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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wellington vor Anker. Sich auf den Kapitän Gibson und die drei Matrosen zu stürzen, das wäre ohne Lärmen nicht abgegangen. Diese würden doch Widerstand geleistet, sich gewehrt und würden um Hilfe gerufen haben, was auf dem höchstens zwei bis drei Kabellängen entfernten Aviso gehört werden mußte. Die Meuterei konnte unter diesen Verhältnissen keinen Erfolg versprechen. Sie wäre durch das englische Schiff, das mit wenigen Schraubenschlägen neben der Brigg gelegen hätte, sofort unterdrückt worden.
    »Tod und Teufel, fluchte Vin Mod halb für sich, da ist nichts zu machen! Wir liefen doch nur Gefahr, in der nächsten Stunde an der großen Raa des verwünschten Dampfers zu baumeln!
    – Und morgen, setzte Flig Balt hinzu, werden der Reeder und Nat Gibson mit an Bord sein!«
    Ein einziger Ausweg wäre der gewesen, sich von dem Aviso zu entfernen, und vielleicht hätte der Bootsmann das versucht, wenn der Kapitän nicht, statt seine Kabine aufzusuchen, den größten Teil der Nacht auf dem Deck geblieben wäre. So war es unmöglich, nach der offenen See hin zu wenden… auf die Absicht, sich der Brigg jetzt zu bemächtigen, mußte man also verzichten.
    Zu früher Stunde wurde es schon wieder hell. Der »James-Cook« war gegenüber Blenheim vorbeigekommen, das an der Küste von Tawai-Pounamou, an der Westseite der Meerenge liegt; dann hatte er sich der Nicholsonspitze am Eingange der Bucht von Wellington genähert. Um sieben Uhr des Morgens lief er endlich, gleichzeitig mit dem Aviso, in diese Bucht ein und ging in der Mitte des Hafens vor Anker.

Viertes Kapitel.
In Wellington.
    Die Stadt Wellington ist an der Südwestspitze der Nordinsel im Hintergrunde einer hufeisenförmigen Bucht erbaut. Sehr geschützt gegen die Winde vom offenen Meere her, bietet sie einen vortrefflichen Ankerplatz. Die Brigg war von der Witterung begünstigt gewesen, das ist aber nicht immer der Fall. Meist ist die Schiffahrt durch die Cookstraße mit ernsten Schwierigkeiten verbunden, denn hier laufen zu Zeiten Strömungen mit der Geschwindigkeit von zehn Knoten, obwohl der Wasserstand im Stillen Ozean bei Ebbe und Flut nur wenig verschieden ist. Der Seefahrer Tasman, dem man die Entdeckung Neuseelands – im Dezember 1642 – verdankt, hatte hier große Gefahren zu bestehen, teils wegen einer immer drohenden Strandung und teils wegen etwaiger Überfälle der Eingebornen. Daher der Name der »Bai des Massacres«, der unter den geographischen Bezeichnungen der Meerenge noch fortlebt. Der holländische Seefahrer verlor hier vier seiner Leute, die von den Kannibalen des Uferlandes sofort verzehrt wurden, und hundert Jahre später mußte der britische Seefahrer James Cook die Besatzung eines der Boote seines von Kapitän Furneaux befehligten Begleitschiffes in den Händen dieser Wilden zurücklassen. Endlich fand hier, zwei Jahre darauf, der französische Seefahrer Marion du Frène mit sechzehn seiner Leute den Tod durch einen Überfall, der mit der scheußlichsten Schlächterei endigte.
    Im März 1840 läuft dann Dumont d’Urville mit der »Astrolabe« und der »Zélée« die Bai von Otago an der Südinsel an und besucht auch die Snaresinseln nebst der Stewartinsel an der Südspitze von Tawai-Pounamou. Dann verweilt er eine Zeitlang im Hafen von Akaroa, ohne über seinen Verkehr mit den Eingebornen zu klagen zu haben. Das Andenken an den Aufenthalt dieses berühmten Seefahrers wird durch die Insel, die seinen Namen erhielt, gesichert. Nur von Pinguinvölkern und Albatrosschwärmen bewohnt, ist sie vom Südende des Hauptlandes durch den »Frenchpaß« getrennt, worin ein so schwerer Seegang herrscht, daß sich die Schiffe beim Verlassen der Meerenge nicht gern hineinwagen.
    Jetzt, wo über Neuseeland die britische Flagge weht, ist die allgemeine Sicherheit – wenigstens soweit hierbei die Maoris in Betracht kommen – hier überall gewährleistet. Die früher von der wilden Bevölkerung drohenden Gefahren sind vollständig beseitigt. Nur die, die das Meer bietet, bestehen noch fort, doch auch in vermindertem Maße, dank den sorgsamen hydrographischen Arbeiten und der Errichtung des sehr hohen Leuchtturmes auf einem einzeln aufragenden Felsen vor der Nicholsonbucht, in deren Hintergrunde sich Wellington ausbreitet.
    Es war im Januar 1849, als die New-Zealand Land Company die »Aurora« absendete, die diesem entlegenen Lande die ersten Ansiedler zuführte.
    Die Bevölkerung beider Inseln beträgt jetzt nicht weniger als achthunderttausend

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