Die Gebrüder Kip
Balt.
– Ja freilich, äußerlich machen sie gerade keinen einnehmenden Eindruck, gab Vin Mod zu.
– Es würde mich gar nicht wundern, wenn er sie schon in Wellington ablohnte, sagte Flig Balt.
– Um in Wellington vor Anker zu gehen, meinte Vin Mod, die Achseln zuckend, müßte man freilich nach Wellington steuern. Ich hoffe aber, wir kommen überhaupt nicht dahin und es wird dort niemand ausgesetzt.
– Keine Unklugheiten, Mod…
– Nun also… Flig Balt, der Kapitän ist nicht zufrieden?
– Nein.
– Was tut das, wenn wir’s nur sind?«
Der Bootsmann begab sich nach dem Hinterdeck.
»Nun… ist alles in Ordnung? fragte ihn Gibson.
– Alles, Herr Kapitän.«
Len Cannon und Bryce.
Der »James-Cook« schlug nun eine Richtung ein, mit der er sich dem Kai näherte, dessen Kopf er in kaum einer halben Kabellänge Entfernung umschiffen mußte.
Hier hatte sich eine Gruppe von Seeleuten und müßigen Zuschauern gesammelt, für die ein Fahrzeug unter Segel allemal ein gewisses Interesse haben… Seit mehreren Wochen war man dieses Anblickes beraubt gewesen, da die Schiffe hier ihren Ankerplatz nicht hatten verlassen können.
In der Gruppe befanden sich aber auch einige Polizisten, deren Aufmerksamkeit dem »James-Cook« ganz besonders gewidmet schien, das zeigte sich in ihrer Haltung und in ihren Bewegungen. Zwei oder drei der Beamten liefen sogar ganz vorn nach dem Kopfende des Kais, wo die Brigg ganz nahe vorbeikommen mußte.
Offenbar gehörten diese Polizisten – Flig Balt und Vin Mod konnten sich darüber gar nicht täuschen – zu denen, die sie gestern in der Schenke Adam Frys gesehen hatten. Len Cannon und seine Kameraden liefen also Gefahr, erkannt zu werden, und wer weiß, ob der »James-Cook«, wenn er angerufen und ihm befohlen wurde, beizudrehen, nicht in die Lage kam, die Matrosen aus den
»Three-Magpies«
wieder auszuliefern.
Der Kapitän Gibson jedoch, der nun einmal entschlossen war, die neuen Leute streng zu beobachten, fand es zweckmäßiger, sie zu behalten, was es ihm wenigstens ermöglichte, in See zu gehen, und er wäre ja in die größte Verlegenheit gekommen, wenn er die Matrosen wieder der Polizei überlassen müßte. Nach wenigen Worten, die ihm Flig Balt hastig zuflüsterte, stimmte er auch zu, daß Vin Mod sofort, und ehe sie bemerkt würden, Len Cannon, Sexton, Kyle und Bryce vom Deck wegschickte.
»Hinunter!… Hinunter!« rief Vin Mod ihnen zu.
Die Matrosen warfen einen flüchtigen Blick nach dem Kai, sie erkannten sofort die Lage der Dinge und verschwanden eiligst durch die Treppenkappe. Am Deck wurden sie gerade jetzt nicht mehr gebraucht, denn der Steuermann konnte den »James-Cook« ohne weitere Veränderung der Segelstellung nach dem Kanale führen.
Die Brigg näherte sich dem Ende des Kais immer mehr und fuhr sogar noch dichter, als es die Schiffe sonst tun, an dieses heran, da sie eben noch einem amerikanischen Dampfer ausweichen mußte, der ihr unter den kreischenden Tönen seiner Heulpfeife entgegenkam.
Die Polizisten konnten sich also die Matrosen an Bord leicht genau ansehen, und wenn Len Cannon und die übrigen sich nicht versteckt hätten, wären sie gewiß erkannt und auf der Stelle abgeführt worden.
Die Beamten sahen sie jedoch nicht, und die Brigg konnte in den Kanal einlaufen, sobald der Dampfer den Eingang freigegeben hatte.
Jetzt war nichts mehr zu fürchten; die vier Matrosen kamen wieder zum Vorschein.
Ihre Hilfe war auch wieder nötig. Der sich von Südwesten nach Nordosten hinziehende Kanal macht mehrere Windungen, so daß bei jeder solchen die Schoten angezogen oder nachgelassen werden müssen.
Von einer günstigen Brise getrieben, segelte die Brigg ohne Schwierigkeiten zwischen den grünen, mit Villen und Landhäusern übersäten Ufern hin, auf deren einem die Eisenbahn verläuft, die Dunedin mit dem Chalmershafen verbindet.
Es war kaum acht Uhr, als die Brigg diesen Außenhafen passierte und nun aufs offene Meer hinauskam. Dann steuerte sie mit Backbordhalsen, den Leuchtturm von Otago und das Kap Sanders im Süden liegen lassend, rasch längs der Ostküste Neuseelands hin.
Drittes Kapitel.
Vin Mod am Werke.
Die Strecke zwischen Dunedin und Wellington, mit Einschluß der Meerenge, die die beiden großen Inseln trennt, beträgt kaum vierhundert Seemeilen. Hielt der Nordwestwind an, so stand an der Küste auch weiter eine freundliche See, und bei zehn Knoten konnte der »James-Cook« dann am zweitfolgenden Tage in Wellington
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