Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
worüber.« Dann biss sie sich auf die Lippe. »Entschuldige bitte, liebster Robin. Ich bin auch ein bisschen durcheinander, glaube ich.«
Sie setzte sich auf die Bettkante und zuckte empfindlich zusammen, als die anisokinetische Matratze nach ihr stieß. »Die praktische Seite zuerst«, entschied sie und runzelte die Stirn. »Was machen wir jetzt? Hier die Alternativen: Erstens, abfahren wie geplant und das Objekt untersuchen, das Walthers gefunden hat. Zweitens, wir versuchen mehr Informationen über Gelle-Klara Moynlin zu bekommen. Drittens, wir essen und schlafen eine Nacht, ehe wir irgendetwas unternehmen – weil«, fügte sie tadelnd hinzu, »du nicht vergessen darfst, Robin, dass du immer noch Rekonvaleszent nach einer schweren Abdomenoperation bist. Ich persönlich bin für Alternative drei. Was denkst du?«
Während ich noch über diese schwierige Frage nachdachte, räusperte sich Albert.
»Mrs. Broadhead? Mir ist gerade eingefallen, dass es nicht sehr teuer wäre, vielleicht ein paar hunderttausend Dollar, einen Eimer für ein paar Tage zu chartern und ihn auf eine Fotoaufklärungsmission hinauszuschicken.« Ich sah zu ihm hin und versuchte, seinen Gedankengängen zu folgen. »Er könnte das Objekt, an dem Sie interessiert sind, aufspüren«, erklärte er weiter. »Dann beobachten und uns darüber Bericht erstatten. Schiffe für einen einzelnen Passagier sind im Augenblick nicht sehr gefragt, glaube ich. Außerdem sind davon mehrere auf Gateway vorhanden.«
»Was für eine gute Idee!«, rief Essie. »Das wollen wir machen, ja? Arrangiere alles, Albert! Und gleichzeitig koch etwas besonders Leckeres für unser erstes Essen auf, äh, auf dem neuen Schiff Wahre Liebe! «
Da ich nichts dagegen hatte, machten wir es so. Ich brachte keinen Einwand vor, weil ich im Schockzustand war. Das Schlimmste daran ist, man weiß nicht, dass man sich im Schockzustand befindet. Ich hielt mich für hellwach und klar. Ich aß, was man mir vorlegte, und bemerkte nichts Merkwürdiges, bis Essie mich in das große, federnde Bett steckte.
»Warum sagst du nichts?«, fragte ich.
»Weil du die letzten zehnmal, wenn ich mit dir gesprochen habe, nicht geantwortet hast«, stellte sie ohne jeden Vorwurf fest. »Ich sehe dich morgen früh.«
Mir war gleich klar, was das zu bedeuten hatte. »Du willst in der Gästekabine schlafen?«
»Ja. Nicht aus Ärger, Liebes, auch nicht aus Kummer. Will dich nur ein bisschen allein lassen, ja?«
»Naja … Ich meine, ja! Sicher, Liebling. Das ist wahrscheinlich eine gute Idee«, räumte ich ein. Langsam dämmerte es mir, dass Essie wirklich verstört war und sie nicht wollte, dass ich mir ihretwegen Sorgen machte. Ich nahm ihre Hand und küsste das innere Handgelenk, ehe ich sie gehen ließ. Ich raffte mich sogar noch zu einem Gespräch auf. »Essie? Hätte ich dich fragen sollen, ehe ich dem Schiff einen Namen gab?«
Sie spitzte den Mund. » Wahre Liebe ist ein guter Name«, meinte sie verständnisvoll.
Trotzdem schien sie noch Vorbehalte zu haben. Ich wusste nicht, warum. »Ich hätte dich gefragt«, begründete ich mein Verhalten. »Aber es kam mir so schäbig vor, den Menschen zu fragen, nach dem man das Schiff nennen will. Das wäre genauso, als würde ich dich fragen, was du dir zum Geburtstag wünschst, statt mir selbst darüber den Kopf zu zerbrechen.«
Sie lächelte entspannt. »Robin, Liebes, aber du fragst sonst immer. Nicht wichtig, ehrlich! Und, ja, Wahre Liebe ist ein wirklich hervorragender Name, jetzt wo ich weiß, dass die wahre Liebe, an die du gedacht hast, ich bin.«
Ich vermute, Albert hatte wieder einen seiner kleinen Zaubertränke gemixt; denn ich schlief sofort ein. Aber ich schlief nicht lange. Drei oder vier Stunden später lag ich hellwach, ziemlich ruhig und sehr verwirrt im anisokinetischen Bett.
Draußen an der Peripherie von Gateway, wo die Andockgruben sind, herrscht wegen der Rotation etwas Zentrifugalkraft. Unten wird oben. Aber nicht an Bord der Wahren Liebe . Albert hatte das Schiff angeworfen. Dieselbe Kraft, die uns während des Flugs davon abhielt umherzutreiben, neutralisierte den Schub der Drehung des Asteroiden und polte ihn um. Ich wurde behutsam ins Bett gepresst. Ich fühlte das schwache Summen der Versorgungssysteme, welche die Luft erneuerten, den Druck in den Röhren konstant hielten und alle Arbeiten ausführten, die das Schiff am Leben erhielten. Ich wusste, dass Albert erscheinen würde, wenn ich seinen Namen aussprach – in
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