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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eintreffen.
    Ob es während dieser kurzen Fahrt Flig Balt wohl gelingen sollte, seinen schändlichen Plan auszuführen, sich des Kapitäns und der anderen Mannschaft zu entledigen, um die Brigg in seine Gewalt zu bekommen und sie weit hinaus nach dem Stillen Ozean zu steuern, wo ihm Sicherheit und Straflosigkeit winkte?…
    Wie Vin Mod zu Werke gehen wollte, ist dem Leser bereits bekannt: Gibson und die Leute von der Mannschaft, die treu zu diesem hielten, sollten überrascht, gepackt und über Bord geworfen werden, ehe sie dazu kämen, sich zu verteidigen. Zunächst war es freilich nötig, Len Cannon und dessen Kameraden in das Komplott einzuweihen – was voraussichtlich keine Schwierigkeiten machte – bei ihnen sozusagen vorsichtig anzuklopfen und sich ihren Beistand zu sichern. Das gedachte Vin Mod gleich am ersten Reisetage zu tun, um schon in der nächsten Nacht seine Pläne ausführen zu können. Nach achtundvierzig Stunden sollte die Brigg ja in Wellington die Herren Hawkins und Nat Gibson an Bord nehmen; es war also notwendig, daß der »James-Cook« schon in der nächsten oder spätestens in der zweitfolgenden Nacht Flig Balt und seinen Helfershelfern in die Hände fiel, da sich sonst die Aussicht auf Erfolg nicht wenig verminderte und eine gleichgute Gelegenheit sich wahrscheinlich niemals wieder darbot.
    Was die Zustimmung Len Cannons, Sextons, Kyles und Bryces betraf, glaubte Vin Mod, daß das gar nicht in Frage kommen könne bei Leuten ohne Glauben und ohne Achtung vor dem Gesetz, ohne Gewissen und Skrupel, denen es doch verlockend genug erscheinen mußte, im Stillen Ozean, wo der Arm der Gerechtigkeit sie nicht mehr erreichte, einträgliche Fahrten auf gemeinsame Rechnung zu unternehmen.
    Der südliche Teil Neuseelands, die Insel Tawai-Pounamon, zeigt die Gestalt eines in seiner Mitte etwas ausgedehnten, länglichen Viereckes, dessen Achse von Nordost nach Südwest verläuft. Der nördliche Teil der Insel Ikana-Maoui dagegen erscheint als ein unregelmäßiges Dreieck mit einer schmalen Landzunge, die in das Kap Nord ausläuft.
    Die Küste, der die Brigg folgte, ist vielfach zerrissen und mit gewaltigen, sonderbar geformten Felsblöcken gesäumt, die aus der Ferne fast riesigen Mastodons gleichen, welche daran gestrandet wären. Da und dort täuscht eine Reihe von Bogen den Kreuzgang eines Klosters vor, und donnernd braust die Flut selbst bei schönem Wetter zwischen die Pfeiler hinein. Ein Schiff, das geradenwegs auf diese Küste zuliefe, wäre rettungslos verloren, und drei oder vier anstürmende Wogen würden hinreichen, es zu zertrümmern. Glücklicherweise können Schiffe, die von einem Sturme aus Osten oder aus Westen überfallen werden, die äußersten Vorgebirge Neuseelands allemal leicht umschiffen. Außerdem finden sie, bei der Unmöglichkeit, in einen Hafen einzulaufen, guten Schutz in zwei Meerengen: in der Cookstraße, die beide Inseln trennt, und in dem Foveauxsunde zwischen Tawai-Pounamou und der Insel Stewart ganz im Süden des Landes. Hier gilt es nur den gefährlichen Riffen von Snares auszuweichen, wo die Wogen aus dem Indischen und Stillen Ozean aufeinander prallen, eine Stelle, die schon viele schreckliche Schiffsunfälle gesehen hat.
    Hinter dem Ufer steigt eine mächtige Bergkette auf, die zahlreiche Krater enthält und von der aus mehrere herabstürzende Wasserfälle verschiedene, trotz ihrer Kürze doch recht ansehnliche Flüsse speisen. Auf dem Bergabhange erheben sich Waldungen mit oft außerordentlich hohen Bäumen, wie Fichten von hundert Fuß Höhe und zwanzig Fuß Duchmesser, eine Zedernart mit Blättern gleich denen der Olive, mit dem harzreichen »Kudy«, dem »Kaïkatea« mit sehr zäher Belaubung und roten Beeren, dessen Stamm zwischen Fuß und Gipfel keine Äste hat.
    Kann Ika-na-Maoui sich brüsten mit dem Reichtum seines Bodens, mit seiner fast unerschöpflichen Fruchtbarkeit und einer Pflanzenwelt, die an manchen Stellen der der prächtigsten Erzeugnisse der Tropenflora gleichkommt, so ist Tawai-Pounamou dagegen von der Natur entschieden weniger begünstigt. Kaum der zehnte Teil seines Gebietes hat kulturfähigen Boden. In den bevorzugteren Bezirken können die Eingebornen aber immer noch etwas Mais, mancherlei krautartige Nutzpflanzen und eine große Menge Kartoffeln erbauen, abgesehen von der sehr reichlichen Ernte an einer Farrenkrautwurzel, der
Pteris esculenta,
die einen Hauptbestandteil ihrer Nahrung bildet.
    Der »James-Cook« näherte sich der Küste,

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