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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mußte. Er zog es also vor, jetzt nicht aus seinem Kurse abzuweichen.
    Mußte der »James-Cook« wirklich vor dem gar zu groben Seegange Zuflucht suchen, so fand er sie leicht bei Auckland. Die Bai, deren Hintergrund die Stadt einnimmt, ist eine der sichersten in dieser Gegend des Großen Ozeans. Hat ein Schiff hier einmal den etwas beschränkten Eingang zwischen den Klippen von Parera und dem sogenannten »Manukanhasen« hinter sich, so schwimmt es im Innern einer von allen Seiten trefflich geschützten Reede. In den eigentlichen Hafen braucht es da gar nicht einzulaufen; diese Reede genügt, und darauf liegen auch häufig zahlreiche Fahrzeuge ganz sicher vor Anker.
    Bei den vielen Vorteilen, die die Stadt dem Handelsverkehr bietet, ist es nicht zu verwundern, daß sie sich in kurzer Zeit zu großer Bedeutung aufgeschwungen hat. Mit Einschluß ihrer angrenzenden Vororte zählt sie schon fast sechzigtausend Seelen. Ihre Lage – sie steigt auf den Hügeln der Südseite der Bai empor – ist überraschend schön. Durchsetzt von schönen Squares und Gärten mit den Kindern der Tropenflora, mit ihren breiten, sauberen Straßen, die mit Hotels und Läden vielfach besetzt sind, könnte sie den Neid Dunedins und Wellingtons herausfordern.
    Hätte sich Gibson jetzt in ihren Hafen geflüchtet, so würde er hunderten von ein-und auslaufenden Schiffen begegnet sein. Hier im nördlichen Teile Neuseelands machte sich der Zug nach den Goldgruben weniger bemerkbar als im mittleren Teile von Ika-na-Maoui und vorzüglich in den Bezirken von Tawai-Pounamou. Hier hätte sich die Brigg auch leicht der in Dunedin angemusterten Leute entledigen und sie durch vier oder fünf Matrosen ersetzen können, da hier solche immer infolge des Aufliegens mancher Schiffe zu finden sind. Es war auch kaum zweifelhaft, daß der Kapitän, der Len Cannon und dessen Kameraden nur sehr gering schätzte, das tun würde, natürlich zum großen Bedauern Flig Balts und Vin Mods, wenn die Brigg überhaupt bei Auckland vor Anker ging. Zur Vermeidung jedes neuen Zeitverlustes hielt es Gibson jedoch für richtiger, die Nacht über bei verkleinerter Segelfläche weiter zu fahren. Zuweilen ließ er sogar soweit beidrehen, daß er den aus Westen heranstürmenden Wellen gerade entgegen lag und sich damit etwas von der Küste entfernte, deren Leuchtfeuer ihm zu nahe an Steuerbord zu sein schienen.
    Kurz, der »James-Cook« hielt sich vorzüglich, dank dem geschickten Seemanne, der ihn führte. Weder am Rumpfe noch am Mastwerk erlitt er irgend eine ernsthaftere Beschädigung.
    Am nächsten Tage, am 2. November, wo der Wind mäßiger und das Meer etwas ruhiger wurde, kam die Brigg ziemlich weit draußen vor einer anderen Reede vorüber, die noch größer als die von Auckland war: an der Reede von Kaipara, in deren Hintergrunde der Port Albert angelegt ist.
    Nach weiteren vierundzwanzig Stunden war die Brigg – der Wind war inzwischen fast gänzlich abgeflaut – an den Höhen des Manganni-Bluff, der Hokiangabucht, an der Beefspitze und dem Kap Van Diemen nach einer Fahrt von siebzig bis achtzig Seemeilen vorübergekommen. Von hier aus blieben die Klippen der Three-Kings zur Linken liegen, und nun lag vor dem Bug die weite Meeresfläche bis zu dem Gewirre der Tongainseln, der Hebriden und der Salomonsinseln, die zwischen dem Äquator und dem Wendekreis des Steinbocks verstreut liegen.
    Jetzt mußte also ein nordöstlicher Kurs auf Neuguinea zu eingeschlagen werden, auf die große, noch neunzehnhundert Seemeilen entfernte Insel, um auf die Luisiaden zu treffen und jenseits dieser auf die Inselgruppen, die gegenwärtig dem deutschen Kolonialbesitz angegliedert sind.
    Blieben ihm Wind und Wasser günstig, so hoffte Gibson, die bevorstehende Fahrt in kurzer Zeit zu vollenden. Mehr in der Nähe der Äquinoktiallinie (des Wendekreises) herrscht nicht so oft schlechtes Wetter und sind die Stürme nicht so heftig, wie in der Umgebung von Australien und Neuseeland. Anderseits ist ein Schiff dort eher Windstillen ausgesetzt, die eine Segelfahrt um viele Tage verzögern können, während sie den Dampfern eine ruhige und schnelle Fahrt ermöglichen. Die Dampfschiffahrt stellt sich aber zu teuer, wo es sich um die große und kleine Küstenfahrt in diesen entlegenen Meeresgebieten handelt, und deshalb zieht man es hier vor, sich auf den Wind zu verlassen, statt so viel Kohle zu verbrennen.
    Jetzt drohte die schwache und zuweilen aussetzende Brise freilich, die Geschwindigkeit der

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