Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
welcher Aufmachung wusste ich natürlich nicht. Es hätte sich fast gelohnt, ihn zu rufen, um zu sehen, ob er durch die Tür sprechen oder unter dem Bett hervorkriechen würde, um mich zu unterhalten. Ich glaube, im Essen war nicht nur ein Schlafmittel, sondern auch ein Stimmungsaufheller, denn ich fühlte mich trotz meiner Probleme ganz entspannt – allerdings konnte dieses Wohlbefinden die Probleme nicht lösen.
Welche Probleme lösen? Das war das erste Problem. Meine Dringlichkeitsliste war in den letzten Wochen so oft umgeworfen worden, dass ich nicht mehr wusste, was ich an die Spitze setzen sollte. Da war das harte, gefährliche Problem der Terroristen. Das musste aus mehr als nur meinen persönlichen Gründen gelöst werden, war aber eine Position nach unten gerutscht, als Audee Walthers mir sein Problem in Rotterdam auf den Tisch gelegt hatte. Dann war noch das Problem meiner Gesundheit, das schien aber, zumindest vorübergehend, in den Hintergrund getreten zu sein. Und dann war da das neue und unlösbare Problem Klara. Ich war sicher, jedes Problem für sich erledigen zu können, auch alle vier auf einmal – so oder so –, aber wie ganz genau? Was sollte ich tun, wenn ich aufstand?
Da ich darauf keine Antwort wusste, blieb ich liegen.
Ich schlief wieder ein. Als ich diesmal aufwachte, war ich nicht allein. »Guten Morgen, Essie«, sagte ich und griff nach ihrer Hand.
»Guten Morgen«, erwiderte sie und hielt meine Hand mit der liebevollen, vertrauten Geste an ihre Wange. Dann sprach sie aber ein Thema an, das uns nicht vertraut war. »Du fühlst dich gut, Robin? Gut! Ich habe über unsere Situation nachgedacht.«
»Ach ja«, bemerkte ich. Ich spürte, wie ich mich langsam verkrampfte. Die friedliche Entspannung wurde Stück für Stück angeknabbert. »Und welche Situation ist das?«
»Die Klara-Moynlin-Situation, was sonst?«, antwortete sie. »Ich sehe, es ist sehr schwierig für dich, Robin, Liebes.«
»Ach«, gab ich zu. »So was passiert nun mal.« Es war nicht die Situation, die ich unbefangen mit Essie besprechen konnte; aber das hielt Essie nicht davon ab, sie mit mir diskutieren zu wollen.
»Lieber Robin«, begann sie von neuem. Ihre Stimme klang ruhig, und auch ihr Gesichtsausdruck zeigte im schwachen Licht keine Regung. »Es hat keinen Zweck, alles zurückzuhalten. Das staut sich und explodiert.«
Ich drückte ihre Hand. »Hast du Nachhilfe bei Sigfrid Seelenklempner genommen? Genau das hat er auch immer gesagt.«
»Es war ein gutes Programm. Bitte, glaube mir, ich verstehe, was in deinem Herzen vorgeht.«
»Ich weiß, dass du das tust, aber …«
»Aber«, sie nickte, »dir ist es peinlich, mit mir darüber zu reden, weil ich in diesem Fall die andere Frau bin. Ohne mich gäbe es kein Problem.«
»Verdammt noch mal! Das ist nicht wahr!« Ich hatte nicht brüllen wollen, aber vielleicht hatte sich in mir wirklich einiges aufgestaut.
»Falsch, Robin! Es ist wahr. Wenn ich nicht existierte, könntest du Klara suchen und auch zweifellos finden und dann entscheiden, was du in dieser quälenden Situation machen willst. Vielleicht werdet ihr wieder ein Liebespaar. Vielleicht nicht – Klara ist eine junge Frau. Vielleicht will sie kein altes Wrack mit Ersatzteilen als Liebhaber! Nein, ich schließe diese Möglichkeit aus! Tut mir Leid.«
Sie dachte einen Augenblick lang nach und verbesserte sich dann: »Nein, stimmt nicht. Es tut mir kein bisschen Leid! Wir lieben uns. Ich schätze das sehr hoch, aber das Problem bleibt! Aber, Robin, keiner ist schuld daran. Du nicht – ich nicht! Und auf keinen Fall trägt Klara Moynlin die Schuld. Die ganze Schuld, die Angst und Sorgen sind in deinem Kopf. Nein, Robin, versteh mich nicht falsch! Das kann in deinem Kopf furchtbar wehtun, besonders bei einem Menschen mit einem so ausgeprägten Gewissen, wie du es hast. Aber es ist ein Papiertiger! Blas – und er fliegt weg! Das Problem ist nicht, dass Klara wieder da ist, sondern dass du dich schuldig fühlst.«
Es war offensichtlich, dass ich nicht der Einzige gewesen war, der heute Nacht schlecht geschlafen hatte. Essie hatte diese Rede öfter und lange geprobt.
Ich setzte mich auf und sog die Luft ein. »Ist das Kaffee, was du mitgebracht hast?«
»Nur, wenn du willst, Robin.«
»Ich will.« Während sie mir die Kanne und eine Tasse reichte, dachte ich nach. »Bestimmt hast du Recht«, stimmte ich ihr zu. »Ich weiß es. Ich weiß aber nicht, wie Sigfrid immer zu sagen pflegte, wie ich
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