Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Schenkeln und hochgezogenen Schultern hin. Er sah sie lauernd an. »Wie wär’s, wenn ich jetzt etwas zu essen bekäme?«, fragte er.
»Willst du?«
Er schüttelte den Kopf. »Und wenn ich mit dir schlafen will?«
»Willst du?«
»Ob ich will! Ob ich will! Ewig musst du Streit anfangen! Außerdem bist du wirklich eine miserable Köchin, und im Bett hast du entschieden weniger zu bieten, als du behauptest hast. Dolly war besser.«
Klara stellte fest, dass sie den Atem anhielt. Sie zwang sich, langsam und schweigend auszuatmen. Sie konnte sich nicht zu einem Lächeln zwingen.
Wan grinste vor Freude, dass er einen Treffer bei ihr gelandet hatte. »Du erinnerst dich doch an Dolly?«, fragte er herablassend. »Das war die, welche ich auf deinen Rat hin auf Gateway zurückgelassen habe. Dort gilt aber das Gesetz: nicht zahlen – nicht atmen, und sie hat kein Geld. Manchmal überlege ich, ob sie noch lebt.«
»Sie lebt noch«, erklärte Klara mit zusammengebissenen Zähnen und hoffte, dass es stimmte. Aber Dolly würde immer jemanden finden, der ihre Rechnungen bezahlte. »Wan«, fing sie an. Sie wollte unbedingt das Thema wechseln, ehe es noch schlimmer wurde. »Was bedeuten diese gelben flackernden Lichter auf dem Schirm? Die Toten Menschen wissen es anscheinend nicht.«
»Das weiß niemand. Ist es nicht dämlich zu glauben, dass ich es weiß, wenn die Toten Menschen es nicht wissen? Manchmal bist du saudumm«, beschwerte er sich. Gerade rechtzeitig, ehe Klara vor Wut überschäumte, ertönte die dünne Stimme des weiblichen Toten Menschen:
»Einstellung dreiundzwanzig, vierundachtzig, siebenundneunzig, acht, vierzehn.«
»Was?«, fragte Klara erschreckt.
»Einstellung dreiundzwanzig …« Die Stimme wiederholte die Zahlen.
»Was ist das?«, fragte Klara, und Wan übernahm es, ihr zu antworten. Er hatte seine Stellung nicht verändert, aber der Ausdruck seines Gesichts war anders – weniger feindlich. Eher angespannt. Verängstigt.
»Ich bin sicher, dass es eine Einstellung auf der Karte ist«, sagte er.
»Und was soll das bedeuten?«
Er schaute sie nicht an. »Stell’s ein und finde es heraus!«, wies er sie an.
Klara fiel es schwer, die Rändelräder zu bewegen. Laut ihren früheren Erfahrungen kam diese Handlung Selbstmord gleich: Die Angaben der Karten dabei zu Rate zu ziehen, war damals noch nicht möglich gewesen. Eine Veränderung in der Einstellung war unweigerlich gleichbedeutend mit einer nicht voraussehbaren und meist tödlichen Kursänderung. Aber alles, was passierte, war, dass die Abbildung auf dem Schirm flackerte und sich drehte. Dann hielt sie an und zeigte – was? Einen Stern? Ein Schwarzes Loch? Was es auch war, es leuchtete kadmiumgelb auf dem Schirm, und außen herum flackerten nicht weniger als fünf der auf dem Kopf stehenden Fragezeichen. »Was ist das?«, fragte sie.
Wan drehte sich langsam um und starrte auf den Bildschirm. »Es ist sehr groß«, stellte er fest, »und sehr weit weg. Und es ist dort, wo wir jetzt hinfliegen.« Die ganze Streitlust war aus seinem Gesicht verschwunden. Klara wünschte sie beinahe zurück, denn statt ihrer zeigte sich nur nackte, ungemilderte Angst.
Und unterdessen …
Unterdessen näherte sich der Auftrag des Kapitäns und seiner Hitschi-Mannschaft dem Ende von Phase eins, was aber bei keinem Freude hervorrief. Der Kapitän trauerte immer noch um Twice. Ihr schlanker, blasser, glänzender Körper wurde nach dem Entfernen der Persönlichkeit beseitigt. Zu Hause wäre er zum Abfall in die Setztanks gewandert.
Die Hitschi waren nicht sehr gefühlvoll, wenn es um Kadaver ging. An Bord des Schiffes gab es keine Setztanks, daher wurde ihr Körper ins All geworfen. Der Teil, der von Twice übrig war, wurde zusammen mit den Gehirnen der Vorväter gelagert. Wenn der Kapitän auf seinem neuen und ihm nicht vertrauten Schiff umherging, berührte er ab und zu den Beutel, in dem sie gelagert war, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Es war nicht nur ein persönlicher Verlust. Twice war für die Fernsteuerung verantwortlich gewesen. Ohne sie konnten die Aufräumarbeiten nicht richtig durchgeführt werden. Mongrel gab ihr Bestes, aber sie war für die Bedienung der Fernsteuerung nicht voll ausgebildet. Der Kapitän stand nur nervös hinter ihr, was auch nicht viel half. »Nicht den Schub abwürgen, das ist noch kein stabiler Orbit!«, zischte er sie an. »Ich hoffe nur, dass die Leute nicht raumkrank werden, so wie du sie herumstößt.«
Mongrels
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