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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bramsegel eingezogen würde. Die Brigg lief dann noch vor ihren Mars-, den unteren und den Klüversegeln. Übrigens hielt sie sich dicht am Winde, immer bereit, einen Kurs nach Nordosten einzuschlagen.
    Der »James-Cook«, der sich jetzt gegenüber dem Hafen von Timaru befand, hatte die ausgedehnte, unter dem Namen der Canterbury-Bight bekannte Bucht zu durchfahren. Um aber die Halbinsel Banks, die jene abschließt, zu umschiffen, mußte man nun zwei Quarts anluven und backstagsweise segeln.
    Gibson ließ also die Raaen brassen und die Schoten nachschießen, um die gewünschte Richtung einzuschlagen. Wenn es wieder tagte, hoffte er, unter der Bedingung, daß sich der Wind nicht gänzlich legte, die Pompeys Pillars (Pompejussäulen) hinter sich zu haben und schon Christchurch gegenüber zu liegen.
    Nach Ausführung seiner Befehle blieb Harry Gibson zum größten Leidwesen Flig Balts noch bis zehn Uhr auf dem Deck und wechselte entweder mit dem Bootsmanne einige Worte oder setzte sich auf dem Hackbord nieder. Der Bootsmann, dem Vin Mod das Nötige mitgeteilt hatte, sah sich infolge dessen verhindert, mit Len Cannon zu sprechen.
    Kurz, an Bord ging alles seinen gewohnten Gang. Die Brigg brauchte ihren Kurs erst gegen drei oder vier Uhr früh zu wechseln, wenn sie in Sicht des Hafens von Akarva kam. Nach einem letzten Blick nach dem Horizonte und nach den Segeln zog sich Gibson endlich nach seiner Kabine zurück, deren Fenster nach dem Vorderteile des Volkslogis zu lag.
    Zwischen Flig Balt und Len Cannon bedurfte es keiner langen Verhandlung. Der Bootsmann bestätigte die Aussagen Vin Mods. Keine halben Maßregeln… der Kapitän sollte, nachdem man ihn in seiner Kabine überrumpelt hatte, einfach über Bord geworfen werden, und da man auf Hobbes, Wickley und Burnes doch nicht zählen konnte, sollten diese ihm nachfolgen. Len Cannon hatte sich also nur der Mithilfe seiner drei Kameraden zu versichern, und von ihrer Seite war gewiß kein Widerspruch zu befürchten.
    »Und wann? fragte Len Cannon.
    – Noch diese Nacht, antwortete Vin Mod, der sich zu den beiden gesellt hatte.
    – Um welche Zeit?…
    – Zwischen elf Uhr und Mitternacht, erklärte Flig Balt. Dann wird Hobbes mit Sexton die Wache haben und Wickley am Steuer sein. Da brauchen wir sie nicht erst aus dem Logis hervorzuholen, und nachdem wir uns dieser ehrenwerten Teerjacken entledigt haben…
    – Ja ja… ganz einverstanden,« antwortete Len Cannon, bei dem es kein Zögern und keine Gewissensbisse gab.
    Er überließ damit das Steuer an Vin Mod und begab sich nach dem Vorderteile, um nun Sexton, Bryce und Kyle in den verbrecherischen Plan einzuweihen.
    Am Fockmast angelangt, sah er sich aber vergeblich nach Sexton und Bryce um. Sie hätten jetzt eigentlich die Wache gehabt, doch keiner von ihnen war auf seinem Posten.
    Wickley, den er deshalb fragte, zuckte als Antwort nur mit den Achseln.
    »Wo sind sie denn? erkundigte sich Len Cannon.
    – Im Logis… toll und voll betrunken… einer wie der andere!
    – O, diese Säue! murmelte Len Cannon. Nun liegen sie die ganze Nacht im Rausche, und es ist nichts zu machen!«
    Als er selbst hinunterkam, fand er seine Kameraden auf ihren Lagern ausgestreckt…. Er schüttelte sie tüchtig… wahrlich, betrunken wie unvernünftiges Viehzeug! Sie hatten aus der Kambüse eine Flasche Gin gestohlen und sie bis zum letzten Tropfen geleert. Es erwies sich unmöglich, sie aus ihrem Taumel zu erwecken, der voraussichtlich bis zum Morgen anhielt. Natürlich war auch gar nicht daran zu denken, ihnen Vin Mods Absichten mitzuteilen, und ebenso unmöglich war es, diese noch vor Sonnenaufgang auszuführen, denn ohne sie stand die Partie doch zu ungleich.
    Daß Flig Balt, als er von der Sachlage hörte, in hellen Zorn geriet, kann man sich leicht denken. Vin Mod beruhigte ihn nur mit großer Mühe, und auch er hätte die elenden Trunkenbolde am liebsten an den Galgen gewünscht. Am Ende war aber doch noch nichts verloren. Was diese Nacht nicht ausgeführt werden konnte, war ja in der nächsten auszuführen. Kyle und Sexton sollten bis dahin gut beaufsichtigt und am weiteren Trinken gehindert werden.
    Jedenfalls hütete sich Flig Balt, sie beim Kapitän anzuzeigen; er sah ihnen jetzt ebenso wegen des Rauches wie wegen des gestohlenen Gins aus erklärlichen Gründen durch die Finger. Gibson hätte sie ja bis zur Ankunft in Wellington in den Frachtraum hinuntergeschickt, sie nachher der Hafenpolizei ausgeliefert und vielleicht, wie Vin

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