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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gesichtszügen, gefiel der junge Mann allen auf den ersten Blick und er kannte wirklich auch nur Freunde. Anderseits unterlag es keinem Zweifel, daß er mit zunehmenden Jahren sich als ein entschlossener, energischer Charakter erweisen würde. Von seiner Mutter hatte er das entschiedenere Temperament geerbt, das seinem Vater nicht so ausgesprochen eigen war.
    In den Mußestunden beschäftigte sich Nat Gibson mit Vergnügen und mit gutem Geschmack mit der Photographie, die jetzt, dank dem sehr verkürzten Aufnahmeverfahren, womit dennoch die vollendetsten Bilder gewonnen werden, eine so weite Verbreitung gefunden hat. Sein Apparat verließ ihn fast nie, und man kann sich denken, daß er diesen im Laufe der Reise hierher sehr häufig benutzt und von malerischen Landschaften, vielfach von Eingebornen und sonstigen interessanten Dingen Aufnahmen gemacht hatte.
    Seitdem er in Wellington war, hatte er auch eine Menge Ansichten von der Stadt selbst und von deren Umgebung aufgenommen. Hawkins interessierte sich lebhaft für seine Liebhaberei. Häufig sah man sie beide mit dem photographischen Apparate ausgerüstet hinauswandern vor die Stadt, und stets kehrten sie mit neuen Schätzen für ihre Sammlung von diesen Ausflügen zurück.
    Als Hawkins den Kapitän seinem Teilhaber Balfour vorgestellt hatte, zog er sich nach seinem Privatkontor zurück, wohin ihm Gibson und dessen Sohn folgten. Hier kam das Gespräch zuerst auf Hobart-Town, von wo es, dank der regelmäßigen Verbindung zwischen Tasmanien und Neuseeland, an Nachrichten nicht fehlte. Erst am Tage vorher war ein Schreiben der Frau Hawkins eingetroffen, und einige Briefe der Frau Gibson erwarteten schon mehrere Tage den »James-Cook« in Wellington.
    Der Kapitän durchflog sie mit erklärlichem Interesse. Da unten ging alles recht gut; die beiden Frauen waren wohlauf. Die Abwesenheit der Männer erschien ihnen freilich etwas lang und sie hofften nun auf ein baldiges Wiedersehen, da die Reise des Schiffes ja ihrem Ende entgegenging.
    »Ja ja, sagte Hawkins, nur noch fünf oder sechs Wochen, dann werden wir in Hobart-Town zurück sein…
    – O, meine gute Mutter, rief Nat Gibson, welche Freude wird es für sie sein, uns wiederzusehen, ganz so, wie wir uns gefreut haben, dich, liebster Vater, wieder zu begrüßen…
    – Und wie ich, dich, mein Kind, endlich wiederzufinden!
    – Lieber Freund, begann jetzt der Reeder, ich glaube annehmen zu dürfen, daß der letzte Teil der Fahrt des ›James-Cook‹ nicht mehr viel Zeit beanspruchen werde…
    – Das hoffe ich ebenfalls, Hawkins.
    – Und selbst bei mäßiger Geschwindigkeit, fuhr dieser fort, muß ja die Strecke zwischen Neuseeland und Neuirland in kurzer Zeit zurückgelegt werden…
    – Vorzüglich zur jetzigen Jahreszeit, antwortete der Kapitän. Bis zum Äquator hin bleibt das Meer gewöhnlich schön, der Wind hält sich gut, und ich denke wie du, daß wir keine Verzögerungen zu erleiden haben werden, wenn sich unser Aufenthalt im Praslinhafen nicht unversehens verlängert…
     

    Herr Hawkins und der Kapitän Gibson.
     
    – Das ist kaum zu befürchten, Gibson. Ich habe von meinem Vertreter, Herrn Zieger, darüber sehr befriedigende Nachricht erhalten. Im dortigen Archipel lagern große Vorräte von Perlmutter, Koprah und so weiter, so daß die Brigg keine Schwierigkeiten haben wird, volle Ladung einzunehmen.
    – Ist denn Herr Zieger auch erbötig, die jetzige Fracht des Schiffes zu übernehmen? fragte der Kapitän.
    – Gewiß, lieber Freund, und ich wiederhole dir, ich bin überzeugt, daß wir dieser Sache wegen keine Verzögerung zu befürchten haben.
    – Bedenke aber, Hawkins, daß die Brigg vom Praslinhafen erst noch Karawera anlaufen muß…
    – Das wird binnen vierundzwanzig Stunden abzumachen sein, Gibson.
    – Nun, Vater, dann können wir ja die Reisedauer ausrechnen. Wie viel Tage brauchen wir einschließlich des Aufenthaltes im Praslinhafen und in Karawera?
    – Etwa drei Wochen.
    – Und von Wellington nach Praslinhafen?
    – Eben so lange.
    – Und zur Rückfahrt nach Tasmanien?
    – Ungefähr einen Monat.
    – Danach wäre also anzunehmen, daß der ›James-Cook‹ in zweiundeinhalb Monaten nach Hobart-Town zurückgekehrt sein kann.
    – Jawohl… eher noch zeitiger, als später.
    – Nun gut, erwiderte Nat Gibson, so werd’ ich noch heute an die Mutter schreiben, da der Postdampfer nach Australien übermorgen abgeht. Ich werde sie noch um zweiundeinhalb Monat Geduld bitten, und Frau Hawkins

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