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Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Titel: Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Um halb eins meldete sich jedoch mein Bauch und machte mir klar, dass er sehr unangenehm würde, falls ich nicht schleunigst etwas Nahrung in ihn stopfte. Also ließ ich es für heute gut sein. Sehnsüchtig dachte ich an unsere hübsche, ruhige Hotelsuite mit einem zarten Steak vom Zimmerservice, wo ich meine Schuhe hätte ausziehen können. Aber ich hatte Essie versprochen, sie in ihrer Geschäftsstelle zu treffen. Ich bat Albert zu überschlagen, was ich erreicht hatte, und Empfehlungen für die nächsten Schritte auszuarbeiten. Dann kämpfte ich mich zu einem Taxi durch.
    Essies Schnellrestaurants sind nicht zu übersehen. Die leuchtenden blauen Bogen aus Hitschi-Metall stehen in fast jedem Land der Welt. Als Chefin hatte sie für uns auf einem Balkon eine mit Seilen abgesperrte Ecke reservieren lassen.
    Als ich die Treppe hinaufging, kam sie mir mit einem Kuss, gerunzelter Stirn und einem Problem entgegen. »Robin! Stell dir vor! Die wollen hier Mayonnaise zu den Pommes frites servieren. Soll ich das erlauben?«
    Ich erwiderte ihren Kuss, schaute dabei aber über ihre Schulter, um zu sehen, welch schauderhaften Fraß man uns serviert hatte. »Das musst du wissen«, entgegnete ich.
    »Ja, natürlich, es muss meine Entscheidung sein. Aber es ist wichtig, Robin! Habe mir große Mühe gegeben, echte Pommes frites exakt zu kopieren, du weißt! Und jetzt Mayonnaise?« Dann trat sie einen Schritt zurück und musterte mich genauer. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. »So müde! So viele Falten im Gesicht, Robin! Wie fühlst du dich?«
    Ich schenkte ihr mein bezauberndstes Lächeln. »Nur hungrig, Liebling«, rief ich und betrachtete mit falschem Entzücken die Teller vor mir. »Sag mal, das sieht gut aus! Was ist es, Tacos?«
    »Das sind Chapatti 2 «, erklärte sie mir stolz. »Tacos sind hier drüben. Auch Blini. Versuche, ob du sie magst.« Ich musste natürlich alles probieren. Es war keineswegs das, wonach mein Bauch verlangt hatte. Die Tacos, die Chapatti, die Reisbällchen mit saurer Fischsauce und das Zeug, das so ähnlich wie gekochte Gerste schmeckte. Nichts davon war nach meinem Geschmack. Aber es war essbar.
    Es handelte sich auch um Geschenke der Hitschi. Sie hatten uns die bedeutsame Einsicht hinterlassen, dass das meiste lebende Gewebe (auch meines und Ihres) nur aus vier Elementen besteht: Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H), Sauerstoff (O) und Stickstoff (N) – CHON – CHON-Nahrung. Da auch der größte Teil der Kometen aus diesen Gasen besteht, bauten sie ihre Nahrungsfabriken draußen in der Oort’schen Wolke, wo die Kometen unserer Sonne hängen und darauf warten, dass sie ein Stern losschüttelt und als hübsches Naturschauspiel über unseren Himmel schickt.
    CHON ist aber nicht alles. Man braucht noch weitere Elemente. Am wichtigsten ist Schwefel, dann Natrium, Magnesium, Phosphor, Chlor, Kalium, Kalzium – abgesehen von der Prise Kobalt, um Vitamin B-12 herzustellen, Chrom zur Glukosetoleranz, Jod für die Schilddrüse, Lithium, Fluor, Arsen, Selen, Molybdän, Kadmium und – weil es schon egal ist, auch Zinn. Man braucht Spuren der Elemente aus dem gesamten Periodensystem. Nur sind die Mengen der Elemente so winzig, dass man sie nicht eigens in die Suppe tun muss. Sie sind als Verunreinigungen von ganz allein vorhanden. Essies Nahrungschemiker kochten größere Mengen von leckerem Allerlei und produzierten so Nahrung für alle – nicht nur Speisen zum Überleben, sondern auch das, was die Leute gern aßen, daher die Chapatti und Reisbällchen also. Aus CHON-Nahrung kann man alles machen, man muss nur tüchtig umrühren. Essie machte unter anderem einen Haufen Geld damit. Wie sich herausstellte, war das ein Spiel, das ihr Spaß machte.
    Endlich hatte ich etwas gefunden, dem sich mein Magen nicht widersetzte – es sah wie ein Hamburger aus und schmeckte wie Avocado-Salat mit Speckstückchen. Essie hatte es Big Chon genannt. Sie saß keine Minute lang still, sondern überprüfte die Temperatur der infraroten Wärmelampen, suchte nach Fett unter den Geschirrspülmaschinen, probierte die Nachtische und schlug einen Mordskrach, weil die Milch-Shakes zu dünn waren.
    Essie hatte mir ehrenwörtlich versichert, dass keines ihrer Produkte jemandem schaden könnte. Mein Magen jedoch vertraute ihrem Wort weniger als ich. Mich störte der Lärm draußen auf der Straße – war das die Parade? –, aber sonst fühlte ich mich fast so wohl, wie es eben möglich war. Ich konnte es genießen, dass wir

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