Die Gebrüder Hollee auf Erden (German Edition)
Mutter ruft nach Gerard. Ich eile zu ihr.
„Mama, der ist nicht da“, erkläre ich ihr geduldig.
„NICHT DA?“, fährt Mama mich an.
Ich zucke mit den Achseln.
„So ein Trottel“, schimpft Agentha, „Nicht in der Lage, ein Feuerzeug zu beschaffen.“
„Ach, du hast ihn…?“ Ich grinse in mich rein.
„Was sollte ich denn machen? Du warst ja mal wieder abgeschossen“, faucht Mutti.
DAS lass ich so aber nicht durchgehen. Ich liebe meine Mutter, aber in dem Ton redet sie nicht mit mir.
„Ich habe geschlafen und verbitte mir, mich so runterzuputzen“, sage ich leise.
„Kritisierst du mich?“, keift Mama.
„Niemals“, nuschele ich .
„Krkk, Krkk, Achtung – Achtung“, dröhnt plötzlich eine Stimme aus einem Megaphon. Es muss von der nahegelegenen Straße kommen. Ich laufe zum Fenster, aber bevor ich es schließe höre ich noch: „Goldmarie ist wieder hie – Goldmarie, frische Brathähnchen…“
Kaum ist das Fenster zu, klappt die Haustür .
„GERAAAARD“, brüllt Mutti.
Manchmal finde ich es schon fies, wie sie mit meinem Bruder umgeht. Er ist wirklich herzensgut und tut alles für sie. Gerard kommt ins Zimmer und ich weiß gleich, dass er verliebt ist. Sein Gesicht strahlt und seine Augen haben diesen besonderen Glanz. Nicht, dass ich es von mir selbst kenne, denn ich beschütze mein Herz sorgfältig. Niemand kommt nahe an mich heran, was mich manchmal schon ein wenig einsam macht.
„Hast du das Feuerzeug?“, fragt Mama und Gerard nickt eifrig.
„Was ist in der anderen Tasche?“, setzt sie hinterher, nachdem er das goldene Ding hervorgeholt hat.
Seine Jacke beult sich auffällig und Mutters Argusaugen entgeht nichts. Gerard zieht einen goldenen Analplug hervor und mir fällt die Kinnlade herunter, als ich die Diamanten sehe und den Wert vorsichtig schätze.
„Was…ist das?“, raunt Mutti mit riesigen Augen.
„Das ist…“, Gerard bricht ab und wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu.
„Ein - Pflanzwerkzeug“, springe ich ein, „Man - bereitet damit ein Loch in der Erde vor, um - Blumenzwiebeln hineinzusetzen.“
Mein Bruder nickt eifrig, Mama jedoch runzelt die Stirn , guckt mich, abwechselnd ihn an, als wären wir dumme Kinder, und schüttelt den Kopf.
„Jungs, ich bin nicht dumm“, erklärt sie überraschend nüchtern, „Das Ding schieben sich Homosexuelle gegenseitig in den Popo, richtig?“
Gerard errötet und ich muss grinsen.
„Pft“, macht Mutti, „Wie kommst du zu so einem kostbaren - Gegenstand, Gerard? Ich will ALLES wissen.“
Mein Bruder berichtet im Stehen, während ich mich auf Mutters Bettkante gesetzt habe, den goldenen Plug in den Händen drehend. Das Ding muss ein Vermögen wert sein. Ich werde gleich mal bei Google gucken.
„…und dann hat Jonas mir diesen Plug geschenkt“, endet Gerard.
Mutti seufzt, reißt mir das Ding aus der Hand und beäugt es prüfend. Der nächste Blick gilt mir. Als ich den Ausdruck ihrer Augen sehe ist mir klar, dass ich gleich etwas zu hören bekomme, das mir gar nicht gefallen wird.
„Luzius, du wirst SOFORT zu diesem Jonas gehen und dir auch so ein Teil schenken lassen“, sagt sie im Befehlston.
„Aber Mama…“, beginne ich.
„Bitte, Mutti“, sagt Gerard gleichzeitig, „Jonas gehört zu mir. Du darfst Luzius nicht…“
„ICH DARF ALLES“, kreischt Agentha.
So. Damit wäre dann alles klar. Gerard senkt den Kopf und ich springe auf, gehe zu ihm und ziehe i hn am Arm aus dem Zimmer. Erst in der Küche lass ich los, entdecke den Kaffee, den ich ganz vergessen habe und schenke mir einen Becher ein. Gerard schnieft und mein Herz wird ganz weich, aber ich bin der Böse, daher verhalte ich mich zurückhaltend.
„Dein Jonas… den will ich gar nicht. Ich muss nur auch so einen Plug haben“, erkläre ich kühl.
„Dangge“, nuschelt Gerard, wischt sich übers Gesicht und trottet aus der Küche.
Ich trinke sinnend aus dem Becher und überlege, wie ich mich der Aufgabe so schnell wie möglich entledigen kann.
Ich weiß, dass es im ‚Goldenen Hirsch‘ einen Mittagstisch gibt. Also mache ich mich gegen zwölf Uhr auf den Weg. Ich leihe mir Muttis Auto, damit ich schneller zurück bin, schließlich will ich mein Nachmittagsschläfchen nicht verpassen. Der Parkplatz vor dem Lokal ist gut besetzt. Ich stelle Mamas Golf ab und schlendere lässig auf den Eingang zu.
Campingtische und –stühle geben dem Laden einen biederen Anstrich. Ich entdecke ein paar interessante Kerle, um die ich
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