Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
dieses Wissen in mein Leben integrieren soll.«
Sie nickte. »Kapiere. Ich habe Fehler gemacht. Hätte Sigfrids Unterprogramme in Albert einbauen sollen, statt der Feinschmeckerküche. Ich habe mir schon Änderungen überlegt, weil mir das schwer auf dem Gewissen liegt.«
»Aber Liebling, das ist doch nicht deine …«
»… Schuld! Nein. Das ist der Kern unserer Unterhaltung, korrekt?« Essie beugte sich vor und gab mir einen flüchtigen Kuss. Dann schaute sie wieder besorgt. »Warte, Robin, ich ziehe den Kuss zurück. Bei psychoanalytischer Arbeit ist der Analytiker nicht wichtig. Das hast du mir oft gesagt. Wichtiger ist, was im Kopf des Patienten geschieht – bei dir. Also kann der Analytiker eine Maschine sein, sogar eine rudimentäre Maschine oder ein Idiot mit Mundgeruch oder ein Mensch mit Doktorgrad … oder ich.«
»Du?«
Sie zuckte zusammen. »Ich habe schon schmeichelndere Töne von dir gehört«, beschwerte sie sich.
»Du willst mich analysieren?«
»Ja, warum nicht?«, bestätigte sie kämpferisch. »Als Freund. Als guter und intelligenter Freund will ich dir zuhören. Ich verspreche kein Urteil. Ich verspreche Folgendes, Robin: Als Freund will ich dich reden lassen, schreien, weinen, kämpfen, bis alles herauskommt. Damit du klar siehst, was du willst und fühlst.«
Mein Herz schmolz bei ihren Worten dahin. Ich konnte nur noch stammeln: »Ach, Essie …« Ich hätte ohne Schwierigkeiten jederzeit losheulen können.
Stattdessen nahm ich noch einen Schluck Kaffee und schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das funktionieren würde«, gab ich zu bedenken. Es tat mir Leid, was man mir sicher auch anhörte; aber ich war auch – wie konnte man das Gefühl beschreiben? – interessiert. Technisch interessiert. Interessiert, wie an einem kniffligen Problem, das gelöst werden musste.
»Warum soll es nicht funktionieren?«, fragte sie aufgebracht. »Hör, Robin, ich habe das genau überlegt. Ich erinnere mich an alles, was du darüber erzählt hast. Ich zitiere direkt: Der beste Teil der Sitzungen war, wie du gesagt hast, wenn du auf dem Weg zu Sigfrid geprobt hast, was Sigfrid sagen und was du antworten wirst.«
»Hab’ ich das gesagt?« Ich war immer erstaunt, wie viel Essie von dem müßigen Geplapper eines gemeinsamen Vierteljahrhunderts im Gedächtnis behielt.
»Ganz genau«, stellte sie zufrieden fest. »So, warum nicht ich? Nur weil ich persönlich beteiligt bin?«
»Nun, das würde es schon komplizieren.«
»Schwierige Sachen soll man sofort tun«, erklärte sie fröhlich. »Unmögliche brauchen manchmal fast eine Woche.«
»Ich hab’ dich lieb«, sagte ich. »Aber …« Ich dachte nach. »Sieh mal, es ist nicht nur eine Frage des Zuhörens. Bei der ganzen Seelenklempnerei ist das Wichtigste, dass das Programm auch das ganze nonverbale Zeug registriert. Verstehst du, was ich meine? Das ›Ich‹, das dort redet, weiß nicht immer, was es sagen will. Es sperrt sich, weil es schmerzhaft ist, das ganze alte Zeug herauszulassen, und es will keine Schmerzen.«
»Ich würde deine Hand halten, wenn du Schmerzen hast, Robin.«
»Natürlich würdest du das. Aber würdest du das nonverbale Zeug verstehen? Das innere, schweigende ›Ich‹ spricht in Symbolen. Träume. Freudsche Versprecher. Unerklärliche Abneigungen. Ängste. Bedürfnisse. Zucken und Zwinkern. Allergien – alle diese Dinge, Essie, und noch tausend andere, wie Impotenz, Kurzatmigkeit, Juckreiz, Schlaflosigkeit. Ich will damit nicht sagen, dass ich an all diesen Dingen leide …«
»Sicher nicht an allen!«
»… aber sie gehören zu dem Wortschatz, den Sigfrid lesen konnte. Ich kann es nicht und du auch nicht.«
Essie seufzte und nahm die Niederlage hin. »Dann bleibt nur noch Plan B«, schlug sie vor. »Albert! Mach das Licht an! Komm herein!«
Langsam gingen die Lichter an, und Albert Einstein trat durch die Tür. Er reckte und streckte sich nicht wirklich, erweckte aber trotzdem den Eindruck eines ältlichen Genies, das eben aus den Federn gekrochen war und nun für alles bereit war; aber noch nicht ganz wach. »Hast du den Fotoaufklärer gechartert?«, fragte Essie.
»Er ist schon unterwegs, Mrs. Broadhead«, gab er Bescheid.
Mir kam es so vor, als hätte ich dem Unternehmen eigentlich noch nicht zugestimmt, aber vielleicht doch. »Und«, fuhr sie fort, »sind alle Meldungen abgeschickt, wie vereinbart?«
»Alle, Mrs. Broadhead.« Er nickte. »Wie Sie es angeordnet hatten. An alle hochstehenden
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