Ijsinger, um sich mit ihm zu streiten.
Selbstverständlich wäre ich nicht von Gesetzes wegen verpflichtet gewesen, ihm irgendetwas zu zahlen. Schließlich ging es bei unserem Fall darum, dass das Kaiserreich Japan den Antrag gestellt hatte, die Gateway AG aufzulösen. Als Hauptaktionär beim S. Ya. - Chartergeschäft war ich beteiligt, weil die Bolivianer die Forderung erhoben hatten, dass diese Charterflüge aufhören müssten, weil die Finanzierung von Siedlern »eine Rückkehr in die Sklaverei« bedeutete. Die Siedler wurden »vertraglich ausgebeutete Bedienstete« genannt, und ich – neben anderen – »ein übler Ausbeuter menschlichen Elends«. Was die Alten hier zu suchen hatten? Nun, sie stellten ebenfalls eine Interessengruppe in dieser Angelegenheit dar, weil sie behaupteten, die S. Ya. sei ihr Eigentum – sie und ihre Vorfahren hätten dort mehrere hunderttausend Jahre lang gelebt. Das Gericht war in einer verzwickten Lage. Die Alten unterstanden als Schützlinge der Regierung von Tansania, weil man übereingekommen war, dass dies wohl die Heimat ihrer Vorfahren auf der Erde gewesen war. Nun war aber Tansania im Gerichtssaal gar nicht vertreten. Tansania boykottierte den Justizpalast wegen einer Entscheidung zu seinen Ungunsten über die Flugkörper auf dem Meeresgrund im vorigen Jahr. Aus diesem Grund ließ es seine Interessen durch Paraguay vertreten – das aber hauptsächlich an seinen Grenzstreitigkeiten mit Brasilien interessiert war. Brasilien war aber gerade Sitz des Hauptquartiers der Gateway AG. Wissen Sie jetzt Bescheid? Ich nicht. Deshalb habe ich auch Maitre Ijsinger engagiert.
Die Hitschi dachten, die Australopithekus-Gruppe, die sie bei ihrem ersten Besuch auf der Erde entdeckt hatten, würde schließlich eine technologische Zivilisation entfalten. Deshalb beschlossen sie, eine Kolonie dieser Spezies in einer Art Zoo zu erhalten. Die Nachkommen dieser Kolonie waren die »Uralten«. Natürlich stellte sich diese Vermutung der Hitschi als falsch heraus. Der Australopithekus erreichte niemals Intelligenz, sondern starb aus. Es war ein sehr ernüchternder Gedanke für die menschlichen Wesen, als ihnen klar wurde, dass der so genannte Hitschi-Himmel, der später in S. Ya. Broadhead umgetauft wurde – das bei weitem größte und technisch höchst entwickelte Raumschiff, das die menschliche Rasse je gesehen hatte –, dass dieses Schiff in Wirklichkeit nur eine Art Affenkäfig war.
Wenn ich mich persönlich um jeden lausigen Multimillionen-Dollar-Prozess kümmern würde, verbrächte ich alle meine Tage im Gerichtssaal. Ich habe aber für den Rest meines Lebens noch viel zu viel zu tun. Normalerweise hätte ich die Anwälte die Sache austragen lassen und meine Zeit sinnvoller verbracht. Ich hätte mit Albert Einstein ein Schwätzchen halten oder mit meiner Frau am Tappan-See spazieren gehen können. Es gab aber gewichtige Gründe für meine Anwesenheit in Rotterdam. Ich sah einen davon, halb eingeschlafen, in einem Ledersessel in der Nähe der Alten.
»Ich glaube, ich werde mal sehen, ob Joe Kwiatkowski eine Tasse Kaffee will«, sagte ich zu Ijsinger.
Kwiatkowski war Pole. Er vertrat die Osteuropäische Wirtschaftsgemeinschaft und war einer der Kläger
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