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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Brigg auf zwei bis drei Seemeilen in der Stunde zu verringern, obwohl diese alle Leinwand bis auf die Stag-und die Leesegel trug. Wurde es jedoch ganz still, so daß kein Windhauch die Oberfläche des Wassers mehr kräuselte. wo dann die lange Dünung ein Schiff nur auf und ab wiegt, ohne es von der Stelle zu bewegen, dann nützte der Brigg natürlich auch die Entfaltung ihrer ganzen Segelfläche nichts mehr. Gibson konnte in einem solchen Falle nur noch die Meeresströmungen benützen, die in diesem Teile des Großen Ozeans nach Norden zu verlaufen.
    Der Wind legte sich jedoch nicht gänzlich. Glühend lag die Sonne auf dem Meere, das sie bis zu großer Tiefe hinunter erhitzte. Wenigstens die höheren Segel blieben gespannt und der »James-Cook« ließ ein leichtes Kielwasser hinter sich.
    Am Morgen, als Hawkins, Nat Gibson und der Kapitän von dem plauderten, was sich auf einer Seefahrt als nächstliegender Unterhaltungsgegenstand bietet, von der Witterung, wie sie eben ist und wie sie sich voraussichtlich gestalten wird, sagte Gibson:
    »Ich glaube nicht, daß das jetzige Wetter anhält.
    – Und warum nicht? fragte der Reeder.
    – Draußen am Horizonte sehe ich gewisse Wolken, die uns Wind bringen werden… ich müßte mich denn arg täuschen.
    – Diese Wolken steigen aber nicht in die Höhe, bemerkte Hawkins, und wenn es doch ein wenig der Fall ist, lösen sie sich auf.
    – Gleichviel, lieber Freund; sie werden sich schon noch verdichten, und solche Wolken sind so gut wie Wind.
    – Der uns von Nutzen sein würde, setzte Nat Gibson hinzu.
    – O, meinte der Kapitän, wir brauchen keine Dreiressbrise. Nur so viel, unsere Leesegel und die unteren Segel aufzublähen.
    – Und was verspricht der Barometer? fragte Hawkins.
    – Er ist im Fallen begriffen, antwortete Nat Gibson, nachdem er das im Deckhause hängende Instrument besichtigt hatte.
    – Mag er immer fallen, sagte der Kapitän, doch nur langsam, und nicht tolle Sprünge machen, wie der Affe, der auf seine Palme klettert und zuletzt herunterpurzelt! Sind die Windstillen lästig, so werden die Sturmböen manchmal gefährlich, mir sind die zweiten aber doch lieber…
    – Ich will dir sagen, was das Beste wäre, Gibson, unterbrach ihn Hawkins; wir sollten eine kleine Hilfsmaschine, so von fünfzehn bis zwanzig Pferdekraft, an Bord haben, damit käme man wenigstens ein Stück weiter, wenn sich gar kein Lüftchen mehr regen will. Auch zur Einfahrt in die Häfen und zum Auslaufen von da würde eine solche sich nützlich erweisen.
    – O, man hat bisher keine gebraucht und wird auch noch lange Zeit ohne Hilfsmaschine auskommen, erwiderte der Kapitän.
    – Das meinst du, lieber Freund, du bist eben der unveränderte Seemann der alten Handelsflotte geblieben..
    – Nein, Hawkins, doch ich bin einmal nicht für solche gemischte Schiffe. Sind sie gut geeignet zum Dampfen, so sind sie es nicht zum Segeln, und umgekehrt.
    – Mag sein, Vater, fiel Nat Gibson ein; sieh aber einmal da draußen die Rauchsäule; wär’ es nicht hübsch, wenn die jetzt von der Brigg aus aufwirbelte?«
    Der junge Mann wies dabei mit der Hand nach einem langen, schwärzlichen Streifen, der über dem nordwestlichen Horizont aufgetaucht war. Mit einer Wolke konnte man ihn nicht verwechseln: es war bestimmt der Rauch von einem Dampfer, der in gleicher Richtung mit der Brigg schnell dahinglitt. Binnen einer Stunde mußten die beiden Fahrzeuge voraussichtlich nebeneinander liegen.
    Die Begegnung mit einem Schiffe ist auf dem Meere stets ein interessantes Ereignis. Noch bevor es die Flagge zum Gruße gehißt hat, sucht man seine Nationalität aus der Gestalt des Rumpfes und der Anordnung des Takelwerkes zu erkennen. Henry Gibson sah deshalb mit dem Fernrohre hinaus, und kaum zwanzig Minuten nach dem ersten Sichtbarwerden des Dampfers glaubte er behaupten zu können, daß es ein französisches Schiff sei.
    Er täuschte sich hierin auch nicht, denn als es nur noch zwei Meilen von »James-Cook« entfernt war, stieg die Trikolore nach der Gaffel des Briggsegels empor.
    Die Brigg antwortete sofort durch Entfaltung der Flagge des Vereinigten Königreiches.
    Es war ein Dampfer von acht-bis neunhundert Tonnen, dem Anscheine nach ein Kohlenschiff auf der Fahrt nach einem der Häfen Neuhollands.
    Gegen halb zwölf Uhr befand er sich nur noch einige Kabellängen weit von der Brigg und näherte sich dieser noch mehr, als wollte er sie unmittelbar ansprechen. Das sehr ruhige Meer begünstigte dieses

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